Gelsenkirchen. Die Starkregenkarte der Stadt zeigt im Detail, welchen Häusern Überschwemmungs-Gefahr droht. Diese Bereiche und Straßen sind besonders betroffen.

Gelsenkirchen im Ausnahmezustand, Einsatzkräfte können teils nur mit Booten zur Rettung eilen, Bewohner sind verzweifelt: In der Nacht vom 16. auf den 17. August 2023 wütet ein Unwetter über der Stadt, mit Superzellen, die vor allem den Bereich Trinenkamp in Bismarck absaufen ließen. Innerhalb von 90 Minuten ergossen sich dort bis zu 75 Liter Regen pro Quadratmeter, die Emschergenossenschaft sprach von einem Jahrhundertereignis. Die Starkregensaison hat auch 2024 schon an Fahrt aufgenommen – umfangreiche Informationen, um festzustellen, ob sich das eigene Haus oder die eigene Wohnung in gefährlicher Lage befindet, zeigt ganz konkret die sogenannte „Starkregengefahrenkarte“ der Stadt.

Starkregen in Gelsenkirchen: Diese Grundstücke sind besonders betroffen

Diese Karte, sie zeigt, wo genau das Wasser bei Starkregen entlang läuft und welche Gebiete möglicherweise überflutet werden. Angenommen wird eine Regenmenge von 52,2 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde (statistisch gesehen passiert so etwas alle 100 Jahre) – auf dem Stadtgebiet gibt es demnach einige Bereiche, an denen in einem solchen Fall das Wasser bis zu zwei Meter hoch in den Straßen stehen würde.

Abgesoffene Kurt-Schumacher-Straße: Die Gelsenkirchener Feuerwehr musste in der Nacht auf den 17. August 2023 nicht nur in Schalke-Nord Wassermassen beseitigen.
Abgesoffene Kurt-Schumacher-Straße: Die Gelsenkirchener Feuerwehr musste in der Nacht auf den 17. August 2023 nicht nur in Schalke-Nord Wassermassen beseitigen. © Feuerwehr Gelsenkirchen | Feuerwehr Gelsenkirchen

Demnach stark betroffen wäre beispielsweise der Bereich rund um die Grimbergstraße, Münsterstraße und Albenhausenstraße in Bismarck, oder der Bereich in Höhe der Willy-Brandt-Allee/Adenauerallee in Erle oder die Grundstücke rund um Schlangenwallstraße, Grabbestraße, Industriestraße, Auf dem Schollbruch bis hin zur Horst-Gladbecker-Straße in Horst, oder die Ecke Mühlenstraße/Dillbrinkstraße in Buer. Gleiches gilt etwa auch für den Bereich, wo sich die Kleingartenvereine „Am Knabenbach“ und „Resser Mark“ befinden.

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    Das Problem, vor dem die Experten regelmäßig stehen: Nur schwer und sehr kurzfristig ist vorauszusagen, wann und wo Starkregen überhaupt auftritt. Ein weiterer Punkt: Andres als bei Überflutungen, die von Gewässern ausgehen, können die Folgen von Starkregen grundsätzlich alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener treffen. Allerdings sind bei Starkregen besonders die Grundstücke gefährdet, die in Senken oder am Hang liegen. Zu den gefährdeten Bereichen gehören aber auch Grundstücke in der Nähe von Bächen und in besonders dicht besiedelten Gebieten, wie beispielsweise dem Stadtsüden.

    Nachgefragt bei den Expertinnen und Experten vom Deutschen Wetterdienst (DWD): Sie haben die Daten der DWD-Wetterstation in Buer ausgewertet, die seit 1941 in Betrieb ist. Über alle Jahre, also von 1941 bis 2023, lag der Durchschnittswert mit über 20 Millimetern Niederschlag bei gut fünf Tagen. Das Jahr 2023 war nun herausragend mit 14 Tagen und löste den bisherigen Spitzenreiter, das Jahr 2002 mit 13 Tagen, ab.

    Meterhoch stand das Wasser in einigen Straßenzügen Gelsenkirchens nach den heftigen Gewittern vom 16. auf den 17. August 2023.
    Meterhoch stand das Wasser in einigen Straßenzügen Gelsenkirchens nach den heftigen Gewittern vom 16. auf den 17. August 2023. © Feuerwehr Gelsenkirchen

    Hervorzuheben ist für das Jahr 2023 der 22. Juni: Hier fielen 95 Millimeter Niederschlag innerhalb von 24 Stunden. Aber auch am ersten Weihnachtstag 2023 kam eine Menge runter: Laut Aufzeichnungen des DWD fielen 37,2 Millimeter in 24 Stunden. Den höchsten Wert für dieses Jahr hält bislang der 21. Mai – mit 31,0 Millimetern.

    Wie verhalte ich mich im Ernstfall einer Überflutung?

    Zunächst gilt: Strom und Heizungen abschalten. Liegt der Stromkasten im von Wasser überfluteten Bereich, sollte dieser nicht betreten und sofort die Feuerwehr alarmiert werden.
    Generell gilt, dass überschwemmte Räume nicht betreten sollten. Denn: Elektrische Anlagen könnten für einen Stromschlag sorgen, zudem könnte noch mehr Wasser plötzlich ins Gebäude eindringen. Lebensgefahr besteht auch in überfluteten Unterführungen.

    „Trotz des 2023er-Rekordwertes lässt sich aus diesen Daten nicht direkt ableiten, dass die Anzahl der Tage mit 20 Millimetern und mehr in den letzten Jahren deutlich zugenommen hätte“, erklärt der Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit für häufigere und intensivere (Stark-) Regenfälle erhöht, „da eine durch den Klimawandel wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnehmen kann und es damit das Potenzial für mehr Niederschlag gibt.“

    Grundsätzlich werden sich Niederschläge in Gelsenkirchen weiter intensivieren

    Grundsätzlich sei davon auszugehen, dass sich Niederschläge in Deutschland in Zukunft (weiter) intensivieren werden und es somit zu mehr Starkniederschlag kommt, so Kesseler-Lauterkorn weiter. Dafür gebe es verschiedene Gründe: Zum einen würden im Schnitt höhere Temperaturen dafür sorgen, dass die Luft mehr Wasserdampf aufnimmt und somit intensivere Niederschläge möglich macht.

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    Andererseits würden sich durch die globalen Temperaturänderungen, die regional unterschiedlich ausfallen, wahrscheinlich die großräumigen Zirkulationsmuster ändern. „Dadurch besteht auch die Möglichkeit, dass Niederschlagsgebiete langsamer ziehen. Wo sich zuvor Niederschlag auf eine größere Fläche verteilt hat, verharren Niederschlagsgebiete und regnen sich über Stunden über ein und derselben Region ab“, so der stellvertretende Leiter des Regionalen Klimabüros Essen des DWD.

    Weitere Informationen sind im Netz unter gelsenkirchen.de/starkregen sowie gelsenkanal.de zu finden. Es besteht auch die Möglichkeit, sich bei Gelsenkanal persönlich und kostenlos beraten zu lassen: Interessierte können unter 0209- 169 6318 oder per E-Mail an beratung@gelsenkanal.de Kontakt aufnehmen und bei Bedarf einen Beratungstermin vor Ort vereinbaren.