Gelsenkirchen. Was passiert mit der Real-Filiale in Gelsenkirchen-Erle, die zum 23. März geschlossen wurde? Nun gibt es einen ersten Ausblick.

Dauerzustand ist jetzt hier, wie es vor einem Monat nur sonntags aussah: Leergefegt ist der XXL-Parkplatz an der Emscherstraße 37. Einige Schilder versprechen zwar noch die „frische Vielfalt“ vom Metzger, und am Eingang wird man noch „herzlich willkommen“ geheißen, aber nachdem vor rund einem Monat zur letzten Verkaufsschlacht getrommelt wurde, war die mehr als 40 Jahre lange Ära von Real in Gelsenkirchen beendet. Wie es hier nur weitergehen soll? Naheliegenderweise ist das eine Frage, die Wirtschaftspolitiker in der Stadt schwer beschäftigt. Sie haben jetzt erste konkrete Antworten erhalten.

Nachfolgenutzung des Real-Marktes in Gelsenkirchen: Das wäre möglich

Allerdings handelt es sich auch, wie im Planungs- und Baurecht typisch, um ziemlich komplizierte Antworten. Denn planungsrechtlich war der Real-Markt als sogenannter „Fremdkörper“ innerhalb eines Gewerbegebietes festgesetzt. Übernommen werden könnte der Markt da natürlich von einem weiteren SB-Warenhaus, auf das diese „Fremdkörperfestsetzung“ übergehen könnte. Aber für alles andere müsste vermutlich neues Planungsrecht geschaffen werden, wie die Stadt mitteilt.

Bedeutet im Klartet: Ein Baumarkt oder ein Möbelhaus im ehemaligen Real-Markt wären durchaus möglich – allerdings müsste dafür wohl erst einmal der Bebauungsplan geändert werden. Gleiches gelte vermutlich für Ansiedlung einer „berufsfördernden Einrichtung“, da der aktuelle Bebauungsplan eine Entwicklung als Gewerbegebiet vorsieht. Carsten Zimmer, der für die AUF im Wirtschaftsausschuss sitzt, hatte explizit danach gefragt. Eine Berufsschule, Weiterbildungseinrichtung oder ähnliches müsste sich allerdings „den zulässigen Nutzen des Gewerbegebietes zuordnen“ lassen, so die Wirtschaftsförderung.

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In Gewerbegebieten sind normalerweise industrielle, handwerkliche und bestimmte Dienstleistungsbetriebe erlaubt. Wenn also die berufsfördernde Einrichtung solche Dienstleistungen anbietet, die den Charakteristiken und Zwecken eines Gewerbegebiets entsprechen, wäre sie dort wohl zulässig. Allgemein zulässig wären nach Angaben der Stadt auch Tankstellen oder Sportanlagen, im Ausnahmefall außerdem Anlagen für „kirchliche, kulturelle, soziale und gesundheitliche“ Zwecke. Wohnungen allerdings wären nur für Beschäftigte im Aufsichts- und Bereitschaftsdienst sowie für die Betriebsinhaber der Gewerbebetriebe zulässig.

Für Baumarkt wäre die Real-Filiale in Gelsenkirchen-Erle zu klein

Das Nachdenken über den Standort bewegt sich allerdings nicht nur im theoretischen Rahmen. Der ehemalige Real-Konkurrent Kaufland will sich knapp die Hälfte der geschlossenen Märkte der insolventen Warenhauskette sichern, um dort eigene Filialen zu eröffnen. Ob das auch für Gelsenkirchen der Fall ist, wird sich zeigen. Die Gelsenkirchener Stadtverwaltung erreichten jedenfalls bereits „verschiedene Interessensbekundungen, u.a. von SB-Warenhaus-Anbietern und Sonderpostenmarkt-Anbietern“, heißt es aus dem Team der Wirtschaftsförderung sowohl auf die AUF-Anfrage wie auf eine Anfrage der CDU. „Die Verwaltung hat daraufhin bereits erste Gespräche mit Interessenten geführt, die diesen Standort nun vertieft prüfen und entsprechende Bauvoranfragen einreichen werden.“

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Zudem habe auch ein Gespräch mit einem Baumarkt-Anbieter stattgefunden, für den der ehemalige Real-Markt aufgrund der „unzureichenden Gebäudeausstattung“ allerdings nicht infrage komme. Bemängelt worden sei eine zu geringe Verkaufsfläche und eine zu geringe Gebäudehöhe.

Real-Aus in Gelsenkirchen: Stadt spricht von „adäquaten Lösungen“ für alle betroffenen Beschäftigten

Real ist mittlerweile bundesweit Geschichte. Der Finanzinvestor SCP, der die Kette mit ihren damals 276 Märkten im Jahr 2020 vom Handelskonzern Metro erworben hatte, kümmerte sich um die Zerschlagung und den Weiterverkauf der Real-Filialen. Im September 2023 stellte „Mein Real“ dann einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Der 1981 eröffnete Supermarkt in Gelsenkirchen-Erle war unter den letzten 49 Real-Märkten, die im März dicht gemacht wurden. Betroffen waren bundesweit rund 2500 Mitarbeitende, darunter rund 100 in Gelsenkirchen.

„Für ca. zwei Drittel der verbliebenen rund 100 Beschäftigten am Standort Gelsenkirchen konnte eine Folgebeschäftigung in anderen Unternehmen gefunden werden“, gibt die Stadt den aktuellen Stand. „Zudem wird ein weiterer Anteil der 100 Beschäftigten in Rente gehen.“ So hätte eine „adäquate Lösung“ für alle gefunden werden können, zitiert die Stadt den geschäftsführenden Gesellschafter. Die Betriebsrats-Vorsitzende Sandra Huhn beklagte allerdings zuletzt in der WAZ, dass sich viele Beschäftigten mit den neuen Jobs gehaltsmäßig verschlechtert hätten, da sie bei Einzelhandelsketten ohne Tarifvertrag gelandet seien.