Gelsenkirchen. Strafen wegen Schulverweigerung helfen selten. Öfter gelingt eine Rückkehr zum Lernen und in die Schule über Projekte wie die Schülerwerkstatt.
Jugendliche aus den Projekten der Katholischen Jugendsozialarbeit (KJS) werden in drei Stufen unterrichtlich gefördert. Am Anfang stehen Workshops in Mathe, Deutsch und Englisch, in denen ein erster positiver Zugang zum Thema Schulunterricht entwickelt wird. Danach können die Jugendlichen in den Vorkurs wechseln, der drei Unterrichtstage mit mindestens 14 Wochenstunden umfasst. Im Anschluss kann eine Höherstufung in den Kurs erfolgen, der zum ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (früher nach Klasse 9) führen kann. [Lesen Sie dazu:Wenn Schule Panik auslöst: Laras steiniger Weg zum Abschluss
Die Schülerwerkstatt ist eines der Projekte der KJS. Zum Programm gehören drei Tage sehr individuell differenzierter Fachunterricht bis 14 Uhr. Hinzu kommt montags die praktische Projektarbeit mit Kochen, Werken, Gartenarbeit, Musik oder Coolnesstraining und freitags die soziale Gruppenarbeit. Nach Ablauf des Schuljahres werden die Schüler dann an die abgebende Schule zurückgeführt und über Probeteilnahme am Unterricht schrittweise dort wieder integriert.
Jugendliche aus allen Schulformen lernen gemeinsam, mit extrem individueller Förderung
Im Unterricht wird intensiv gelernt, auch gemeinsam mit Schülern aus anderen KJS-Projekten für ältere Jugendliche, die ebenfalls noch für den Abschluss lernen müssen. Entsprechend differenziert müssen die Lernmaterialien sein. „Wir haben Schüler von Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, auch von Gymnasien. Der Wissenstand ist extrem unterschiedlich“, berichtet Marieke Spieß, die selbst Englisch unterrichtet und die Schülerwekstatt leitet.
Deshalb geht es auch nicht bei allen Jugendlichen um den Abschluss. Manchmal geht es auch nur darum, die Jugendlichen aus der Isolation zu retten, ihnen eine Rückkehr ins Leben zu ermöglichen, bis sie am Berufskolleg etwa neu starten können, statt sie daheim bis dahin völlig aus dem Rhythmus geraten zu lassen.
In Mathe hat ein pensionierter Lehrer, Harald Gesing, übernommen, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter das Unterrichtsteam der KJS unterstützt. Er hatte zuletzt für das Bistum gearbeitet, hörte vom Projekt und wollte helfen. „Die Arbeit macht großen Spaß und ist gleichzeitig aber auch sehr anstrengend“, lacht er in der Pause zwischen zwei Mathestunden. Aktuell sind auch zwei weitere pensionierte Kollegen mit im Boot, da nur so das differenzierte Unterrichtsangebot der KJS zu gewährleisten ist.
Gleichzeitig trägt die geleistete Arbeit auch Früchte: Beim ersten Abschlusskurs schafften sieben Schüler - die Hälfte der Anfängerbesetzung - ihren Abschluss: Ein Erfolg, den Marieke Spieß gerne mehr Jugendlichen gönnen möchte. Die Förderanträge - auch über den Europäischen Sozialfond - sind in Arbeit. Nach Möglichkeit soll es im Sommer wieder losgehen.