Gelsenkirchen. Wo zu viele Schüler kein Deutsch können, versagt das Schulsystem. Die Debatte darf aber nicht aus ideologischen Gründen unter den Teppich fallen.
Die Eltern der kleinen Lisa aus Gelsenkirchen sind froh, dass sie die Grundschule für ihre Tochter wechseln konnten. Denn an ihrer alten, der Grundschule an der Kurt-Schumacher-Straße, war Lisa als einzige muttersprachlich deutsche Schülerin nicht nur isoliert und unglücklich, das Lernniveau war auch zu gering. Das liegt ausdrücklich nicht an den Lehrern und der Schulleitung, wie Lisas Eltern ganz deutlich betonen, sondern am Versagen des Systems. Dieses Versagen zur Sprache zu bringen und für sein eigenes Kind eine bessere Perspektive zu suchen, ist keinesfalls ausländerfeindlich, rassistisch oder sonst wie beschämend. Dass letzteres überhaupt erst klargestellt und besonders betont werden muss, scheint dieser Tage aber unumgänglich und ist Ausdruck einer ideologisch aufgeladenen Grundsatzdebatte in Deutschland, die in der Sache nicht weiterhilft.
Längst ist die Rede von der „Bildungskatastrophe“ in unserem Land, weil das deutsche Schulsystem keine durchschlagenden Antworten zu haben scheint, auf die Herausforderungen unserer Zeit, in der Studien immer wieder dokumentieren, dass das Lernniveau sinkt, nicht wenige Schülerinnen und Schüler eher schlecht als recht Deutsch können, wenn sie zur Schule gehen und auf lange Sicht vom System zerrieben werden, während gleichzeitig leistungsfähigere Kinder ebenfalls auf der Strecke zu bleiben drohen, weil die ohnehin schon zu wenigen Lehrkräfte einen nicht zu bewältigenden Spagat leisten müssen.
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Die Herausforderungen der starken Migration aus Südosteuropa und aus den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt sind mit dem vorhandenen Schulsystem nicht zu bewältigen. Eine möglichst erfolgreiche Schullaufbahn und Integration gelingt in Klassen, in denen das Verhältnis deutschsprachiger Kinder und solcher mit Nachholbedarf mindestens ausgewogen ist, unumstritten besser. Wo das genaue Gegenteil der Fall ist, wie bei Lisas alter Klasse, drohen zu viele Kinder im System unterzugehen.
Dafür endlich Lösungen zu finden, ist Pflicht und Aufgabe der Politik. Dafür muss man die Probleme offen und ehrlich benennen und dann ernsthaft angehen. Ganz besonders dann, wenn man das Feld bei diesen Themen nicht rechten Stimmungsmachern überlassen will.