Gelsenkirchen. Die vor dem Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen gehisste Israel-Fahne wurde abgerissen und gestohlen. Die Stadt stellt Anzeige. Darum geht es.

Die Stadt Gelsenkirchen hatte ähnlich wie viele andere Städte und Behörden in Deutschland als Zeichen der Solidarität eine Israel-Fahne vor dem Rathaus gehisst, nachdem die palästinensische Terrororganisation Hamas Anfang Oktober zeitweise in Israel eingefallen war.

In der Nacht zu Freitag (27. Oktober) wurde diese Fahne von bislang Unbekannten abgerissen und gestohlen, dabei wurde der Fahnenmast auch leicht beschädigt, wie ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage der WAZ berichtet. Noch ist völlig unklar, wer die Fahne gestohlen hat, derweil jedoch hat die Stadt Gelsenkirchen aber bereits eine neue Israel-Fahne aufgehangen, die sie noch in ihren Beständen hatte. Eine entsprechende Anzeige bei der Polizei werde selbstverständlich auch gestellt. Neben der israelischen Fahne hängt auch schon lange die ukrainische Fahne vor dem Rathaus.

Zum Hintergrund: Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet und 224 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete seine massiven Luftangriffe. Zudem wurden tausende Soldaten für eine geplante Bodenoffensive an der Grenze zu dem Palästinensergebiet zusammengezogen. Seit Beginn der israelischen Angriffe wurden nach Hamas-Angaben, die nicht unabhängig überprüft werden konnten, im Gazastreifen mehr als 7000 Menschen getötet.

Seither kommt es in vielen deutschen Städten zu Solidaritätsbekundungen für Israel und zu Pro-Palästinensischen Demonstrationen. Bei nicht wenigen dieser Demonstrationen wurden auch immer wieder antisemitsche Parolen gerufen. So auch zuletzt bei einer Kundgebung in Gelsenkirchen. Lesen Sie dazu: Nahost-Demo: Diese Weltsicht passt nicht nach Gelsenkirchen

Am Freitagmorgen postete CDU-Ratsherr Markus Karl auf Facebook ein Foto von der Fahnenstange, an der die Israelfahne vor dem Hans-Sachs-Haus gehisst war mit den Worten: „Ich bin entsetzt, dass heute Nacht die Israel-Flagge vor dem Hans-Sachs-Haus abgerissen wurde. Nie Wieder ist jetzt!“

Inzwischen hängt schon wieder eine neue Israel-Fahne vor dem Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen.
Inzwischen hängt schon wieder eine neue Israel-Fahne vor dem Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen. © MK | Foto

Und auch der CDU-Vorsitzende Sascha Kurth reagiert empört: „Wir sind bestürzt über den Vorfall im Herzen unserer Stadt, direkt vor unserem Rathaus. Nach den unsäglichen Ausschreitungen vor zwei Jahren und der Demonstration in der vergangenen Woche, jetzt ein erneuter Tiefschlag. Jetzt wird es zuerst darauf ankommen, die Verursacher zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Antisemitismus und Israelfeindlichkeit sind in Gelsenkirchen ganz offenkundig weit verbreitet. Die Programme gegen Extremismus greifen offenbar nicht an den richtigen Stellen. Wir müssen jetzt ausnahmslos an allen Stellen ansetzen, um solchem Gedankengut in Gelsenkirchen den ideologischen und finanziellen Nährboden zu entziehen.“

Israel-Fahne abergissen und gestohlen - Sorge bei Jüdinnen und Juden

Ähnliche Fälle hat es auch schon in anderen Städten gegeben. Zuletzt etwa in Hagen, wo am frühen Sonntagmorgen (22. Oktober) Unbekannte die Israel-Flagge vor dem Rathaus der Stadt Hagen gestohlen hatten. Sie durchschnitten das Halteseil am Fahnenmast und konnten ungesehen mit dem großen Banner entkommen.

Derweil wächst die Sorge vieler jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Deutschland weiter, im Zuge des erneut aufgeflammten Nahostkonflikts Opfer radikaler Antisemiten zu werden. Gerade in Gelsenkirchen werden bei vielen böse Erinnerungen wach. Am 12. Mai 2021 hatten sich etwa 180 Menschen zu einer Demonstration versammelt. Fahnenschwenkend und „Kindermörder Israel“ skandierend zog der Protestzug über den Bahnhofsvorplatz in Richtung Synagoge.

Zum Thema: Jüdinnen und Juden werden immer wieder angefeindet, weshalb die Gemeinde rät, auf der Straße eher keine Kippa zu tragen. Ein Selbstversuch.