Gelsenkirchen. Stress in der Notaufnahme gibt es nicht nur wegen der extremen Arbeitsdichte: Wie eine Gelsenkirchener Klinik ihr Personal vor Gewalt schützt.

Gewalt gegen Menschen, die anderen helfen: Was Rettungssanitäter, Polizei und Feuerwehr im Außeneinsatz bereits vielfach erleben, macht auch vor Krankenhäusern nicht halt. Im Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen hat man nun analysiert, wie häufig Mitarbeitende in der Klinik für Notfall- und Akutmedizin im vergangenen Jahr Übergriffen ausgesetzt waren. Die Zahl ist erschreckend.

300 mal gab es heftige Attacken mit Worten und auch gewaltsame Übergriffe gegen diejenigen, die Helfen als ihre Aufgabe verstehen. Das Aggressionspotenzial und die Gewaltbereitschaft von Patienten und Angehörigen hat nach Angaben der Klinik stark zugenommen. Zwar habe man die Übergriffe in den allermeisten Fällen glimpflich lösen können, akzeptieren wolle man einen solchen Umgang mit dem Pflegepersonal und auch den Ärzten aber nicht.

300 gewaltsame Übergriffe im Jahr allein in der Gelsenkirchener Notaufnahme

Die Situation sei so belastend für das ganze Team, dass sich das EVK entschlossen habe, Gegenmaßnahmen einzuleiten. „Das EVK geht gezielt gegen Gewaltübergriffe vor und verstärkt Maßnahmen zur Gewaltprävention“, kündigt die Klinik an. Das Klinikum ist aus diesem Grund auch dem Netzwerk #sicherimDienst beigetreten.

Bei „#sicherimDienst“ handelt es sich um eine Präventionskampagne des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen der NRW-Initiative „Mehr Schutz und Sicherheit von Beschäftigten im öffentlichen Dienst“. Das Netzwerk ermöglicht einen Erfahrungsaustausch im Umgang mit Gewalt und unterstützt die Mitglieder bei der Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Gewaltprävention im eigenen Tätigkeitsbereich.

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„Seit einem Jahr messen wir die Zahl der Vorfälle, die sich in unserer Notaufnahme ereignen. Die Auswertung bestätigt unsere Wahrnehmung: Die Gewaltausübung gegenüber den Beschäftigten ist enorm hoch und nimmt rapide zu“, berichtet Dr. Norman Hecker, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. „Mit Beitritt zu #sicherimDienst möchten wir eigene Praxisbeispiele zum Thema Gewaltprävention einbringen und im Austausch mit den anderen Partnern weitere Schutzkonzepte für unsere Beschäftigten umsetzen“, so Dr. Hecker.

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Bereits jetzt gibt es am Klinikum Weiterbildungen und Trainings zur Deeskalation, Konzepte wie Telefonketten, um schnell Unterstützung anzufordern, und Schließsysteme an Türen, um sich aus einer Gefahrensituation befreien zu können. Darüber hinaus sensibilisiert das Klinikum für das Thema und ermutigt das Personal, offen über erlebte Gewalt und belastende Situationen zu sprechen.