Essen/Gelsenkirchen. Sie warteten auf Rückzahlungen und wurden ungeduldig. Dann stellte ein Gelsenkirchener Ehepaar einem säumigen Bekannten eine blutige Falle.
Es war eine Einladung, die nichts Böses befürchten ließ: Vor rund zweieinhalb Jahren hat ein Ehepaar aus Gelsenkirchen einen Bekannten zu sich nach Hause eingeladen. Was der Besucher nicht ahnen konnte: Das Ganze war eine Falle. Seit Mittwoch beschäftigt der Fall das Essener Landgericht.
Auf der Anklagebank sitzen neben dem Ehepaar noch zwei Männer, die damals ebenfalls in der Wohnung gewartet hatte. Sie sollen den Besucher brutal zusammengeschlagen haben. Das Opfer wurde so schwer verletzt, dass es sofort auf die Intensivstation kam. Die Ärzte haben unter anderem ein Blutgerinnsel im Gehirn festgestellt.
Gelsenkirchener Ehepaar stellt brutale Falle: Es ging um Schulden
Hintergrund der Tat waren Schulden. Das Opfer soll sich immer wieder Geld geliehen und nicht zurückgezahlt haben. „Der hat uns ständig hingehalten“, sagte der Wohnungsbesitzer den Richtern der 16. Strafkammer zum Prozessauftakt. Allein er und seine Frau hätten seit fast zwei Jahren auf die Rückzahlung von rund 1000 Euro gewartet.
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Bei den anderen Angeklagten soll es noch um viel höhere Beträge gegangen sein. Einer war durch die nicht erfolgte Rückzahlung von mehreren tausend Euro angeblich sogar so massiv in finanzielle Not geraten, dass er zur Tatzeit schon seit Monaten nicht mehr die Miete zahlen konnte.
Angeklagter erklärt sich vor Gericht: „Irgendwann wird man sauer“
„Wir wollten einfach unser Geld zurück“, so der 44-Jährige aus Gelsenkirchen. „Irgendwann wird man sauer und überlegt, was man machen kann.“ Mit den Schlägen wollen er und seine Frau allerdings nichts zu tun haben. „Ich habe allen vorher gesagt: Keine Gewalt in meiner Wohnung. Ich wollte ihn nur zur Rede stellen.“
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Über das Opfer hat er kein gutes Wort übrig. „Der hat immer nur krumme Sachen gemacht – mit Immobilien, Handys und Warenbestellungen.“ Als dann auch noch herauskam, dass sein Bekannter schlecht über seine Frau geredet haben soll, sei er endgültig richtig wütend geworden. Direkt an die Richter gewandt, fügte er dann auch noch diesen Satz hinzu: „Deshalb bitten wir Sie um Verständnis für den Vorfall.“
Prozess vor dem Essener Landgericht: Autoverkauf erpresst
„Der Vorfall“ könnte den Angeklagten allerdings mehrere Jahre Haft einbringen Sie sollen das Opfer damals nämlich auch noch gezwungen haben, einen Vertrag zu unterschreiben, auf dem stand, dass er sein Auto verkaufen will. Mit diesem Vertrag – und dem Wagen des bereits Schwerverletzten – sollen die Täter dann auch tatsächlich umgehend zu einem Autohändler gefahren sein. Der zahlte laut Anklage dann aber nicht die geforderten 6000 Euro, sondern nur 2000 Euro – als Anzahlung. Weil der Kfz-Brief nicht dabei war.
Das Geld wollen die Angeklagten später untereinander aufgeteilt haben. Die Anklage lautet auf erpresserischen Menschenraub, gefährliche Körperverletzung und Erpressung. Mit den Urteilen ist voraussichtlich noch in diesem Monat zu rechnen.