Gelsenkirchen-Buer-Bülse. Anwohner einer Straße im Gelsenkirchener Norden kämpfen gegen Wasser, das in ihre Keller eindringt. Suche nach der Ursache bislang erfolglos.

Wasser im Keller: Das ist an sich schon äußerst unschön. Doch was, wenn man nicht einmal weiß, wie das Wasser in den Keller eingedrungen ist? Das ist ein echtes Problem – und damit schlagen sich seit einigen Wochen Bewohnerinnen und Bewohner der Endemannstraße in Gelsenkirchen-Buer-Bülse herum. Weder wissen sie, woher das Wasser kommt, noch wer ihnen dabei helfen kann.

Die Endemannstraße ist eine ruhige Wohnsiedlung im Stadtteil Bülse. Von der „eigentlichen“ Endemannstraße gehen noch einige Stichstraßen ab. Oberhalb der Endemannstraße liegt der Sportplatz, auf dem Schwarz-Weiß Bülse bis vor wenigen Jahren seine Spiele ausgetragen hat, mittlerweile liegt der Platz brach, weil der Verein an die Scholvener Baulandstraße umgezogen ist. Die Siedlung weist ein deutliches Gefälle auf: Der Sportplatz liegt am höchsten, die kleinen Stichstraße führen bergab. Und genau das scheint das Problem zu sein: Wasser sammelt sich bekanntlich immer am tiefsten Punkt.

Gelsenkirchener vermuten Zusammenhang zu extremen Regenfällen

Konkret geht es um acht Häuser, deren Bewohnerinnen und Bewohner etwa um Weihnachten herum bemerkten, dass ihre Keller feucht wurden, beziehungsweise dass das Wasser an den Wänden hochstieg. Raimund Damberg, einer der Betroffenen, vermutet einen Zusammenhang zwischen den extremen Regenfällen der Monate November und Dezember. „Das hat offensichtlich zu einem ,aufsteigenden Sickerwasser‘ geführt, das durch Fugen zwischen Bodenplatten und Wänden in die Häuser eindringt“, so Damberg.

Damberg vermutet, dass es unter den Häusern eine Gesteinsschicht gibt, durch die Regenwasser nur schlecht abfließen kann – wenn es dann viel regnet, drücke das Wasser von unten in die Keller der Häuser. „Die Eigentümer machen sich Sorgen um ihr Hab und Gut, und vor allem auch um ihre Gesundheit“, beklagt Damberg. Fast in allen betroffenen Häusern liege die relative Luftfeuchtigkeit bei über 90 Prozent. „Trocknungsmaßnahmen laufen ins Leere, da ständig neues Wasser eindringt.“

Hohe Kosten für Pumpen und Trockner

Dazu kommen die Kosten. Hausbesitzer Oliver Werner etwa hat sich eine Pumpe sowie einen Trockner gemietet – „neben den Kosten für die Miete verbraucht das natürlich auch ziemlich viel Strom“, sagt er. Dazu käme auch der Wertverlust der Immobilien, die noch nicht einmal besonders alt seien: Die Häuser, um die es geht, wurden zwischen 2000 und 2003 gebaut.

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Bei ihren Versicherungen laufen die Bewohner der Endemannstraße zurzeit gegen Wände. „Mehrere Versicherer haben bereits erklärt, auch im Rahmen einer bestehenden Elementarschadensversicherung nicht zu haften, da es sich um Wasser handelt, das unterhalb der Oberfläche in die Keller eindringt“, erklärt Raimund Damberg. Außerdem sei ja auch bislang noch nicht geklärt, woher genau das Wasser komme.

Jetzt wünschen sich die Anwohner Hilfe von der Stadt Gelsenkirchen. Stadtsprecher Martin Schulmann verwies allerdings auf Nachfrage darauf, dass sich bereits ein Bewohner bei der Stadt gemeldet habe: Diesem habe man erklärt, dass vermutlich aufsteigendes Grundwasser das Problem sei. „In dem Gespräch wurde darauf hingewiesen, dass schwankende Grundwasserstände ein natürliches Phänomen sind und insbesondere in den Wintermonaten grundsätzlich ein Anstieg des Grundwassers festzustellen ist“, so Schulmann.

Stadt Gelsenkirchen verweist auf Auswirkungen des Klimawandels

Zudem machten sich die Auswirkungen des Klimawandels bemerkbar. „Auf Grundlage der vorliegenden statistischen Niederschlagswasserdaten für den Norden von Gelsenkirchen waren die Niederschläge im Jahr 2023 (1252 mm) fast doppelt so hoch, wie im Jahr 2022 (642 mm)“, so Schulmann weiter. Dieser Umstand habe ebenfalls zum Anstieg des Grundwassers geführt.

„Dem Bewohner wurde eine unentgeltliche Abwasserberatung am Objekt zum Thema Oberflächenwasser und Rückstau angeboten“, so Schulmann, der auch auf die Internetseite www.gelsenkanal.de verwies. „In diesem Zusammenhang wurde auch die Starkregengefahrenkarte betrachtet, eine Gefährdung, die mit der geschilderten Problematik im Zusammenhang steht, wurde durch Gelsenkanal nicht erkannt“, so Schulmann, der den Bewohnern empfiehlt, einen Fachplaner für Bauwerksabdichtungen zu beauftragen.

Zufrieden geben wollen sich die Anwohner damit allerdings nicht. Was ihnen Rätsel aufgibt, ist die Tatsache, dass es erst jetzt zu den Schäden gekommen sei – „auch in den vergangenen 20 Jahren hat es ja schon diverse Starkregenereignisse gegeben, da ist nie etwas passiert“, so Damberg.