Gelsenkirchen. Bei Thyssenkrupp Electrical Steel wird ein Produkt der Energiewende hergestellt. Trotzdem gibt es laut Stadt keinen Grund, sich zurückzulehnen.
Bei Thyssenkrupp Electrical Steel in Schalke wird mit dem kornorientierten Elektroband ein Werkstoff der Energiewende hergestellt. Trotz der Spezialisierung des Standorts auf ein zukunftsträchtiges Produkt, das etwa für Transformatoren benötigt wird, stellt sich für die Gelsenkirchener Grünen jedoch die Frage, inwieweit die jüngst angekündigten tiefen Einschnitte bei Thyssenkrupp Steel Auswirkungen auf die Produktion und den Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen haben könnten. Gelsenkirchen sei aufgrund seiner „engen wirtschaftlichen Verflechtung mit der Stahlindustrie“ besonders von den Entwicklungen betroffen, zeigte sich die Grünen-Fraktion besorgt – und verlangte eine Einschätzung von der Stadt. Die zeigt sich optimistisch, sieht aber mittelfristig auch Handlungsbedarf.
Laufende Einstellungen bei Gelsenkirchener Thyssenkrupp-Standort
Der Standort in Gelsenkirchen habe zwar vor sechs Jahren auf der Kippe gestanden, mit dem Elektroband sei jedoch ein Zukunftsmarkt gewonnen worden, sagte Simon Nowack, Dezernent für Wirtschaftsförderung. „Das hat dazu geführt, dass seit mittlerweile drei Jahren in Folge in durchaus bedeutsamer Zahl Arbeitsplätze entstanden sind.“ Nowack sprach von „alleine 50 neuen Mitarbeitern“ im vergangenen Jahr. Auch aktuell seien zahlreiche Stellen ausgeschrieben. „Die grundsätzliche Auftragssituation ist zufriedenstellend“, so der Stadtrat. Das werde auch für die kommenden Jahre so prognostiziert.
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„Nichtsdestotrotz ist es in der Tat so, dass sich Auswirkungen aus Duisburg hier niederschlagen können“, so Nowack. Geht es dem Mutterkonzern schlecht, sei das naheliegenderweise auch für die Tochter nicht förderlich. Electrical Steel selbst sei zudem ein bedeutsamer Abnehmer für den Stahl aus Duisburg.
Und: „Es gibt aufstrebende Konkurrenz aus den asiatischen Märkten, auch wenn es noch einen bedeutsamen Technologievorsprung besteht.“ Deswegen ist Nowack zufolge entscheidend, dass weiter Zukunftsinvestitionen in Gelsenkirchen getätigt werden. „Davon hängt ab, ob der Standort mittel- und langfristig Bestand hat und sich auf dem Weltmarkt bewähren kann.“
Zudem sei es wichtig, dass es der örtlichen Geschäftsleitung gelingt, „die besondere Bedeutung des Standorts deutlich zu machen“, so Nowack weiter. Hier habe er aber „sehr große Hoffnung“, dass dies gelingt.
Fast ein Viertel der Produktion soll bei Thyssenkrupp Steel wegfallen
Das Management von Deutschlands größtem Stahlkonzern will Thyssenkrupp Steel für eine deutlich geringere Produktion neu zuschneiden. Fast ein Viertel der Produktion soll wegfallen, dabei werde es einen „noch nicht bezifferbaren Abbau von Arbeitsplätzen“ geben. Breite Kritik aus der Politik - von NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst (CDU) bis Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) - gibt es an der bisherigen Kommunikationsstrategie des Vorstandes.
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Die EP Corporate Group (EPCG) des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský soll sich mit 20 Prozent am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp beteiligen, wie kürzlich bekannt wurde. Ziel ist die Schaffung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Seiten jeweils 50 Prozent der Anteile halten.
Noch hat der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat den Plänen des Vorstands allerdings nicht zugestimmt. Das soll voraussichtlich am 23. Mai geschehen. Die IG Metall in NRW deutete zuletzt an, mit einem Ja der Arbeitnehmervertreter sei nicht zu rechnen. Die Gewerkschaften stellen sich auf einen langen Kampf um die Arbeitsplätze ein.