Gelsenkirchen. Herbert Knorr war der Mitbegründer von Europas größtem Krimifestival. Das sind die Gründe, warum er nun den Staffelstab weitergibt.

Morden ist sein Metier. Ob als Autor oder als Kulturmanager: Herbert Knorr liebt die literarischen Kriminalfälle so sehr, dass er ihnen 2001 ein eigenes Festival widmete. Inzwischen gilt „Mord am Hellweg“ als Europas größtes Krimi-Event. „Sein Baby“, wie Knorr das mörderische Spektakel nennt, hat längst Laufen gelernt. Mit Beginn dieses Jahres aber ließ der Gründervater es los und gab die Festivalleitung in neue Hände.

Gemeinsam mit Sigrun Krauß managte der gebürtige Schalker das Festival

Der 71-Jährige nahm Anfang Januar Abschied vom Chefposten, den er bislang gemeinsam mit Sigrun Krauß, Leiterin des Kulturbereich bei der Stadt Unna, inne hatte. 22 Jahre lang managte der gebürtige Schalker und heutige Ückendorfer die Krimi-Biennale und sagt: „Es waren intensive, äußerst spannende, aber auch sehr erfolgreiche Jahre.“

Dabei: „Im Jahr 2002 sollte das Krimi-Fest eigentlich nur ein einmaliges Ereignis werden.“ Doch es geriet auf Anhieb zum Riesen-Erfolg, der Ruf nach einer Fortsetzung wurde schnell laut. Knorr: „Wir entschieden dann, das Festival alle zwei Jahre zu veranstalten.“ Und: „Es wurde mit jedem Mal größer und größer. Spätestens im Kulturhauptstadtjahr 2010 wurde es weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus bekannt.“ Herbert Knorr schmunzelt: „Manche meinen sogar, es sei das größte Krimi-Festival der Welt.“ Die Namen der Autoren, sie stehen auf jeden Fall für absolute Weltklasse!

Autoren-Gästeliste reichte von Henning Mankell bis Joy Fielding

Prominente Bestsellerautorinnen und -autoren gaben sich bei diesem Festival die Klinke in die Hand. Die Liste liest sich wie ein „Who is who“ der Literaten. Ob der 2015 verstorbene Henning Mankell, Joy Fiedling, Ingrid Noll, Hakan Nesser, Nele Neuhaus, Tess Gerritsen, Jussi Adler-Olsen, Volker Kutscher oder Sebastian Fitzek: Herbert Knorr hatte sie alle. Weil er stets gut vernetzt war, weil das Konzept stimmte. Wer auch immer zusagte: „Geschätzt habe ich jeden unserer ,kriminellen’ Gäste.“

Neben der Prominenz bot Knorr auch dem literarischen Nachwuchs eine große Plattform im Revier, brachte so manchen Schreiber zu frühem Ruhm. Zum Konzept von „Mord am Hellweg“ gehören auch die außergewöhnlichen Veranstaltungsstätten und die Anthologien, die zu jedem Festival erscheinen.

Auch der schwedische, im Jahr 2015 verstorbene Star-Autor Henning Mankell war schon beim Krimifestival „Mord am Hellweg“ zu Gast.
Auch der schwedische, im Jahr 2015 verstorbene Star-Autor Henning Mankell war schon beim Krimifestival „Mord am Hellweg“ zu Gast. © Getty Images | Getty Images

Auch wenn Gelsenkirchen nicht am Hellweg liegt, wurde die Stadt doch ab 2010 zu einer wichtigen Austragungsstätte. Und blieb es bis heute. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek erhielt „Mord am Hellweg“ einen Stammplatz im kulturellen Kalender. „Aber auch wegen der großartigen Bühnen, die es hier gibt“, betont der Manager. Ob Musiktheater, Zoom, Heilig-Kreuz-Kirche, das „Schauburg“-Kino oder ein Kanalschiff: Gelsenkirchen war immer ein toller Spielort für die ganz Großen der Krimi-Literatur. „Ich wünsche mir, dass Gelsenkirchen auch in Zukunft fester Bestandteil des Krimi-Festivals bleiben wird“, so Knorr.

Heute zieht er glücklich Bilanz: „Es waren wunderbare Jahre, die ich mit zu verantworten hatte. Aber irgendwann ist immer Schluss, auch wenn ich manche Begegnung schmerzlich vermissen werde.“

Herbert Knorr will bald mit seiner Ruhrgebietskomödie auf Tournee gehen

Wobei: So endgültig geht Knorr dann doch noch nicht. Wenn in diesem Jahr das nunmehr 11. Festival vom 14. September bis 8. November über die NRW-Bühnen geht, wird Knorr als Teil des Projektmanagements ab und zu noch vor Ort auftauchen und die Fäden ziehen. Schließlich hat er das diesjährige Fest noch mit angeschoben.

In Zukunft wird sich Knorr als Autor von Krimi-Erfolgen wie „Schitt häppens“ oder „Pumpernickelblut“ verstärkt wieder seinem eigenen Krimi-Schaffen widmen. Und schon bald geht er mit seiner Ruhrgebietskomödie „Der Jupp muss wech“ auf Tournee. Im Mai wird das Stück gleich zwei Mal im Bismarcker Consol-Theater zu sehen sein.

Nachfolger von Knorr wird Heiner Remmert

Nachfolger von Herbert Knorr in der Leitung des Festivals „Mord am Hellweg“ ist der Literaturwissenschaftler Heiner Remmert, der seit 2020 auch dem Westfälischen Literaturbüro in Unna vorsteht.

Das Festival hat in diesem Jahr über 200 Autorinnen und Autoren zu Gast und lädt zu mehr als 150 Veranstaltungen ein. Das komplette Programm und auch alle Gelsenkirchener Termine werden noch bekannt gegeben.