Gelsenkirchen. Für Gelsenkirchen war es ein Schock, als der Bund kurzfristig die Gesundheitskiosks aus dem Gesetz strich. Wie es trotzdem bald losgehen soll.

In vollem Lauf ausgebremst: so fühlten sich Akteure aus dem Gesundheitsbereich in Gelsenkirchen, als das Gesundheitsministerium die Förderung von Gesundheitskiosks vor einigen Wochen kurzerhand aus dem Gesetzentwurf strich. Bereits vor zwei Jahren hatte das Gesundheitsreferat in Gelsenkirchen mit den Planungen für einen Gesundheitskiosk begonnen.

Aufbau des Kiosks seit 2022 in Planung

Eine solche zentrale, niederschwellige Anlaufstelle mit Informationen zu allen gesundheitlichen Fragen allein zu betreiben, ist für die finanzschwache Kommune schwer möglich. Mehrere Städte der Region hatten sich bereits zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengetan, um das Konzept auch gemeinsam vorantreiben zu können.

Sozialdezernentin Andrea Henze hält weiter am Projekt Gesundheitskiosk fest und hofft auf die Wirksamkeit der Widersprüche mehrerer Kommunen gegen die Streichung aus dem Gesundheitsstärkungsgesetz.
Sozialdezernentin Andrea Henze hält weiter am Projekt Gesundheitskiosk fest und hofft auf die Wirksamkeit der Widersprüche mehrerer Kommunen gegen die Streichung aus dem Gesundheitsstärkungsgesetz. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Als Gelsenkirchen 2022 zu planen begann, ging in Essen gerade ein von der Stadt finanzierter Gesundheitskiosk als niederschwellige Anlaufstelle vor allem für benachteiligte Gruppen an den Start. Gesundheitsdezernentin Andrea Henze hatte die Idee, ein solches Angebot auch in Gelsenkirchen zu installieren, bereits aus ihrer vorigen Wirkungsstätte in Bochum mitgebracht. Dort wird trotz der Streichung vom Bund am Kiosk festgehalten. In Wattenscheid soll im Umfeld gar ein ganzer Gesundheits-Hub entstehen, mit zahlreichen Akteuren der Gesundheitswirtschaft. Das Argument: Ein Kiosk kostet zwar, er spart aber Kosten durch Aufklärung, die falsche oder Nicht-Behandlung verhindert.

Essen macht weiter, Bochum plant groß für Gesundheitswirtschaft

In Bochum plant man mit 400.000 Euro Kosten im Jahr; wäre der Bund, wie ursprünglich geplant, mit eingestiegen, hätte die Stadt nur 20 Prozent davon tragen müssen. Auch in Gelsenkirchen wird das Projekt nicht aufgegeben, allerdings zunächst deutlich kleiner ausgerollt, zunächst ohne eine große, zentral installierte Anlaufstelle; eine Interimslösung.

Hochschule für Gesundheit hilft Gelsenkirchen beim Konzept

Parallel begleitet die Hochschule für Gesundheit Bochum bereits die Planungen für Gelsenkirchen: Am Lehrstuhl von Prof. Heike Köckler wird wissenschaftlich untersucht, wie gute, niederschwellige Zugänge zu Gesundheitsinformationen speziell für Bürgerinnen und Bürgern in Gelsenkirchen passgenau aufgebaut werden können.

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Nach ersten Interviews mit Akteurinnen und Akteuren will die Hochschule Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus verschiedenen Bereichen einbeziehen. Die Ergebnisse fließen ins Konzept des Gelsenkirchener Gesundheitskioskes beziehungsweise in die Zwischenlösung „Gemeinsam für Gesundheit - regional, sozial und bunt“ ein.

Kernziel der Kioske ist, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu verbessern. Zunächst soll in Gelsenkirchen die Vernetzung der im Gesundheitsbereich Aktiven in der Stadt intensiviert werden, so Dezernentin Andrea Henze, um Bedarfe zielgerichteter verknüpfen zu können. Eingebunden sind neben Ärzten, Wohlfahrtsträgern, Krankenkassen, Apotheken, Pflegediensten und anderen auch Hebammen, als eine Maßnahme gegen hohe Säuglingssterblichkeit.

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Beim Gesundheitskiosk geht es nicht um medizinische Behandlung, sondern um Aufklärung. Patienten sollen hier erfahren können, was sich hinter den medizinischen Fachbegriffen verbirgt, die sie in ihrem schriftlichen Diagnosebefund an die Hand bekommen haben. Auch Anlaufstellen für die mögliche Weiterbehandlung und Unterstützung für Menschen ohne Krankenversicherung oder zu wenig Sprachkenntnisse sollen am Kiosk vermittelt werden. Die kleinere Interimslösung soll nach Plänen der Verwaltung bereits im Herbst 2024 an den Start gehen. Thema sollen diese Pläne auch in der Sitzung des Gesundheitsausschusses sein, der am Donnerstag, 13. Juni, zusammenkommt.