Tod und Trauer sind immer präsent im Leben von Mechthild Schroeter-Rupieper. Sie betreut Hinterbliebene von Menschen, die sich das Leben genommen haben. „Wenn man lernt, mit Tod und Trauer umzugehen, dann kann man daran wachsen und eine ganz starke Persönlichkeit werden”, sagt sie.

„Was das Leben schön macht” steht auf einer Tafel am Eingang der Wohnung in der zweiten Etage der Ückendorferstraße 92. Und mit Kreide darunter: „Freunde, Musik, Liebe, Pommes, Gitti, ein Eis, Tanzen, Natur, Gedichte. . .” Die Liste wird im Laufe des Tages noch viel länger werden, denn jeder Gast, der heute zur Eröffnung der neuen Praxisräume von Mechthild Schroeter-Rupieper eingeladen ist, soll seinen Teil dazu beitragen. Dabei beschäftigt sich die Frau mit dem feuerroten Haar: mit Tod und Trauer.

Mechthild Schroeter-Rupieper ist eine von wenigen ausgebildeten Trauerbegleiterinnen in der Region. Dass sie jetzt nicht nur eigene Praxisräume eröffnet, sondern auch ein Buch über ihre Arbeit veröffentlicht hat, hat vor allem einen Grund: „Der Bedarf an Trauerbegleitung wird immer größer” sagt die 45-Jährige. Weil mehr getrauert wird? „Weil immer öfter erkannt wird, dass wir das Thema Tod und Trauer nicht verdrängen dürfen, wenn wir damit fertig werden wollen.” Und, ja, es werde mehr gestorben. „Die Selbstmordrate in Nordrhein-Westfalen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.” Und: „Wenn man lernt, mit Tod und Trauer umzugehen, dann kann man daran wachsen und eine ganz starke Persönlichkeit werden”, sagt die Mutter von drei Söhnen und einer Pflegetochter.

In Familien gehen, in denen ein Elternteil tödlich verunglückt ist. In Schulklassen gehen, in denen ein Klassenkamerad sich erhängt hat. In Partnerschaften gehen, in denen sich ein Paar schmerzhaft geschieden hat: Die gelernte Erzieherin ist auf Umwegen zu dem gekommen, was sie inzwischen nicht mehr nur ehrenamtlich, sondern hauptberuflich und erfolgreich tut. „Wir hatten Sterbefälle in der Familie, im Freundeskreis, ich habe mich immer stärker mit der Problematik auseinandergesetzt und festgestellt: Hier muss was getan werden, und ich kann es tun.”

Sie, die unter anderem eine Kindertagesstätte in Ückendorf leitete, dann die Öffentlichkeitsarbeit des Kinderhospizes Arche Noah organisierte, entschloss sich schließlich zu einer Fortbildung zur Trauerbegleitung. „Ich merkte, wie mich das packte, wie die intensiven Gespräche auch eine neue Welt eröffneten.” Gespräche, die nicht immer leicht sind.

Wie schützt sich jemand, der in schmerzhaften Momenten so geduldig zuhört, selbst vor der Trauer? „Ich mache das, was ich anderen auch rate: Ich lasse sie zu.”

Tod und Trauer zulassen, wie man eben auch das Glück zulässt, und die schönen Momente. „Tiefe Gefühle” schreibt eine Besucherin auf die Tafel, die erzählt, was das Leben lebenswert macht. Vielleicht gehört beides dazu.