Gelsenkirchen-Buer. Das Gerüst am Rathaus in Gelsenkirchen-Buer macht zurzeit keinen schönen Eindruck. Zur Europameisterschaft soll sich das allerdings ändern.
Das Rathaus von Gelsenkirchen-Buer ist eines der markantesten Gebäude der Stadt: Wie kaum ein anderes Bauwerk steht es symbolisch für Buer. Doch während der Turm mit seiner grünen Haube wie eh und je über dem Stadtbild thront, gibt der Rest des Rathauses zurzeit kein vorzeigbares Bild ab. Der Teil des Gebäudes, der zum Rathausplatz hin gelegen ist, ist schon seit vielen Monaten eingerüstet. Und das wird auch noch einige Zeit so bleiben.
Das Rathaus soll bekanntlich in den kommenden Jahren saniert werden – dass das Bauwerk aus dem Jahr 1912 schon seit einigen Jahren eingerüstet ist, hat allerdings nur bedingt mit den Sanierungsplänen zu tun. Hintergrund ist, dass seit 2017 verstärkt Schäden an der Natursteinfassade des Rathauses aufgetreten sind. Der Tuffstein der Fassade hat im Laufe der Jahre Feuchtigkeit aufgesogen und ist daher „zermürbt“ – um Fußgänger vor herabfallenden Teilen zu schützen, wurden die Gerüste aufgebaut. Und dort stehen sie immer noch – und kosten Tag für Tag Geld. „Die monatlichen Kosten belaufen sich auf 1250 Euro“, bestätigt Martin Schulmann, Sprecher der Stadt Gelsenkirchen. „Bislang sind Kosten in Höhe von 136.500 Euro entstanden.“ Das Gerüst wird wohl bis zum Beginn der „großen“ Bauarbeiten stehen bleiben.
Gelsenkirchener Politikerin ärgert sich über den unschönen Anblick
Derzeit bietet das Gerüst allerdings keinen schönen Anblick: Eine Bauplane, die eigentlich Fußgänger schützen soll, die am Rathaus vorbei in Richtung Goldbergstraße gehen, hängt zum Teil in Fetzen herab. Das nervt viele Bueranerinnen und Bueraner, auch die Politik hat sich der Sache schon angenommen. So hatte Anne Schürmann, FDP-Abgeordnete in der Bezirksvertretung Nord, schon vor einiger Zeit die Anfrage an die Verwaltung gestellt, wie es denn mit dem Rathaus und der Fassade weitergehe, vor allem im Hinblick auf die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Sommer, die bekanntlich ja auch Fans aus ganz Europa nach Gelsenkirchen bringen wird. „Das sieht doch furchtbar aus, wenn gerade eines der herausragendsten Bauwerke im Gelsenkirchener Norden einen solchen Eindruck macht“, so Anne Schürmann. Zumal der Weg zur Arena, wenn man aus dem Norden kommt, in der Regel am Rathaus Buer vorbeiführt.
Ihre Idee: Wenn schon das Rathaus weiter eingerüstet bleibt, soll es wenigstens einigermaßen vorzeigbar aussehen – und im Idealfall noch Geld in die Stadtkasse bringen. „Kann eine Senkung der Kosten dadurch erzielt werden, dass die großen Einrüstungsflächen der Werbewirtschaft angeboten werden?“, fragte sie die Verwaltung. Und: „Lassen sich diese Flächen vielleicht durch namhaften Graffiti-Künstler aus unserer Stadt mit Blick auf die Fußball-EM mit künstlerischen Botschaften zu Gunsten von Buer nutzen, sodass der deutlich negative Eindruck des notwendigen Gerüstes in einen positiven und erfreulichen umgekehrt wird?“
So geht es mit der Rathaussanierung weiter
In einer ersten Antwort auf die Anfrage reagierte die Stadt ablehnend. „Fassadengerüste mit Werbeträgern zu versehen, ist grundsätzlich ein erheblicher Eingriff in das statische System des Gerüstes und mit einem Mehraufwand verbunden. Daher sieht die Verwaltung auch die Möglichkeit für Graffitiflächen am derzeitigen Gerüst als nicht gegeben an“, so die Stadtverwaltung Ende Oktober. Sechs Wochen später relativierte Stadtsprecher Martin Schulmann diese Aussage auf Anfrage dieser Redaktion. Das Gerüst werde dann zwar auch noch dort stehen. „Zur Europameisterschaft werden wir dort allerdings ein Plakat anbringen, das zum Beispiel auf die EM Bezug nehmen könnte.“ Schulmann verwies auf die WM 2006: Damals was das Gesundheitsamt am anderen Ende der Kurt-Schumacher-Straße eingerüstet gewesen, dort habe dann auch ein entsprechendes Plakat die Fans begrüßt. Einen Verkauf der Fläche an potenzielle Werbekunden schloss er allerdings aus. „Dafür gibt es keinen Markt“, so Schulmann.
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Wann die Sanierung der Fassade beginnen soll, das erfahren die Bezirksvertreter voraussichtlich Anfang des Jahres. „Die Beauftragung des Gutachters zwecks Erstellung eines Sanierungskonzeptes für die Fassade ist erfolgt und das Büro hat die Arbeiten bereits aufgenommen“, teilte Stadtbaurat Christoph Heidenreich mit. „Für die Erstellung des Gutachtens ist ein Zeitraum bis Januar 2024 vorgesehen. Das Ergebnis des Gutachtens wird den zuständigen Gremien anschließend vorgestellt.“