Gelsenkirchen. Das Gelsenkirchener Institut für Arbeit hat untersucht, warum Pflegekräfte so oft Teilzeitarbeit wünschen. Und dabei Überraschendes festgestellt.

Das Institut für Arbeit und Technik an der Westfälischen Hochschule (IAT) hat sich mit der Frage beschäftigt, wie das Potenzial an Pflegefachkräften ausgeweitet werden könnte. Dabei ging es nicht nur um die Rekrutierung neuer Interessenten, die sich in dem Bereich ausbilden lassen mögen, sondern um das Zurückholen beziehungsweise Aufstocken von bereits ausgebildeten Fachkräften.

Besonders in den Blick genommen wurden dabei die Entwicklung von Leiharbeit in dem Bereich in NRW und Präferenzen von Teilzeitbeschäftigten. Bundesweit ist die Zahl der Leiharbeitenden in der Pflege zwar gestiegen, der Anteil von Leiharbeitenden an allen in dem Bereich tätigen jedoch gesunken. Nur in NRW ist auch dieser Anteil gestiegen. Der Anstieg der Leiharbeit betraf in NRW vor allem die Pflegekräfte bei ambulanten Diensten und die Teilzeitbeschäftigten.

Wie Arbeitsanreize für Beschäftigte aussehen könnten

Der Ansatz des in Gelsenkirchen ansässigen Instituts war nicht auf eine Regulierung der Leiharbeit gerichtet, sondern auf ungenutzte betriebliche Spielräume, um den Arbeitsanreiz für eine Festanstellung zu erhöhen und so das Personalpotenzial auszuweiten. Die Sonderauswertung der Studie stand unter dem Motto „Ich pflege wieder, wenn…“. Untersucht wurde, wie ausgeprägt die Bereitschaft von Pflegenden in Teilzeitarbeit für eine Aufstockung von Arbeitsstunden ist, welche Arbeitsbedingungen hierfür vorliegen müssten und welches Erwerbspersonenpotenzial sich hieraus berechnen lässt.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++

Das Ergebnis ist nur bedingt überraschend: Zwischen 39,04 Prozent – nach konservativer Rechnung – und 78,09 Prozent (optimistisches Modell) der befragten Teilzeitpflegekräfte würden ihre Arbeitszeit bei den für sie richtigen Arbeitsbedingungen im Mittel um zehn Wochenstunden ausweiten, erläutert Julia Lenzen, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel im IAT. Umgerechnet könnten auf diesem Weg, also mit Rücksicht auf die Wünsche zu Arbeitszeit und -bedingungen, so zwischen 20.517 und 41.039 Vollzeitarbeitsplätze mehr besetzt werden.

Verlässliche Arbeitszeiten, Teamkultur und Fortbildung sind wichtig

Bei den Arbeitsbedingungen gehe es den potenziell zum Aufstocken beziehungsweise zur Rückkehr in reguläre Anstellung Bereiten um die Förderung einer fairen und interessenausgleichenden Teamkultur, laufbahnorientierte Führungs- und Weiterbildungskonzepte sowie eine verlässliche Arbeitszeitgestaltung.

Die IAT-Mitarbeiterinnen raten den verschiedenen Pflegeeinrichtungen als Arbeitgeber, ihre Mitarbeitenden regelmäßig nach ihren Präferenzen zu befragen, ihnen zudem pflegefachliche Spezialisierung zu ermöglichen und damit verbunden mehr Verantwortung zu übertragen, um so das ganze Potenzial ausschöpfen zu können und Abwanderung entgegenzuwirken.

Mehr Info über das IAT haben Julia Lenzen, lenzen@iat.eu und Denise Becka, becka@iat.eu sowie Michaela Evans, evans@iat.eu.