Gelsenkirchen-Buer. Am ehemaligen Amtsgericht in Gelsenkirchen-Buer stehen die Bauarbeiten seit fast zwei Jahren still. Jetzt meldet sich der Investor zu Wort.
Es könnte eines der beliebteren Wohngebiete in Gelsenkirchen werden, wenn es denn einmal fertig ist: das Baugebiet auf dem Gelände des ehemaligen Amtsgerichtes Buer an der Goldbergstraße. Doch seit dem Sommer 2022 stehen die Arbeiten still, viele Anwohner befürchten schon eine Bauruine. Jetzt meldet sich der Bauherr, der Essener Investor Harfid Hadrovic, zu Wort.
Das alte Amtsgericht in Buer wurde 2021 abgerissen. Auf dem Gelände in fußläufiger Entfernung zur Buerschen Innenstadt, zwischen Busbahnhof und den beiden Gymnasien am Goldberg gelegen, sollen 107 Wohneinheiten in mehreren fünfgeschossigen Gebäuden entstehen. Geplant sind darüber hinaus auch Autostellplätze, 82 in einer Tiefgarage sowie 30 Außenparkplätze. Die Wohnungen werden zwischen 51 und 80 Quadratmeter groß, vermietet werden sollen sie durch den Gelsenkirchener Wohnungskonzern Vivawest.
Gelsenkirchener Wohnungskonzert will Gebäude fertig kaufen
Vivawest baut allerdings nicht selbst: Das macht die Essener Baufirma Harfid GmbH, ganz genau gesagt eine eigens für das Bauvorhaben in Buer gegründete Projektfirma. Für diese Gesellschaft wurde allerdings Ende 2023 ein Insolvenzverfahren beantragt – auch die Essener Mutterfirma hatte bereits 2022 Insolvenz angemeldet, mehrere Rettungsversuche, etwa der Einstieg des Investors Whitefield, scheiterten bislang.
Geplant war, dass Vivawest die Wohngebäude von Harfid nach dem Ende der Bauphase schlüsselfertig kauft. Darauf hatte der Gelsenkirchener Wohnungskonzern bei entsprechenden Anfragen in der Vergangenheit immer verwiesen: Man könne zum Fortschritt der Arbeiten keine Angaben machen, weil man eben nicht zuständig sei, hieß es. Harfid Hadrovic sieht Vivawest allerdings sehr wohl mit im Boot, wenn es um die Wiederaufnahme der Arbeiten geht. „Es laufen zurzeit Gespräche“, sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion, „es liegt auch an Vivawest, den Kaufpreis anzupassen.“
Hadrovic: Jetzt ist Vivawest am Zug
Die Kalkulation der Baukosten sei bereits 2018 erfolgt, so Hadrovic. In der Zwischenzeit ist bekanntlich viel passiert: Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise – die Kosten für Bauarbeiten sind seit 2018 deutlich gestiegen. Der damals vereinbarte Preis sei heute nicht mehr realistisch, so Hadrovic, der jetzt ein entsprechendes Entgegenkommen von Vivawest erwartet.
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Wenn man sich einmal geeinigt hätte, könnten die Arbeiten bald wieder aufgenommen werden, sagt der Essener Investor. „Der Zustand der Gebäude ist nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei zwei Gebäuden könnte man die Arbeit morgen wieder aufnehmen, bei anderen braucht es etwas mehr Vorlauf. Die Planungen sind ja nach wie vor da“, so Hadrovic. Er hoffe, dass es nicht dazu kommt, dass das Gebiet zur Bauruine wird. „Das wäre sicherlich der worst case“, sagt er. „Das ist ja immerhin ein toller Standort.“
Allerdings: An den Verhandlungen mit Vivawest sei nicht er, sondern vor allem der Insolvenzverwalter beteiligt, gibt Hadrovic zu. Bei dem Wohnungskonzern hält man sich zum Stand der Gespräche weiter eher bedeckt. „Geplant war und ist, die dort entstehenden Wohnungen nach der Fertigstellung schlüsselfertig zu übernehmen“, teilte Vivawest-Sprecher Gregor Boldt auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Nach der Ende 2023 beantragten Insolvenz für die Projektgesellschaft (das Verfahren wurde noch nicht eröffnet) sind wir deshalb mit dem aktuellen Geschäftsführer (Herr Dr. Hadrovic ist als solcher im Dezember 2023 abberufen worden) und anderen Beteiligten in Gesprächen, das Grundstück zu erwerben, um das Bauvorhaben fertigstellen zu können“, so Boldt weiter.