Essen. „Schönwetterdienst“, ein „absoluter Scherz“, „Chaos pur“: Nicht gerade zimperlich waren die Nutzer unseres Forums mit ihren Kommentaren zum Winterdienst in Nordrhein-Westfalens Städten. Land und Kommunen wiegeln ab: Eine solche extreme Wetterlage habe es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.
Ob Bochum, Essen, Gelsenkirchen oder Oberhausen: Es ist Tag drei nach dem großen Wintereinbruch, dennoch liegen allerorten nicht nur seit Tagen Eis und Schnee auf der Straße, es hagelt zudem noch Schelte, dass die Straßenbetriebe mit dem Streuen nicht nachkommen. Verwundert sind die DerWesten-Nutzer besonders darüber, wie lange das dauert. „Ich denke, dass man doch am dritten Tag des großen Wintereinbruchs erwarten könnte, dass wenigstens Straßen mit Gefälle geräumt worden wären“, schreibt Davida mit Blick auf Essen-Kettwig. Nur mit Schneeketten seien jene Straßen zu befahren.
Nicht von sommerlichen Verhältnissen ausgehen
Da horcht Rolf Friesewinkel von den Essener Entsorgungsbetrieben sofort auf. „Falls Nebenstraßen nicht im Verzeichnis aufgeführt sind, sind wir für eine Räumung nicht zuständig.“ Eine gesetzliche Verpflichtung bestehe nur bei Haupt- und Erschließungsstraßen. Friesewinkel kehrt gerade von einer Auto-Tour durch Kettwig zurück. „Ich konnte alle Straßen befahren“, sagt er. Von sommerlichen Verhältnissen sei natürlich nicht auszugehen, ein bisschen Gas geben müssen man bei der Anfahrt am Berg schon. Insgesamt hat der Wintereinbruch auch die Stadt Essen vor enorme Herausforderungen gestellt. In der Stadt seien 4000 Straßenkilometer zu streuen.
Auch Stefanie Genthe, Sprecherin der Gelsenkirchener Gelsendienst betont: "Winterdienst bedeutet, dass Verkehrssicherheit herzustellen ist." Die Aufgabe sei nicht, eine Straße schneefrei zu räumen. Es müsse ein den Witterungsverhältnissen entsprechendes Fahren ermöglicht werden. Das könne auch Tempo 30 auf geschlossener Schneedecke sein.
Festgelegter Plan
Alle Straßenbetriebe gehen bei Wintereinbruch nach einem festgelegten Plan vor. Der beinhaltet drei Streustufen, wonach zuerst die Hauptverkehrsstraßen von Schnee und Eis zu befreien sind. Danach sind kleinere Straßen an der Reihe. Für Wohnstraßen sowie Bürgersteige in Wohngebieten sind die Anwohner zuständig.
Landesstraßen, die nicht in geschlossenen Ortschaft liegen, werden vom Landesbetrieb Straßen.NRW geräumt. Sprecher Bernhard Meier: "Die Lage entspannt sich etwas." Allein auf wenig befahrenen Straßen, wo der Asphalt feucht gewesen sei, wirke das Streusalz nicht so schnell. "Es verbindet sich am besten mit dem Schnee, wenn viele Autos darüber fahren", erklärt Meyer.
In Oberhausen, wo die Kritik besonders laut ist, sagt Heinz van Gemmeren von den zuständigen Wirtschaftsbetrieben WBO: „Wir sind rund um die Uhr mit allen Arbeitskräften im Einsatz“. Gearbeitet werde in drei Schichten. Dennoch: „Im Ruhrgebiet sind wir auf solche Wetterverhältnisse nicht vorbereitet. Sie können hier nicht mal eben eine Straße sperren und sie komplett räumen“, sagt van Gemmeren. Zudem sei das Streusalz ab Temperaturen unter minus 7 Grad nicht mehr so wirksam. Man setze deshalb zusätzlich eine Kalium-Chlorid-Lösung ein.
Auf solche Wetterverhältnisse nicht vorbereitet
Drei Tage nach dem Wintereinbruch, schreibt User Schiko aus Oberhausen, könne es nicht sein, dass selbst die Hauptverkehrsstraßen kaum geräumt seien. Auch in Bochum machten viele Menschen ihrem Unmut über mangelhaft gestreute Straßen Luft.
Versöhnliches zum Schluss: „Hier in Dortmund ist übrigens seit Montag Mittag keine nennenswerte Straße mehr in irgendeiner Weise von Schnee, Matsch oder Eis bedeckt.“ Das schrieb User Yukon am Nachmittag.
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