Gelsenkirchen. Die Stadt Gelsenkirchen plant, zwei Friedhöfe teilweise außer Dienst zu nehmen. Wenn die Politik zustimmt, kommt es dort zum Abriss.
Neun Friedhöfe gibt es in Gelsenkirchen, auf denen noch reguläre Beisetzungen stattfinden. Das könnte sich demnächst ändern: Betreiber Gelsendienste plant, zwei davon langfristig nicht mehr zu benutzen. Beide befinden sich im Stadtnorden: Es geht um den Friedhof Horst-Süd und den Alten Friedhof Beckhausen.
Über die Pläne der Verwaltung wird jetzt in diversen politischen Gremien der Stadt beraten, final entscheidet der Rat in seiner Sitzung am 16. Mai. Dabei sieht die „Fortschreibung der Friedhofsentwicklungsplanung“, wie es im Beamtendeutsch heißt, vor, die beiden Friedhöfe in Beckhausen und Horst teilweise außer Dienst zu stellen. Das bedeutet, dass dort in der Regel keine Beisetzungen mehr stattfinden, beziehungsweise keine neuen Grabfelder mehr angelegt werden. Bestattungen gibt es dann dort nur noch in nicht belegten Grabstellen von Wahlgräbern. Stimmen die Politikerinnen und Politiker der Vorlage zu, gilt sie ab dem 1. Januar 2025.
Gebäude auf den beiden Gelsenkirchener Friedhöfen sollen abgerissen werden
Allerdings bleiben die Friedhöfe natürlich erhalten, das bestätigte noch einmal Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne. „Wir denken ja bei unseren Planungen eher in Jahrzehnten statt in Jahren“, sagte er. Selbstverständlich blieben die Ruhefristen für die Gräber von den Planungen unberührt, und die laufen erst nach 25 Jahren ab. Das heißt: Vom Zeitpunkt der Bestattung an kann ein Grab in der Regel erst nach 25 Jahren eingeebnet werden – die beiden Friedhöfe bleiben den jeweiligen Stadtteilen also erhalten, die Anlagen bleiben geöffnet, sodass Angehörige wie bisher ihre Gräber besuchen und pflegen können.
Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Den Gebäuden auf den beiden Friedhöfen soll es allerdings an den Kragen gehen. „Die Trauerhalle und die Aufbahrungsräume auf dem Friedhof Horst-Süd werden ersatzlos zurückgebaut“, heißt es in der Vorlage – das Gleiche gilt für die kleine Trauerhalle auf dem Alten Friedhof in Beckhausen. Bei den wenigen Bestattungen, die dann immer noch dort stattfinden, könnte als Ort der Trauerfeier in beiden Fällen der Friedhof Beckhausen-Sutum genutzt werden, im Fall von Horst alternativ auch noch die Trauerhalle auf dem Westfriedhof in Heßler. Die alte Trauerhalle in Beckhausen wird ohnehin schon seit Jahren nicht mehr genutzt. Die Gebäude in Horst seien in einem „sehr schlechten Zustand“, schreibt die Verwaltung. Wegen der maroden Kühlanlagen könnten die Aufbahrungsräume dort bereits jetzt teilweise nicht mehr genutzt werden, Reparaturen seien aufgrund des Alters der Kühlanlage nicht mehr möglich.
Kehrtwende im Fall des Alten Friedhofs in Beckhausen
Im Falle des Alten Friedhofes in Beckhausen macht die Stadt nach wenigen Jahren wieder eine Kehrtwende. Der kleine Parkfriedhof zwischen Ekhof- und Lütkebergstraße war eigentlich bereits 1986 teilweise außer Dienst gestellt worden, als der damals neue Friedhof Beckhausen-Sutum seinen Betrieb aufnahm. 2020 entschieden die Gelsendienste aber, den Friedhof zu reaktivieren. Dort sollten Urnenbestattungen in einem sogenannten „Friedhain“ möglich sein. Jedoch: Dieses Angebot wurde kaum genutzt. Seit 2020 hat es lediglich zehn Urnenbeisetzungen gegeben, davon nur zwei im vergangenen Jahr. Gelsendienste verweist auf andere Friedhöfe in der Stadt: „Die Grabart ,Friedhain‘ wird auch auf dem Hauptfriedhof, dem Westfriedhof, dem Ostfriedhof und dem Südfriedhof angeboten“, schreibt der Friedhofsbetreiber. Die Beisetzung von Urnen erfolge dort im Wurzelbereich der Bäume. Särge werden im Randbereich des Grabfeldes bestattet.
Für die Entscheidung, den Friedhof Horst-Süd teilweise außer Dienst zu stellen, gebe es neben den maroden Gebäuden auch noch weitere Gründe. Der Grundwasserspiegel dort sei sehr hoch, teilten die Gelsendienste mit, das liege vermutlich am Bergbau. „Bei Sargbeisetzungen muss der Grundwasserspiegel kurzfristig, zusätzlich zur ständigen Entwässerung, künstlich abgesenkt werden, um ein ,Aufschwimmen‘ des Sarges während der Trauerfeier zu verhindern“, heißt es in der Vorlage. In vielen Bereichen des Friedhofs würden wegen des hohen Grundwasserstandes bereits jetzt keine Sargbestattungen mehr durchgeführt, da eine Verwesung der Leiche innerhalb der Ruhezeit von 25 Jahren nicht mehr gewährleistet wäre.