Gelsenkirchen. Magnet für Gutverdiener: Wie lässt sich der Erfolg vom Buerschen Waldbogen wiederholen? Nun gerät eine Fläche im Norden in den Blick.
Er gilt als Anziehungspunkt für Gutverdiener – aber das Erfolgsmodell des Buerschen Waldbogens wird in Gelsenkirchen schwer zu wiederholen sein. Es fehlt schlichtweg an Flächen, auf denen eine größere Siedlung mit hochwertigen Einfamilienhäusern entstehen könnte. Dennoch ließ die Große Koalition aus SPD und CDU bereits vor rund zwei Jahren Geld in den Haushalt einstellen, um per Fachgutachten Gebiete auszumachen, mit denen sich an die Erfolgsgeschichte vom Resser Waldquartier anknüpfen ließe. Wie die WAZ jetzt erfuhr, wurde vom beauftragten Gutachter unter anderem Flächen in Bülse ausgemacht: Könnte hier, im Umfeld der Honigmannstraße, vergleichsweise schnell ein neuer Magnet für Gutverdiener auf Eigentumssuche entstehen, wenn auch in kleinerem Maßstab als beim Waldbogen?
CDU Gelsenkirchen könnte sich vorstellen, in Scholven etwas „Neues“ auszuprobieren
Die örtliche Union jedenfalls kann der Idee einiges abgewinnen. Werner Wöll – CDU-Bürgermeister, wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion und langjähriger Kommunalpolitiker – hält es für „politisch unstrittig“, hier an der Honigmannstraße, aktiv zu werden, wie er der WAZ mitteilte. Eine Mehrheit für ein Bebauungsplanverfahren ließe sich schnell finden, glaubt er.
Sogar hält er den Standort für eine gute Möglichkeit, um mal etwas ganz Neues auszuprobieren und dabei die Personalressourcen der Bauverwaltung möglichst zu schonen. „Wir wollen die Erarbeitung von Bebauungsplänen extern vergeben, um mehr Tempo zu machen“, sagte er. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Honigmannstraße dafür gut eignet.“ Die Fläche sei überschaubar, aber sie habe Potenzial für attraktiven Wohnungsbau. Und planungsrechtlich sei es hier nicht allzu kompliziert. Zudem ist der Großteil des Bereichs im Besitz der Stadt.
Neue Einfamilienhäuser für Gelsenkirchen? Um diese Grundstücke geht es
Zum einen geht es hier um den Sportplatz an der Honigmannstraße, der im Besitz der Stadt ist und aktuell nur noch für Ereignisse wie Osterfeuer genutzt wird. Der Standort wäre sowohl für Einfamilienhäuser als auch für Mehrfamilienhäuser, etwa barrierefreie Seniorenwohnungen, geeignet, wie es seitens des Gutachters heißt. Der Sportplatz wird seit Sommer 2021 nicht mehr genutzt, zuvor spielten hier die Kreisligisten des SV Schwarz-Weiß Bülse, der mittlerweile an die Scholvener Baulandstraße gezogen ist.
Mit einem weinenden Auge denkt der Vereinsvorsitzende Anthon Roth an die Zeit an der Honigmannstraße zurück, der Standort sei eigentlich sehr gut gewesen. „Aber das Spielfeld selbst war natürlich total bescheiden, von daher sind wir auch froh, jetzt woanders zu sein“, sagt er. Dass hier in nicht allzu ferner Zukunft Häuser entstehen könnten, hielte Roth für eine logische Entscheidung. „Wäre ich in der Stadtplanung, dann würde ich es genauso machen“, sagt er. Schließlich sei die Lage in Bülse top, „da wird man gutes Geld an den Grundstücken verdienen“, vermutet er.
CDU: Gelsenkirchen sollte schnell neue Angebote schaffen
Zuletzt berichtete die WAZ über den Platz, weil verzweifelte Anwohner in der Nachbarschaft an der Endemannstraße über Wasser klagen, das immer wieder in ihre Keller eindringt. Der Sportplatz liegt am höchsten Punkt, kleine Stichstraße führen bergab und zu der betroffenen Siedlung. Die Vermutung: Das Wasser sammelt sich hier und führt zu den vollen Kellern. Probleme, die man bei einer Bebauung sicher im Blick haben sollte.
Als Potenzialgebiet erfasst wird in dem Gutachten auch die benachbarte Tennishalle Buer-Bülse. Für das Gelände der Halle habe es bereits eine Anfrage eines Projektentwicklers ergeben, heißt es. Thomas Kleemann, der Betreiber der Halle, sagt auf Nachfrage jedoch, ein Verkauf sei aktuell definitiv kein Thema. Ins Auge genommen wird vom Gutachter zudem ein Teil der direkt neben Tennishalle und Sportplatz liegenden Brach- bzw. Grünfläche zwischen Forstweg und Zweckeler Straße. Diese befindet sich im Eigentum der Stadt. Hier könnte nach Auffassung des Gutachters durch Wohnbebauung eine bestehende Baulücke geschlossen werden.
Alles zusammengenommen wären es wohl schon um die 100 Wohneinheiten, die in dem gesamten Potenzialgebiet entstehen können, schätzt Werner Wöll von der CDU. „Und dabei sollten wir auf Schnelligkeit setzen“, sagt er. Denn ein neues Angebot an hochwertigen Wohnraum müsse in Gelsenkirchen zeitnah geschaffen werden, um Abwanderung aus der Stadt zu verhindern. Viel Zeit, sagt er, habe man nicht mehr.