Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen sollen Kinder nun an diesen Orten schnell Hilfe bekommen, wenn sie Gewalt oder sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein: Wenn ein Kind in egal welcher Notlage ist, kann es sich Hilfe suchend an Erwachsene wenden. Die Realität jedoch sieht oft anders aus. Das zumindest ist die Erfahrung des DRK Gelsenkirchen, der sich damit nicht abfinden will und in diesen Tagen die erste „Kinder:Schutzinsel“ in NRW eröffnet hat. Sie befindet sich im Stadtteiltreff „Henry’s“ an der Kurt-Schumacher-Straße 154. Gleichzeitig wurden vier weitere Anlaufpunkte für Kinder in Not eröffnet.
Das Konzept ist einfach: Ladenbesitzer oder öffentliche Orte wie eben der Stadtteiltreff kennzeichnen ihre Teilnahme gut sichtbar über das Logo des Projektes im Fenster. Geeignet seien allerdings nur Orte im Erdgeschoss, die öffentlich zugänglich sind, so Michaela Schneider von der Kinderschutzallianz in Niedersachsen. Sie betreut das Projekt, das im niedersächsischen Innenministerium angesiedelt ist, als „One-Woman-Show“, wie sie sagt.
Was sie und ihre Projektpartner antreibt, ist der Wille, insbesondere Kindern ein Angebot zu machen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Die „Kinder:Schutzinsel“ sei jedoch für alle Notlagen von Kindern offen, betont Nicole Lingnau, Autorin des neuesten Aufklärungsbuches für Kinder und Jugendliche, das die „Kinder:Schutzinseln“ vorstellt. „Das Kind darf immer zu uns kommen.“
Ansprechbar sein und die Rettungskette in Gang setzen
Das Besondere an der Initiative ist, dass jene, die mitmachen, nicht besonders geschult sein müssen. Allerdings gibt es Handlungsanweisungen, die als Hilfestellung dienen für den Notfall. Die Idee ist, ansprechbar zu sein und offen und, wenn erforderlich, die Rettungskette in Gang zu setzen.
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Für das DRK Gelsenkirchen wurde Michael Mrowietz, Fachbereich Migration und Integration, auf das Konzept der „Kinder:Schutzinseln“ aufmerksam – und war gleich überzeugt. „Ich bin in der Kinder- und Jugendarbeit tätig und dort überarbeiten wir das Gewaltschutzkonzept. In diesem Zusammenhang habe ich von dem Engagement von Michaela Schneider erfahren und sie gleich angeschrieben.“
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Fortan will er sich dafür einsetzen, dass es bald an vielen Stellen in der Stadt und im Revier „Kinder:Schutzinseln“ gibt. Im Auftrag von Michaela Schneider werde er die Orte hier auch auf ihre Eignung hin überprüfen. Für das Projekt gewinnen konnte man bereits die örtliche AWO, die Filiale der Gothaer Versicherung Erxleben in Scholven sowie das buersche Fitness-Studio „Limitless“.
„Wir wollen demnächst die Schalker Meile ablaufen und den Ladeninhabern das Konzept vorstellen. Und vielleicht ist dann bald jedes dritte Geschäft eine Kinder:Schutzinsel. Das wäre doch großartig“, so Michael Mrowietz.
Die „Kinder:Schutzinseln“ des DRK befinden sich in den Kleiderläden an der Ahstraße 7 und der Cranger Straße 267, sowie im Kreisverband, Im Sundern 15, und in der Kita Sonneninsel an der Ostpreußenstraße 194e.