Gelsenkirchen. Explosion der Kosten: Die Sanierung eines Spielplatzes im Gelsenkirchen-Erle wird fast doppelt so teuer wie geplant. Das sind die Gründe.

Die große Eröffnung vor Ort muss an diesem Morgen kurzerhand ausfallen: Es ist einfach zu nass, zu kalt und überhaupt kein Spielplatzwetter. Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit hat der Spielplatz an der Karlstraße/Ecke Weststraße in Gelsenkirchen-Erle neues, vor allem teures Spielgerät bekommen. Teuer auch, weil die Kosten für den neuen Schlossturm, eine kombinierte Kletter- und Seilbahnanlage, in die Höhe geschossen sind. Alles in allem wird der Spielplatz nun fast doppelt so teuer werden.

Kostenexplosion: Ein Spielplatz in Gelsenkirchen wird fast doppelt so teuer wie geplant

Der Kinderspielplatz Baujahr 1978, unweit der Willy-Brandt-Allee, ist gemeinhin auch unter dem Namen „Spielplatz Pirat“ bekannt – eben weil dort lange ein großes Piratenschiff für Kindervergnügen sorgte. Das war allerdings mit der Zeit in die Jahre gekommen. „Der Spielplatz entsprach in seiner Ausstattung nicht mehr den Ansprüchen, die heute an einen Spielplatz gestellt werden. Teilweise mussten verschiedene Spielgeräte daher altersbedingt zurückgebaut werden“, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Der neue Schlossturm auf dem Spielplatz in Erle, die Investition hierfür: 25.100 Euro – bei verfügbaren Sanierungsmitteln von 18.500 Euro.
Der neue Schlossturm auf dem Spielplatz in Erle, die Investition hierfür: 25.100 Euro – bei verfügbaren Sanierungsmitteln von 18.500 Euro. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Im Jahr 2003 zuletzt saniert, verfügte der Spielplatz über eine Doppelschaukel, beschriebenes Spielschiff mit Rutsche und eine Tischtennisplatte, die auch heute noch steht. Überwiegend besteht der Spielplatz aus einer großen Sandfläche. Berechnungen der Stadtverwaltung zufolge gibt es insgesamt 174 Kinder in dem Quartier, die den Spielplatz nutzen können – 87 Kinder im Alter zwischen null und fünf Jahren, 39 im Alter von sechs bis neun und 48 im Alter von zehn bis 14 Jahren.

Sanierung: Gelsenkirchener Spielplatz wird nach Wünschen der Kinder gestaltet

Es ging also in die Planung - und zwar nicht, ohne auch die Kleinsten zu beteiligen: Um den Spielplatz nach den Wünschen der Kinder auszustatten, startete eine ausführliche Kinderbeteiligung. Die Großen und die Kleinen konnten dabei einbringen, was ihnen fehlt, was sie sich vorstellen, was ihnen Spaß macht. So wurden die bei einer Umfrage gesammelten Ideen und Wünsche der Kinder umgesetzt. Dass es finanziell aufwendiger werden würde, das hätten alle Beteiligten wohl nicht so gedacht.

Ende Mai 2021 hatte die Bezirksvertretung Gelsenkirchen-Ost die Sanierung des Spielplatzes beschlossen – 18.500 Euro waren dafür eingeplant. Nun, zum Ende des Jahres 2023 schlüsselt die Spielplatzbeauftragte der Stadt, Iris Guder, die Kostenexplosion genau auf: Allein die Investition in die Spielanlage Schlossturm habe knapp über 25.000 Euro gekostet, hinzu kommen noch zwei fest stehende Mini-Tore für 2200 Euro und eine neue Doppelschaukel für 4300 Euro. Was noch kommen soll: ein Spielsandkasten und ein Sandspielgerät – gerade für die kleinsten Spielplatzbesucher.

Kostensteigerung um 100 Prozent: „Unheimlich betroffen von der Konjunktur“

„Wir sind unheimlich betroffen von der Konjunktur“, erklärt Iris Guder die Kostensteigerung bei den Geräten „um 100 Prozent“, wie sie sagt. Und sie macht eine weitere vergleichende Rechnung auf: Eine Doppelschaukel habe vorher vielleicht 1700 Euro gekostet, nun könnte sie auch schon mal mit 5000 bis 7000 Euro pro Gerät zu Buche schlagen.

Ein weiterer Punkt: „Es dauert lange, es gibt unheimliche Vorlaufzeiten“, berichtet Iris Guder. 18 Monate würden mitunter ins Land gehen, bis ein bestelltes Gerät zum Aufbau geliefert ist – und dann geht es auch noch ums Aufstellen. Das erledigen Experten, Garten- und Landschaftsbauer. Und auch die haben bekanntermaßen die Auftragsbücher voll.

Die Kosten werden zukünftig wohl auf einem höheren Niveau bleiben. Wie dem also entgegenwirken? Immerhin hat die Stadt rund 200 öffentliche Spielplatzflächen. Das Ziel für 2024 sei, so Iris Guder, mehr Geld in die Bezirke fließen zu lassen. Das Geld für die Sanierung des Spielplatzes indes stammt, wie die Spielplatzbeauftragte erklärt, aus zwei verschiedenen Töpfen. Für die Sanierung und Ersatzbeschaffung stehen immer Gelder bereit, und kommen beispielsweise keine großen Ausfälle hinzu, besteht die Möglichkeit „aufzustocken“.

Den Kindern der Kita an der Schulstraße ist die Finanzierung einerlei, sie freuen sich über ihren neuen Spielplatz, der auch nach ihren Vorstellungen hergerichtet wurde. Hierhin ist übrigens auch die Eröffnungsfeier verlegt worden, die Kita liegt fußläufig ein paar hundert Meter vom Spielplatz entfernt. Zur großen Eröffnung gibt es als süße Überraschung frische Stutenkerle. Und viel Vorfreude auf die neuen Möglichkeiten: „Ich freue mich, dass man da klettern kann“, erzählt der vierjährige Alex. „Ich rutsche und schaukel auch gerne“, fügt er schnell hinzu.