Gelsenkirchen. Götz Alsmann polierte bei seinem Auftritt in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche alte, deutsche Schlager zu funkelnden Perlen.

In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine, sang einst Marika Rökk. Wenn aber der prominente Musiker und Moderator Götz Alsmann zum Konzert einlädt, muss sich niemand Sorgen ums Alleinsein machen. Restlos ausverkauft war die Ückendorfer Heilig-Kreuz-Kirche am Samstagabend, als der ungekrönte König des Jazzschlagers zweieinhalb Stunden lang die Vorpremiere seines aktuellen Programms „… bei Nacht“ präsentierte. „Mit neuem Bühnenoutfit, neuen Liedern und dem altem Publikum“, wie der 66-Jährige seine Fans augenzwinkernd begrüßte. Und vor allem mit einer Musik, die auf melancholische Nostalgie und swingenden südamerikanischen Rhythmus setzt. Am Ende: Jubel und stehende Ovationen.

Als Axel Prahl den Emschertainment-Chef mit Götz Alsmann verwechselte

Der Mann aus Münster macht einmal mehr das, für das ihn sein Publikum schon so lange liebt: Er demonstriert singend und klavierspielend seine musikalische Meisterschaft und dokumentiert als Dampfplauderer enorme Entertainerqualitäten. Für die ersten Lacher allerdings sorgte der Veranstalter selbst. Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox erinnerte sich an das kürzliche Gastspiel von Schauspieler und Sänger Axel Prahl: „ Der begrüßte mich hinter der Bühne überschwänglich mit ‚Mensch, Du auch hier!‘. Und forderte: „Du musst unbedingt wieder ‚Zimmer frei‘ machen.“ Am verdutzten Gesicht von Hasenkox bemerkte er den Fehler. Damit die Verwechslung nicht noch mal passiert, machte Götz Alsmann diesmal ein gemeinsames Foto von sich und Hasenkox und schickte es an Axel Prahl.

Für blendend gute Laune sorgte danach die bekannte Melange aus jazzigen Schlagern, charmanten Chansons und witzig-informativer Moderation. Der Musikwissenschaftler kramte angestaubte Schätze aus Archiven hervor und polierte sie auf zu glänzenden Perlen.

Götz Alsmann, der Promi-Professor mit der unverwüstlich wippenden Haartolle

Auch wenn der Promi-Professor mit der unverwüstlich wippenden Haartolle im Mittelpunkt steht, trägt doch auch seine ausgezeichnete vierköpfige Combo den Abend ganz wesentlich mit. Auf der Bühne brillierten, immer wieder mit Zwischenapplaus wie bei einem Jazz-Event bedacht, Altfried M. Sicking (Vibraphon), Ingo Senst (Kontrabass), Dominik Hahn (Schlagzeug) und Markus Paßlick (Percussion).

Götz Alsmann im knallroten Sakko erwies sich bei seinem Auftritt in Gelsenkirchen als Grande der gehobenen Bühnenunterhaltung.
Götz Alsmann im knallroten Sakko erwies sich bei seinem Auftritt in Gelsenkirchen als Grande der gehobenen Bühnenunterhaltung. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Neu das Programm, neu auch das gemeinsame, altväterlich-biedere Bühnenoutfit aus rotem Sakko, Silber-Krawatte und Einstecktuch, nagelneu aufgepeppt die Songs aus den Jahren von 1910 bis 1965. Geblieben aber ist der ansteckende Rhythmus, die Liebe zum deutschsprachigen Gesang und die hohe Kunst, alten Kamellen einen klassisch-frischen Alsmann-Sound zu verleihen.

Bei einigen Songs wären mehr Hintergrundinfos wünschenswert gewesen

Bei manchen der Songs hätte man sich durchaus mehr Informationen über deren Geschichte und die ursprünglichen Interpreten gewünscht. So reihten sich zu Beginn Lieder wie „Die Nacht, die Musik und dein Mund“, „In der Casa Baba“ oder „Graue Schleier“ erst einmal aneinander. Später nahmen die Plaudereien Fahrt auf, wenn Alsmann über die Bühne tänzelte und erzählte, dass einst Peter Alexander „Nachts sind die Straßen so leer“ gesungen hat oder das sehnsuchtsvolle „Melodie, Poesie“ von Greetje Kauffeld aus dem Film „Lieben Sie Brahms?“ stammt. Unterhaltsam auch die Erzählungen aus Jugendtagen, als man gleich nach der Kirche ins Kino strömte und der Friseur für den Faconschnitt sorgte.

Der Programmtitel „… bei Nacht“ trifft übrigens nur auf einige der Stücke zu, vor allem sind es Liebeslieder, mal heiter, mal traurig, mal humorvoll. Dass der gebürtige Münsteraner, der seiner Heimatstadt bis heute treu geblieben ist, eine der Vorpremieren in Gelsenkirchen, wo er bereits mehrfach in der „Kaue“ oder im Musiktheater aufgetreten ist, „in dieser einzigartigen, großartigen Kulturkirche“ präsentieren durfte, freute Alsmann ganz besonders. Und dann noch eine musikalische Nachtreise „in diesem Nachtlebensündenbabel Gelsenkirchen!“ Viele Lacher! Und am Ende noch mehr JUbel und Applaus.