Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie mit brillantem Klarinettisten, einem Ausflug nach Spanien und viel Leidenschaft.

Das 5. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen bescherte „Rückblicke“ verschiedener Komponisten auf Kollegen früherer Jahrhunderte. Star des Abends Klarinettist Thorsten Johanns.

Nach den eisigen Winden auf dem Vorplatz zum Musiktheater im Revier war es am Montagabend eine Wohltat, von der Neuen Philharmonie Westfalen im 5. Sinfoniekonzert der Saison zunächst mit Alexander Dargomyschskis „Bolero“ in südländische Gefilde entführt zu werden. „Augen und Ohren in Spanien“ der Untertitel, der Dirigent des Abends Hendrik Vestmann führte das Orchester mit Energie durch die leidenschaftlichen Reigen im Dreivierteltakt. Immer wieder startete das Thema mit tänzelnden pizzicati der Violinen, wie Pferdegetrappel der Hofreitschule, das Tempo steigerte sich intensiv bis zu einem finalen Crescendo mit Paukenschlägen. Ein grandioser Auftakt und die Bühne war für den Star des Abends, den Klarinettisten Thorsten Johanns, bestens bereitet.

Selten gespieltes Meisterwerk für Klarinette

Mit dem Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 4 e-moll von Louis Spohr präsentierte die NPW ein selten gespieltes Meisterwerk für dieses Soloinstrument. Grazil, fast bescheiden positionierte sich Thorsten Johanns zwischen Vestmann und der Konzertmeisterin Sun Keiner, lauschte andächtig der orchestralen Eingangspassage bevor er auf dem emotionalen Teppich ganz sanft das erste Thema aufnahm. Er tänzelte durch die Koloraturen, spielte mit Körpereinsatz, aber ohne übertriebene Gesten, sich im Klang wiegend. Es war ein perfekter Klang, präzise geformte Miniaturen, ein virtuoser Hochgenuss. Die brillante Technik und Atemstärke zeigte sich vorzüglich im zweiten Satz, das „Larghetto“ verlangt vom Solisten schier nicht enden wollende Melodiebögen, bei Johanns flossen sie wie aus einem Guss. Ein ehrlich anerkennender, fulminanter Applaus des leider nicht ganz ausverkauften Hauses war der Dank. Johanns erwiderte diesen mit der Zugabe eines Satzes der „Jüdischen Suite“ des jüdisch-ukrainischen Komponisten Yevgin Orkin. In der Pause signierte Johanns im Foyer geduldig CD´s, auch wenn die Interessenten etwas auf ihn warten mussten. Nach der Anstrengung brauchte es erst etwas Regeneration.

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Im zweiten Teil des Abends glänzte das Orchester mit der Sinfonie Nr. 4 e-moll von Johannes Brahms. Vestmann hatte mit den Musikerinnen und Musikern der NPW großartig an einer beeindruckenden Kompaktheit und Klangfülle gearbeitet. Die Streichersektionen berauschten in den vier Sätzen, die leidenschaftliche Variationen in technisch perfekter Ausführung, die Bläser zeigten beeindruckende Präsenz. Eine dreiviertel Stunde voller musikalischer Emotionen, wieder ein gelungenes Programm aus der Gestaltung des Generalmusikdirektors Rasmus Baumann, der sein Orchester aus der Loge anerkennend beklatschte.

Nächstes Highlight: „Klang des Lichts“ aus Finnland

Einen Hinweis auf ein kommendes, einmaliges Konzert-Highlight gab es mit dem Programmheft. Am Samstag, 27. Januar, spielt die Neue Philharmonie Westfalen unter Leitung von Valtteri Rauhalammi „Klang des Lichts“. Ein Konzert mit drei Werken von Kaija Saariaho, ein eindrucksvolles Porträt der finnischen Komponistin, die im letzten Jahr verstorben ist. Informationen und Tickets unter mir.ruhr/klang