Gelsenkirchen. Nur eins von zehn Kindern startet ohne Defizit in die Schule, dort fehlen Lehrer und Räume. Was sich 2024 in Gelsenkirchen ändern soll.
In Verbindung mit den Haushaltsanträgen formulieren Fachpolitiker auch Zielvorstellungen. Die SPD etwa tat dies im Bildungsbereich speziell für die Werbung um Lehrkräfte. Die Verwaltung soll eine Strategie entwickeln, um Lehrer für Gelsenkirchen zu gewinnen. Neben „wertschätzenden Veranstaltungsformaten“ wie den bereits praktizierten Willkommens-Empfängen für Referendare im Hans-Sachs-Haus und gemeinsamen Stadtrundfahrten denkt man vor allem an die Einrichtung eines Lehrerseminars für Haupt-, Sekundar-, Gesamtschul- und Gymnasialkräfte in Absprache mit Schulaufsicht und Land in der Hoffnung auf Klebeeffekte. Das könnte am Standort Lüttinghof sein, wo bereits Grundschullehrer ausgebildet werden, aber auch anderswo in Gelsenkirchen.
CDU will jährliche Konferenz zur Kindergesundheit
Die Bildungspolitiker der CDU fordern die Verwaltung auf, ein Konzept zu erarbeiten, wie unter Einbindung aller Frühförderungsangebote möglichst viele Defizite bis zum Schuleintritt behoben werden können. Zudem soll nach deren Wunsch eine jährliche Konferenz zur Kindergesundheit mit allen Akteuren in der Stadt stattfinden, um eine regelmäßige Bestandsaufnahme und weitere Vernetzung zu ermöglichen.
Schulsozialarbeit und Sekretariate aufstocken
Zudem fordern die Christdemokraten, die Schulsozialarbeit schrittweise aufzustocken, zusätzliche Planstellen dafür zu schaffen. Auch die Schulsekretärinnen sollten laut CDU-Forderung mehr Stunden bekommen. Die Verwaltungsarbeit sei deutlich umfangreicher geworden und in den Vormittagsstunden nicht mehr zu bewältigen. Sekretariate müssten Kontakt zu Einwohnermeldeamt, Gesundheitsamt und Jugendamt halten, Eltern bräuchten zunehmend Unterstützung beim Ausfüllen von Antragsformularen. Viele würden das Schulsystem nicht verstehen, bräuchten Unterstützung. So könnten Lehrkräfte von derartigen Aufgaben entlastet werden.
Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Weiterhin schwebt der CDU-Bildungsfraktion die Einrichtung eines Modellprojektes an einer Gelsenkirchener Schule vor, an der die Gesundheitsprävention vorangetrieben werden soll. In ausgefallenen Unterrichtsstunden sollen möglichst externe Experten wie ehemalige Behandler und Universitätsmitarbeiter Gesundheitsaufklärung und Suchtprävention in den Klassen betreiben. Für die Entwicklung eines solchen Projektes wollte sie 10.000 Euro bereitstellen lassen.
- Nur zehn Prozent bei Schulstart ohne Defizit
- Wo der Schulbau in Gelsenkirchen stockt
- Bis zu 470 Plätze zu wenig für Erstklässler
- Gelsenkirchener und Essener OB einig: Hier brennt die Hütte
- Gezwungen, die Schule zu wechseln: Extremlage in Gelsenkirchen
Die bereits beauftragte Untersuchung zu den Ursachen der hohen Zahl von „Schulformwechslern“, also Kindern, die von Gymnasien und Realschulen wegen nicht ausreichender Leistungen abgeschult werden, soll mit weiteren 15.000 Euro Budget ausgestattet werden. Dies hatte die Verwaltung bereits selbst gefordert.
Alternative Räume für die Abendrealschule finden
Für die Gesamtschule Ückendorf (GSÜ) fordern die SPD-Bildungspolitiker, endlich eine alternative Raumlösung für die Abendrealschule zu finden. Eigentlich sollte die Mehringschule als Ersatzquartier diesen, diese wird jedoch auf längere Sicht weiter als Flüchtlingsunterkunft dienen müssen. Die GSÜ aber sei jetzt dringend auf eine räumliche Erweiterung angewiesen, für die internationalen Förderklassen, ein Selbstlernzentrum und auch Aufenthaltsmöglichkeiten für Oberstufenschüler.
Pensionierungswelle im Bildungsreferat
Indes leidet gerade das Bildungsreferat aktuell unter Personalnot. Die Referatsleitung ist weiterhin unbesetzt, vor dem Frühjahr ist kaum mit einer Neubesetzung der Stelle zu rechnen, die Klaus Rostek (66) im Juni 2023 nach 49 Dienstjahren räumte. Weitere Pensionierungen erfahrener leitender Mitarbeiter stehen in 2024 bevor - nicht gerade eine ideale Situation für die anstehenden Herausforderungen. Immerhin soll bei der Stabsstelle für die Ausgestaltung des Bildungscampus und auch für den Sport eine personelle Lösung in Sicht sein.
Zumindest im Bereich Schulneubau soll es 2024 dank neuer Entwicklungsgesellschaft schneller vorangehen – obwohl auch diese unter Federführung des chronisch unterbesetzten Hochbaureferates liegt. Die Geschäftsführung der neuen GE GmbH ist offiziell noch nicht benannt.