Gelsenkirchen. Gewalt auf Sportplätzen gibt’s oft. Zur Eindämmung ist ein neues Konzept in Arbeit. Dessen Sanktionsrahmen geht über übliche Sperren hinaus.

Negative Schlagzeilen hat jüngst eine Schlägerei bei einem Fußballspiel in Gelsenkirchen geschrieben. Der Schiedsrichter brach nach Angaben der Polizei die Kreisliga-Begegnung zwischen dem ETuS Bismarck und SSV/FCA Rotthausen ab. Ein Spieler landete nach Vereinsangaben mit gebrochener Nase im Krankenhaus und musste operiert werden. Und in Witten haben drei Erwachsene sogar einen 14-jährigen Jugendspieler übel in die Mangel genommen.

Gegen solche Gewaltexzesse machen immer mehr Städte Front. Der „Pakt gegen Gewalt“, so wie es ihn beispielsweise in Duisburg und bald wohl auch in Mülheim an der Ruhr gibt, ist ein umfangreiches Paket aus Prävention, Intervention und Sanktion. Insbesondere Letztere sind umfangreich.

Vorbild für Gelsenkirchener Konzept ist auch der Duisburger „Pakt gegen Gewalt“

Ein mehrstufiges Sanktionsverfahren beginnt mit Ansprache und Aufklärung, geht über Verwarnungen und kann bis zu Kürzungen von Geldern oder gar Entzug der Sportstätte reichen. Sogar individuelle Betretungsverbote von städtischen Sportanlagen sind bei schwerwiegenden Vorfällen möglich, damit Gewalttäter nicht nur für Meisterschaftsspiele gesperrt sind, sondern auch nicht dem Training nachgehen können. In Krefeld geht man sogar so weit, dass man sämtliche städtische Freizeitanlagen inkludiert, sodass Schläger zum Beispiel auch nicht mehr schwimmen gehen können.

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Und Gelsenkirchen? Wie die Verwaltung auf Anfrage der WAZ mitteilt, hat die Stadt „bereits einen politischen Auftrag zur federführenden Erstellung eines Konzeptes zur ‘Gewaltprävention im Fußball‘ sowie zur Initiierung eines Arbeitskreises aufgenommen.“ Darin eingebunden sind der Fußballkreis, Gelsensport e.V. sowie die Sportvereine. Sie sollen geeignete Maßnahmen entwickeln. Basis ist unter anderem eben jener Duisburger „Pakt gegen Gewalt“. Erstmalig getagt hat der Arbeitskreis im Dezember 2023, er wird nach der Umstrukturierung und Einrichtung der Stabsstelle Sport im ersten Quartal 2024 weitergeführt.

Gewalt im Fußball in Gelsenkirchen: 183 Verfahren, insgesamt 218 Monate an Sperren

Gründe dafür gibt es viele. Nach Angaben des Fußball- und Leichtathletikkreis Gelsenkirchen hat es allein in der vergangenen Saison insgesamt 183 Verfahren wegen Gewalt auf dem Fußballplatz gegeben, 112 im Senioren- und 71 im Jugendbereich. Die Gesamtzahl der daraus resultierenden Sperren beläuft sich dabei auf 218 Monate, 167 Monate bei den Erwachsenen und 51 Monate bei den Jugendlichen. Die längste ausgesprochene Sperre betrug zwei Jahre bei den Senioren und neun Monate bei den Jugendlichen.

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In der laufenden Saison zeichnet sich bei den aktuell 89 Senioren- und 362 Jugendmannschaften ein ähnlich negativer Trend ab. 87 Sperren - 65 bei den Senioren und 22 in der Jugend - sind bereits ausgesprochen worden. Zusammen kommen die Betroffen auf 102 Monate Zwangsauszeit, davon entfallen 87 Monate auf Senioren und 15 Monate auf Jugendliche. Längste Sperren: zwei Jahre bei den Senioren und 16 Wochen bei den Heranwachsenden.

Im Zeitraum zwischen Anfang Juni 2023 und Ende Februar 2024 ist die Polizei nach Behördenangaben dreimal zu Einsätzen auf Gelsenkirchener Fußballplätzen gerufen worden, die in Verbindung mit einem Körperverletzungsdelikt gestanden haben. Zweimal im September sowie einmal im Januar - und eben jüngst im März. In zwei Fällen wurden noch vor Ort Strafanzeigen aufgenommen, im dritten Fall wollte der Mitteiler auf eigenen Wunsch eine Wache aufsuchen.