Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Automobilzulieferer ZF schließt Standort Gelsenkirchen. Das sind die ersten Details zum ausgehandelten Sozialtarifvertrag.

Als Erfolg bewerten Gewerkschaft und Konzern das Verhandlungsergebnis nach der final verkündeten Schließung des Produktionsstandortes des Automobilzulieferers ZF in Gelsenkirchen. Demnach haben sich beide Seiten auf „wesentliche Eckpunkte eines Sozialtarifvertrages“ geeinigt, wie die IG Metall über ihren Gewerkschaftssekretär Ralf Goller und das Unternehmen über seinen Sprecher Florian Tausch mitteilten.

Der Sozialtarifvertrag sehe neben „Abfindungen und Zuschlägen für Kinder und Ehepartner unter anderem auch die Möglichkeit von Altersteilzeit vor“, gaben beiden Seiten bekannt. Zudem soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden.

Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Während ZF den Standpunkt vertritt, dass „die Ansiedelung von Produkten anderer ZF-Standorte oder mögliche Neuanläufe zu keiner betriebswirtschaftlich sinnvollen, wettbewerbsfähigen Lösung führen“, kommen Betriebsrat und Gewerkschaft dazu nach wie vor zu einem gegensätzlichen Urteil. Im Werk an der Freiligrathstraße werden von rund 200 Mitarbeitenden Pkw-Lenkungen sowie hydraulische Lenkungen und Kabelsets für die Nutzfahrzeugindustrie gefertigt.

Prognose: Werksschließung in Gelsenkirchen wird Konzert Millionen kosten

Nach Gewerkschaftsangaben wird die Werkschließung den Konzern teuer zu stehen kommen. Als Grundlage für diese Prognose dienen Goller, der zu dieser Frage im Dezember 2023 Stellung genommen hatte, vormals ausgehandelte Sozialpläne. Demnach hätten langjährige Fachkräfte, von denen es in Gelsenkirchen sehr viele gebe, im Schnitt Abfindungszahlungen in Höhe von mehr als 100.000 Euro erhalten. „Bei 210 Mitarbeitenden in der Produktion würde eine Werksschließung mit Anlagenverkauf und Abwicklung gute 25 Millionen Euro kosten.“

Der vereinbarte Sozialtarifvertrag ist die Grundlage für die anstehenden Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessensausgleich. Geregelt werden darin die Umsetzungsmodalitäten hin zur geplanten Schließung des Betriebes Ende 2024. Das angeschlossene Entwicklungszentrum mit seinen 150 Mitarbeitenden soll nach Aussage des Konzerns fortgeführt werden. Betriebsrat Uğur Coşkun zufolge bestehe aufgrund des Mitarbeiterbedarfs die Möglichkeit, Mitarbeiter aus der Produktion dort weiterzubeschäftigen. Die Größenordnung ist offen.

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Transfergesellschaften, auch Auffanggesellschaften genannt, sind ein Instrument zur Vermeidung von Massenarbeitslosigkeit. Ziel: die Vermittlung von Arbeitnehmern in ein neues Beschäftigungsverhältnis. Sie finanzieren sich weitgehend aus staatlichen Mitteln und arbeiten mit der Agentur für Arbeit zusammen. Für die Dauer der Vertragslaufzeit ist der Arbeitnehmer über die Transfergesellschaft finanziell abgesichert und sozialversichert und nimmt an Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterschulungen teil.

ZF-Sprecher Tausch kündigte an, dass „individuelle Möglichkeiten geprüft werden“ sollen, „an einen anderen Standort des Unternehmens zu wechseln“.