Gelsenkirchen. Der Traum von der eigenen Immobilie kann für Gelsenkirchener wieder wahr werden. Das raten zwei Immobilien-Experten zukünftigen Eigentümern.
- Der Wunsch nach der eigenen Immobilie ist auch in Gelsenkirchen ungebrochen – hohe Zinsen und Kosten hatten zuletzt jedoch viele Träume platzen lassen. Nun zeichnet sich aber eine Veränderung ab.
- Die Gelsenkirchener Immobilien-Experten Frank Purrnhagen und Marcus Hensel raten zu 20 bis 30 Prozent Eigenkapital beim Immobilien-Kauf und zu einer Beratung – im Hintergrund sollte die Frage stehen: „Wie viel Immobilie kann ich mir leisten?“
- Purrnhagen und Hensel gehen außerdem davon aus, dass die Zinsen nun erstmal nicht wieder steigen werden. Die „Rente in Stein“ wird so für viele wieder attraktiver.
Der Wunsch nach einem Eigenheim, dem eigenen Zuhause, den eigenen vier Wänden: Viele Menschen, auch in Gelsenkirchen, könnten ihrem großen Traum nun wieder etwas näher kommen. In den vergangenen Monaten hatten hohe Preise und vor allem die Zins-Entwicklung die Hoffnungen auf dem Immobilienmarkt vielfach stark gebremst –jetzt zeichnet sich eine Veränderung ab. Doch was braucht es eigentlich für ein Eigenheim? Was müssen zukünftige Käufer beachten? Und wie ist die Stimmung, was die große Investition in eine Immobilie angeht?
Gefallene Bauzinsen: Mehr Gelsenkirchener können sich wieder Eigentum leisten
„Es können sich wieder mehr Menschen Eigentum leisten und sind eher bereit, diesen Schritt zu gehen“, berichtet Frank Purrnhagen, Geschäftsführer der Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr. Der Markt habe sich beruhigt, die Verunsicherungen seien genommen worden, ist außerdem Purrnhagens Eindruck.
Fakt ist: Anfang Dezember sind die Zinsen für zehnjährige Baudarlehen laut der Interhyp, einem Vermittler von privaten Baufinanzierungen, nach langer Zeit über der Vier-Prozent-Marke auf 3,8 Prozent gefallen. Noch im November 2023 hatten die Zinsen mit einem Wert von 4,2 Prozent ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. Gute Aussichten also?
Eigenkapital beim Immobilienkauf: Das rät ein Experte
Immobilien-Experte Frank Purrnhagen zeigt sich optimistisch, er spricht aber nicht nur die aktuelle Zinsentwicklung an, sondern beispielsweise auch die entstandenen Irritationen rund um die Novellierungen des Gebäudeenergiegesetzes. Vielfach habe das mögliche Interessenten abgeschreckt. Purrnhagens Empfinden nach sei nun schlicht wieder mehr Stabilität erreicht als noch in den Monaten zuvor.
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Grundsätzlich gibt Purrnhagen als Rat, mit etwa 20 bis 30 Prozent Eigenkapital in die Vorbereitungen für einen Immobilien-Erwerb zu gehen, sodass es „eine vernünftige Basis bei der Finanzierung gibt“. Ein weiterer, wichtiger Punkt: die Beratung. Die Frage, die dahinter steht: „Wie viel Immobilie kann ich mir leisten?“, so Liliane Bottermann, von der Marketing-Abteilung der Volksbank Immobilien. Und weiter noch: „Welche Priorität setze ich in meinem Leben?“ – bedeutet: Welche Einschränkungen, etwa was Urlaube oder andere größere Ausgaben betrifft, wollen Haus- und Wohnungskäufer, hinnehmen, um sich den Traum vom Eigentum zu erfüllen?
Marcus Hensel, Abteilungsleiter des Immobiliencenters der Sparkasse Gelsenkirchen, gibt eine ähnliche Devise aus. Bei den Beratungen gehe es immer eine individuelle Analyse, Immobilienkauf ist auch in seinen Augen „Typsache“. Hensel hat zum Beispiel die Beobachtung gemacht, dass in der Gruppe der Mittdreißiger weniger Eigenkapital vorhanden sei. „Es ist eine ganze Generation herangewachsen, die alles finanziert hat“, fügt Hensel hinzu. Gerade bei jungen Menschen sei die Bildung von Eigenkapital vor einiger Zeit eben nicht so angesagt gewesen, sagt er auch.
„Null-Zins-Politik hat viele Träume wahr gemacht“ – aber Bauen ist teuer geworden
Marcus Hensel erinnert sich: Die Null-Zins-Politik habe viele Träume wahr gemacht, „die vergangenen Jahre haben geboomt, viele Menschen konnten ihre Vorstellungen verwirklichen“, es habe einen hohen Umschlag im Gebrauchtimmobilien-Bereich gegeben. Das bekräftigt Frank Purrnhagen: „Gerade das Thema Bauen ist in den vergangenen Jahren arg teuer geworden.“ Da geht es dann nicht nur um die gestiegenen Kosten für Material und Co., sondern beispielsweise auch um die entsprechenden Handwerksleistungen. Vielfach werde „abgespeckt“ gebaut, also beispielsweise ohne Keller, der locker mal mit 30.000 bis 40.000 Euro zu Buche schlagen könne, weiß Hensel. „Freihändiges Bauen, mit einem Architekten, das sehe ich kaum noch“, sagt er auch.
Einen Unterschied in Sachen Beliebtheit zwischen den einzelnen Stadtgebieten gibt es nicht: „Der Norden läuft genauso gut wie der Süden, es ist nur eine andere Zielgruppe“, so der Immobilien-Experte Purrnhagen. Dennoch gebe es begehrtere Wohnlagen und -Quartiere wie beispielsweise den Buerschen Waldbogen oder Graf Bismarck. „Der Immobilienmarkt in Gelsenkirchen funktioniert nach wie vor gut, das Preisniveau ist gesund“, ordnet Purrnhagen ein. Das liege sicherlich an der guten Anbindung oder der guten Infrastruktur. „Wir haben auch Millionen-Objekte in Gelsenkirchen“, wendet Marcus Hensel ein – da sehe man dann oft, wie viel Geld eigentlich vorhanden ist.
Und in Zukunft? „Das Zinsniveau wird wahrscheinlich nicht wieder nach oben gehen“, gibt Frank Purrnhagen als Prognose aus. Und auch Marcus Hensel zeigt sich optimistisch: „Es zeichnet sich vielleicht eine Tendenz ab, dass der Peak erreicht wurde.“ Stichwort Zukunft für Eigentümer: Die eigene Immobilie ist für viele Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener immer auch ihre persönliche Altersvorsorge: „Die Rente in Stein ist sicherlich ein Argument“, so Marcus Hensel.
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Frank Purrnhagen regt außerdem an, dass sich die Städte mehr mit ihrem Immobilien-Bestand beschäftigen: Entweder sei der so attraktiv, dass er erhalten werden kann oder er muss zurückgebaut werden, „um ihn durch etwas Zeitgemäßeres zu ersetzen.“