Gelsenkirchen. Ein ganz neues Museum für Gelsenkirchen, im verfallenen Haus Leithe? Was es bedeuten würde, so eine Vision am ehemaligen Adelssitz umzusetzen.
Es ist ein nicht ganz neuer Herzenswunsch, der immer wieder aus den ehrenamtlich besonders aktiven Teilen der Rotthauser Bürgerschaft kommt: Könnte ein Heimatmuseum in dem arg vernachlässigten Baudenkmal Haus Leithe untergebracht werden? Unterstützt wird die Idee auch von der FDP, die deswegen nach den Möglichkeiten in der vergangenen Bezirksvertretung Süd fragte. Die Einschätzung von Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte (ISG): „Das dürfte erhebliche Kosten nach sich tragen, sicherlich in Millionenhöhe.“
Auch interessant
Zum einen bräuchte es laut Schmidt natürlich eine „konsistente, gepflegte, systematisch inventarisierte Sammlung“. Entsprechende Exponate für Haus Leithe zusammenzutragen, sei jedoch nicht ganz einfach. Die Sammlung sei „zersplittert“, nötig seien „viele personalintensive Schritte für eine museumsfähige Sammlung“, erläuterte Schmitt. Auch ein museumspädagogisches Konzept müsse erarbeitet werden. „Es braucht einen Kurator, der all das vorbereitet“, so der ISG-Leiter. Man müsse also mit „viel Personal in Vorleistung treten.“
Museum im Gelsenkirchener Baudenkmal? Viele Kriterien müssten erfüllt werden
Neben der Sammlung sei eine Sonderausstellungsfläche nötig, um einen Anreiz zu geben, nach einmaligem Besuch wiederzukommen. „Ein Museum muss mit neuen spannenden Ausstellungen bespielt werden, dafür braucht man eine Fläche.“ Zudem müsse es Raum für ein Depot geben. „Und man braucht die richtigen klimatischen Bedingungen.“ Die Frage, ob der Bau am Junkerweg dafür überhaupt geeignet sei, könne Schmitt nicht beantworten. Klar aber sei: Um überhaupt förderfähig zu sein und so ein Heimatmuseum nicht komplett aus der Stadtkasse stemmen zu müssen, müssten viele Kriterien umgesetzt werden.
Den kulturhistorisch bewanderten Rotthauser Burkhard Nowak überraschte das nicht. Nach seiner Einschätzung würde es aber eine Reihe von potenziellen Stiftungen geben, die für eine stattliche Förderung zur Verwandlung des ehemaligen Rittergutes in ein Heimatmuseum infrage kämen. Voraussetzung dafür sei, dass die Stadt Haus Leithe erst einmal zurückkauft. Nachdem nun ein neuer Investor bereit zu sein scheint, Haus Leithe zu übernehmen, ist dieser Zug aber wohl einmal abgefahren.
Auch interessant
Haus Leithe blickt auf eine lange Geschichte zurück. Als Stammsitz der Ritter von Leithe wird es urkundlich erstmals 1366 benannt. 1438 erlosch das Geschlecht. Das Anwesen kam folgend in verschiedene Hände von Adeligen. Das Haupthaus als zweigeschossiger Rechteckbau entstand um 1565. Das Torhaus wurde im Jahre 1753 errichtet und 1860 mit der markanten Zinnenkrone aufgestockt. 1986 wurde Haus Leithe in die Denkmalliste eingetragen. Seit 1997 gehörte es zum Eigentum der GGW, die das Baudenkmal 2012 verkaufte. Zwei Brände, 2019 und 2021, hinterließen sichtbar Spuren am zunehmend maroden Bestand, der die Bürgerschaft seit Jahrzehnten ärgert.