Gelsenkirchen. Überraschung bei Haus Leithe: Für Gelsenkirchens Rittergut gibt es einen Interessenten. Bürger aber fordern: Die Stadt soll das Denkmal kaufen.

In Archiven und Akten wühlen, darin ist der umtriebige Heimatforscher Karlheinz Rabas geübt. Als der Rotthauser jetzt für die Vorbereitung zur Bezirksvertretung (BV) Süd wieder mal in der Vergangenheit recherchierte, da fand er heraus: „Schon 1982 stand ein Großteil dieser Bezirksvertretung vor dem Eingang von Haus Leithe und wollte sich darum kümmern, dass dieses Haus instand gesetzt wird.“ Nun ist es über 40 Jahre später: „Getan hat sich meines Erachtens aber überhaupt nichts“, stellte Rabas fest, als man ihm das Rederecht in der BV gab.

Weitere Überraschung: Neuer Investor für Haus Leithe gefunden

Mit diesem Eindruck ist er nicht alleine. Es ist die unendliche Geschichte des Gelsenkirchener Südens – das ehemalige Rittergut an dem Junkerweg. Kein Thema steht häufiger auf der Tagesordnung in der BV Süd. Und so ziemlich jede Partei hat das berüchtigtste Baudenkmal des Stadtsüdens schon zum Thema gemacht. Dieses Mal war die FDP an der Reihe. Der Anlass: Zuletzt hatte eine Anzeige auf dem Immobilienportal Immowelt.de („Denkmal-Rittergut sucht kreative Verwandlung!“) für Überraschung gesorgt. Eigentümer Jörg Zahn, der das Objekt 2012 von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) für 200.000 Euro erworben hatte, wollte es nun für 490.000 Euro weiter verkaufen.

Und offenbar ist das auch gelungen. Wovon in der BV Süd eigenartigerweise noch keine Rede war, was die WAZ aber wenige Tage später über den betreuenden Immobilienmakler Marcus Christian Dey erfuhr: Ein neuer Investor will bei Haus Leithe zuschlagen. „Wir haben einen Kaufinteressenten gefunden, der jetzt im Austausch mit dem Bauamt und der Denkmalschutzbehörde ist“, sagte Dey auf Nachfrage. Details könne man zwar noch nicht nennen, die Gespräche mit der Verwaltung würden aber „zielführend verlaufen“, wie der Düsseldorfer betonte.

Haus Leithe am Junkerweg: Seit Jahrzehnten wird sich der Kopf über das Denkmal zerbrochen.
Haus Leithe am Junkerweg: Seit Jahrzehnten wird sich der Kopf über das Denkmal zerbrochen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Stadtverwaltung hält sich auf Nachfrage ebenfalls noch zurück, bestätigte auf WAZ-Nachfrage jedoch, dass ein neuer potenzieller Investor genannt worden sei. Die Anzeige auf Immowelt.de ist mittlerweile auch verschwunden. Geworben wurde dort damit, dass bereits Genehmigung für zehn Wohneinheiten und Außenstellplätzen vorliegen, um Haus Leithe zügig in eine „zeitgemäße Wohnoase“ verwandeln zu können. Der aktuelle Eigentümer Zahn war eigentlich angetreten, um selbst moderne Wohnbebauung am Standort entstehen lassen.

Wunsch aus Rotthausen: Haus Leithe als Heimatmuseum

Für Rabas und seinen Weggefährten, dem nicht minder im Stadtteil aktiven Burkhard Nowak, dürfte die Neuigkeit erst einmal eine Enttäuschung sein. Nowak hatte in der BV betont: „Träger oder Käufer kann nur die GGW sein.“ Die beiden wünschen sich ein Heimatmuseum am Adelssitz (eine Vision, die ganz schön teuer und kompliziert umzusetzen wäre). Aber „das Allein Seligmachende“ sei so ein Museum sicher auch nicht. „Es gibt vielfältige Ideen für eine Nutzung“, so Nowak. Wichtig sei erst einmal, dass die GGW für den Rückkauf zur Verfügung steht. „Dafür muss aber der politische Wille da sein, ohne den geht es nicht.“

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Diesen Willen gibt es aber eindeutig nicht. Die Politik sei zwar nach all den Jahren immer noch gewillt, eine gute Lösung zu finden, hätte ja einst sogar laut über das (hier rechtlich nicht umsetzbare) Mittel der Enteignung nachgedacht, weil bei Haus Leithe so lange nichts passierte, wie Lothar Jacksteit von der CDU betonte. Das einst für 200.000 Euro veräußerte Rittergut aber nun für mehr als das Doppelte zurückzukaufen? „Wir könnten es den Bürgerinnen und Bürgern nicht erklären, so viel Geld für etwas auszugeben, was Privatinvestoren bereit waren, verkommen zu lassen“, so Jacksteit.

GGW als Käufer von Haus Leithe? Es gibt „ganz andere Prioritäten“

Auch Stadtkämmerer Luidger Wolterhoff erteilte als Verwaltungsrepräsentant in der BV der Idee eine deutliche Absage, Haus Leithe zurückzukaufen. „Die GGW hat kein Interesse, das Gebäude zu erwerben“, betonte er. Das sei nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Kapazitäten. Und der Schul- oder Kitabau sowie die Schaffung von sozialem Wohnraum hätten nun einmal „eine viel höhere Priorität als der berechtigte und wichtige Erhalt dieses historischen Gebäudes.“

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„Ohne den Willen des Eigentümers geht bei Haus Leithe ohnehin nichts“, fasste es Bezirksbürgermeister Thomas Fath zusammen. Da dieser nun zeitnah wechseln und neue Pläne für Haus Leithe präsentieren könnte, wird die Endlosgeschichte die lokale Politik sicher schon bald erneut intensiv beschäftigen.