Gelsenkirchen. In der Keller-Brauerei gehen die Lichter aus. Darum muss die Gelsenkirchener Bier-Marke GE Bräu schließen. Vermieter: „Traurige Entwicklung“.

Es ist gerade einmal etwas mehr als zwei Jahre her, da hieß es in einem Bericht der WAZ noch: „Braukultur hat seit einigen Tagen wieder eine originär Gelsenkirchener Adresse. Und zwar an der Ahstraße 6.“ Dort hatte GE Bräu rund zwei Jahre nach dem Umzug von der Uferstraße nicht nur seinen Stammsitz, sondern Ende 2021 auch ein „Braustüberl“, vor allem aber auch seine Brauerei hingezogen. Seither reift in Kesseln und Keller in der Altstadt ein Bier, in dem ganz viel „GE“ steckt – gutes Gelsenwasser, Malz aus dem Stadthafen von Avangard-Malz, Dinkel aus dem Stadtnorden. Doch damit könnte jetzt Schluss sein.

Aus für Gelsenkirchener Brauerei? GE Bräu muss ausziehen

Wolfgang Heinberg, Sprecher der St. Augustinus Immobilien GmbH, bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass der Mietvertrag mit GE Bräu „schweren Herzens“ aufgekündigt wurde. Seit Anfang 2020 ist die Brauerei Mieterin in den Räumen der Kirche. Damals habe man die Räume sehr gerne an GE Bräu vermietet, weil man von der Idee einer Brauerei mit ganz viel Lokalkolorit begeistert gewesen sei. Und mehr noch: „Wir waren so euphorisch, dass wir zu Beginn nur eine Anerkennungsmiete plus Nebenkosten gewollt haben, die weit unter dem üblichen Marktpreis lag. Mit der Zeit, so war es mit der Mieterin verabredet, sollte die Miete dann nach und nach angepasst werden“, berichtet Heinberg.

Wir sind wirklich sehr, sehr traurig über diese Entwicklung.
Wolfgang Heinberg

Doch die Zahlungen blieben aus. Immer wieder, so berichtet es der Sprecher der St. Augustinus Immobilien, habe man das Gespräch mit der Brauerei gesucht, um gemeinsam nach einer tragbaren Lösung zu suchen. Schließlich habe man auch Verständnis, dass während der Pandemie das Geschäft womöglich nicht so gelaufen sein könnte. Diesen Nachweis habe GE Bräu aber nie erbracht und auch sonst nicht an einer für beide Seiten akzeptablen Perspektive mitgewirkt. „Irgendwann muss man als Vermieter dann entscheiden, wie es weitergeht. Wir sind wirklich sehr, sehr traurig über diese Entwicklung“, betont Heinberg. Am Ende habe man aber keine Alternative mehr dazu gesehen, den Mietvertrag mit der Brauerei zum 31. Dezember 2023 aufzukündigen. Bis Ende Februar hat GE Bräu nun Zeit, auszuziehen. Und auch in diesem Punkt sei man weiterhin gesprächsbereit, falls es aus nachvollziehbaren Gründen etwas länger dauern sollte, Kessel und sonstiges Inventar abzutransportieren.

Frequenzbringer und Magnetbetrieb: Warum GE Bräu trotzdem das Aus an der Ahstraße droht

Die Chefin von GE Bräu, Anja Michels, und ihr Lebensgefährte Volker Uthe äußerten sich auf Anfrage schriftlich. Sie bestätigen, dass es seit dem 15. August 2023 ein Kündigungsschreiben gibt. Und auch die Mietrückstände bestätigen sie, betonen aber ebenfalls schriftlich, dass die ausstehenden Mieten bis zum Jahresende weitgehend beglichen worden seien. Und: Obwohl diese mehrfach angefragt worden sei, liege bis heute keine korrekte Auflistung der Mietzahlungen vor.

Außerdem verweist GE Bräu auf die Versuche sowohl von Propst Markus Pottbäcker, als auch der City-Initiative Gelsenkirchen und der städtischen Wirtschaftsförderung, sich beim Vermieter für einen Verbleib von GE Bräu an der Ahstraße 6 auszusprechen. In einem gemeinsamen Schreiben von Wirtschaftsförderung und City-Initiative, das der Redaktion vorliegt, heben beide Stellen mit insgesamt acht Punkten die Bedeutung von GE Bräu, etwa als wichtigen „Frequenzbringer/Magnetbetrieb“ oder als „etablierten Treffpunkt“ für die Gelsenkirchener City hervor.

Die Kündigung betreffe nach Angaben von GE Bräu auch die beiden im Haus ansässigen Gewerbetriebe (die Designfirma „eigenart“ und die Firma „GE-stickt“), die jeweils Untermieter von GE Bräu sind, und die Privatwohnungen von Anja Michels und Volker Uthe.

Auszug bis Ende Februar? Für GE Bräu ist das nicht zu schaffen

Zur Wirtschaftlichkeit verweist GE Bräu in einem Schreiben auf die stetige Weiterentwicklung des Brauprozesses und des Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebs – das würde sich beispielsweise durch die steigenden Gästezahlen, die Kundenrezensionen, die überregionalen Gästen oder beispielsweise auch anhand der steigenden Abgabemengen von weiteren gastronomischen Betrieben zeigen.

Und weiter: Eine Durchsetzung der Kündigung in dem angestrebten und sehr kurzfristigen Zeitraum sei für die drei Gewerbebetriebe und die Privathaushalte existenzbedrohend. Bereits jetzt werde die Pächterin ihrer Möglichkeiten beraubt, die Einnahmen und damit für die Mietzahlungen notwendige Mittel zu erwirtschaften, als Gründe werden angeführt: „das Ausbleiben von Kundschaft wegen der Gerüchteküche“ und die Absage von Feiern und Veranstaltungen.

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Bis Ende Februar werde es nicht möglich sein, die Räumlichkeiten an der Ahstraße 6 leerzuziehen, so GE Bräu. Denn es gehe nicht nur um den aufwendigen Umzug des kompletten Interieurs, sondern um eine geeignete neue Alternative. Die Marke GE Bräu, das Bier in Flaschen und im Fass, gebraut von einer Brauerei in Allersheim, soll es weiterhin geben.