Gelsenkirchen. Warnung vor einem Gas-Lieferstopp beim Arbeitnehmerempfang: Für Electrical Steel in Schalke wäre ein Embargo fatal. Auch OB Welge ist alarmiert.
Die Möglichkeit eines Lieferstopps von russischem Gas hängt wie ein Damoklesschwert über den hiesigen Betrieben. Das wurde beim ersten Gelsenkirchener Arbeitnehmerempfang seit Beginn der Corona-Pandemie im Musiktheater deutlich. „Für uns wäre ein Embargo aktuell das schlimmste Bedrohungsszenario“, sagte Rouven Ratter vom Betriebsratsvorstand der Thyssenkrupp Electrical Steel in Schalke.
BR-Vorsitzender aus Gelsenkirchen: „Wir würden die Energiewende flachlegen“
An der Berliner Brücke sei man mit einem Gasverbrauch von ungefähr 18.000 Einfamilienhäusern im Jahr einer der Hauptabnehmer von Gas in Gelsenkirchen. „Wenn der Schalter umgelegt wird, ist bei uns innerhalb von 24 Stunden das Licht aus, die Produktion wäre lahmgelegt“, stellte Ratter mit aller Drastik dar. Doch nicht nur das: „Wir würden damit auch die Energiewende flachlegen.“
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Denn das kornorientierte Elektroband, das als wichtiger Werkstoff für energieeffiziente Transformatoren weltweit an wenigen Standorten, aber auch in Gelsenkirchen hergestellt wird, werde gerade jetzt überall gebraucht – vom kleinen Trafo, der das Licht dimmt, bis hin zum großen Leistungstransformator am Kraftwerk. Eine Einschränkung der Produktion durch ein Embargo sei zudem auch für die Belegschaft ein enormer Rückschlag. „Und das, obwohl wir uns in den vergangenen acht, neun Jahren wieder so herangekämpft haben und die Belegschaft so viel einstecken musste.“ Lesen Sie hierzu: Stahlwerk von Thyssenkrupp in Gelsenkirchen startet durch
DGB-Chef Rosendahl: „Ein Gas-Embargo zu fordern, ist irrational“
Mark Rosendahl, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Emscher-Lippe, bezeichnete ein Gas-Embargo mit Blick auf die Folgen für die Betriebe deshalb als „irrational“. Verantwortliche Politiker, die einen sofortigen Lieferstopp als Druckmittel gegenüber Putin fordern, hätten „ihre Verantwortung nicht verstanden“, so der Regionsgeschäftsführer unter Applaus der anwesenden Gewerkschafter und Politiker.
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Auch Oberbürgermeisterin Karin Welge warnte vor den Konsequenzen eines Gas-Lieferstopps für die örtliche Wirtschaft. „Schnellschüsse“ könnten für die Stadt schlimme Folgen haben. „In einer energieintensiven Industriewirtschaft wie hier in Gelsenkirchen passieren dann Dinge, die wir alle nicht wollen. Produktionen werden zurückgefahren – und das teils irreversibel und irreparabel“, sagte Welge. Die Folgen: ein deutlicher Verlust von Arbeitsplätzen. „Ich rate deshalb ein wenig mehr zu Besonnenheit.“