Gelsenkirchen-Schalke. Eine Menge Spatenstiche bereiten den Boden in Gelsenkirchen vor. Viele Helfer schuften am Quartiersgarten auf dem Areal Schacht Graf Bismarck.

Rundum sprießen Brombeer-Ranken und Brennnesseln, mittendrin entsteht etwas Neues. Vor über 60 Jahren endete der Betrieb auf der Zeche Graf Bismarck. Jetzt hat das Sozialwerk St. Georg auf dem Gelände der früheren Waschkaue in Schalke-Nord im Wortsinne den Boden bereitet. Ein Kreativgarten für das ganze Quartier mit einer Riesenmenge von Unterstützern und Helfern entsteht derzeit an der Uechtingstraße.

„Wir mussten eigentliche nur einmal mit dem Rasenmäher drübergehen“, sagt Nina Hoffmann mit dem bunten Shirt und dem Emblem „Sozialwerk St. Georg“ lächelnd. „Ein bisschen wild war es ja schon.“ Den vielen Helfern auf dem 2000 Quadratmeter großen Teilstück hinter der Kindertagesstätte „Kleine Knappen“ werden inzwischen schon die Arme lang. Ihnen steht der Schweiß auf der Stirn. Am Aktionstag für den Kreativgarten heizt die Sonne am wolkenlosen Himmel ihnen ein.

Vor über 60 Jahren schloss die Gelsenkirchener Zeche

Im Schatten am Rande ist schon eine Reihe von Waldreben, noch kleinen Clematis-Pflänzchen, akkurat in einer Reihe gepflanzt. Halbhoch ist ein Draht gespannt, aber den werden ihre Ranken wohl schnell erreichen, schließlich ist der Boden jahrzehntelang so gut wie unberührt geblieben. Das soll sich bald ändern.

Denn das Sozialwerk St. Georg, so berichten Hoffmann, Martina Schilling und Alexander Libera, versteht den Garten als offen für alle Interessierten. Helfer sind natürlich auch immer willkommen. „Wenn hier etwas für alle wächst, setzen wir auch auf die soziale Kontrolle, dass vielleicht weniger passiert, weil hier die Freundin, die kleine Schwester hier etwas geschaffen hat und es wachsen sehen möchte“, umschreibt Hoffmann, dass Schalke-Nord kein ganz unproblematisches Viertel sei.

Sozialwerk betreut hier in Gelsenkirchen gut 300 Klienten

Auch die Scheu vor den Einrichtungen des Sozialwerks soll aber so vielleicht etwas geringer werden. Gut 300 Klienten leben und lernen hier in den fünf stationären Einrichtungen, Außenwohnungen, dazu auch die „Kleinen Knappen“ der Tagesstätte.

Nina Hoffmann vom Sozialwerk St. Georg sichtet im Kreativgarten an der Uechtingstraße in Gelsenkirchen-Schalke die Blumensamen, die auf Flachbeeten ausgebracht werden.
Nina Hoffmann vom Sozialwerk St. Georg sichtet im Kreativgarten an der Uechtingstraße in Gelsenkirchen-Schalke die Blumensamen, die auf Flachbeeten ausgebracht werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Heute sind vor allem zwölf Auszubildende der Gruppe Malzers Backstube, die revierweit Bäckereien unterhält, schwer aktiv. Sie heben Pflanzlöcher, Beete und Hochbeete aus. „30 von ihnen hatten sich umgehend gemeldet“, berichtet Geschäftsführer Christian Scherpel stolz, „da mussten wir tatsächlich auslosen“. Die Gewinner sind dann für den Aktionstag freigestellt worden.

In Gelsenkirchen fanden sich umgehend viele Unterstützer

„Malzers ist auf der Suche nach nachhaltigen Ansätzen“, erklärt Katrin Mandischer für das Unternehmen. „Bau- und Pflanzprojekte sind ein fester Bestandteil der Ausbildung. Seit drei Jahren können Auszubildende an ausbildungsbegleitenden und teambildenden Projekten teilnehmen und so unsere Nachhaltigkeitsziele kennenlernen.“

Eine kleine Lawine habe sich in Bewegung gesetzt, erinnert sich Hoffmann, seit vor knapp einem Jahr die Idee entstand, die Brachfläche im Hinterland zu nutzen. „Die Ecke war schließlich zu schade, um sie so einfach liegenzulassen. Die Unterstützer waren alle sofort begeistert dabei, das nahm richtig schnell Formen an.“

Auch die Tafel Gelsenkirchen beteiligte sich am Projekt

Die Tafel Gelsenkirchen beteiligte sich ganz praktisch mit „Manpower“ und Holzpaletten, aus denen die Hochbeete gebaut wurden. Der Hornbach-Baumarkt Gelsenkirchen gab Werkzeuge. Rindenmulch für den umlaufenden Garten-Pfad und Pflanzerde zur Anreicherung des Bodens hat die Stadtverwaltung zugeschossen.

Das Startup-Unternehmen „Die Pulle“ ist beim Aktionstag nicht nur mit kalten Getränken hochwillkommen. „Zwei Cent von jeder verkauften Pulle sind ja für soziale Projekte bestimmt“, fasst Michael Rademacher zusammen.

Der Kreativgarten soll vielleicht noch erweitert werden

Noch im Laufe dieses Jahres wollen die Netzwerkpartner den Quartiers-Kreativgarten unter Umständen sogar noch erweitern. Besucher und Nutzer könnten Gruppen von Kindergärten, Schulklassen oder aus Projekten sein.

Das Sozialwerk St. Georg ist ein dezentral aufgestelltes soziales Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Gelsenkirchen und rund 150 Standorten in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens. 2500 Mitarbeitende erbringen Dienstleistungen für etwa 4700 Menschen mit Assistenzbedarf. Die Angebote umfassen die Bereiche Wohnen & Leben, Arbeit & Beschäftigung, Alltag & Freizeit, Begleitung & Orientierung, Pflege sowie Bildung & Beratung. Weitere Informationen im Internet: www.gemeinsam-anders-stark.de