Gelsenkirchen. Wenn hier aufgewachsene Frauen und Männer in Gelsenkirchen für „den Tod Israels“ demonstrieren, lässt das tief blicken, kommentiert unser Autor.
Im Nachgang der Pro-Palästina-Demonstration am Freitag in Gelsenkirchen hat sich herausgestellt, dass die Protestler nicht nur ihre Solidarität für die Menschen in Palästina bekundet haben. Die Redaktion hat dazu arabischsprachige Videos ausgewertet, die nach der Demo im Netz kursierten. Demnach wurden antisemitische und israelfeindliche Parolen skandiert.
Seit jeher gibt es im Nahostkonflikt die Erzählung von den unterdrückten Muslimen, deren Stimme keiner hören mag. Mehr noch: in sozialen Medien werden bei jedem Aufflammen des Konflikts millionenfach Bilder geteilt, die suggerieren, ein christlich-jüdischer Pakt bringe die Palästinenser gar zum Schweigen. Unterfüttert wird diese verzerrte Darstellung durch weinende Reporterinnen, die im türkischen oder arabischem Fernsehen von dem Leid in Gaza berichten, das es zweifelsohne zu lindern gilt.
Muslimischer Antisemitismus wird durch einseitige Bilder genährt
Doch die Berichterstattung blendet oft den Kontext aus: das Massaker der Hamas vom 7. Oktober. Sie blendet aus, dass die Hamas 1300 Menschen getötet, noch viel mehr verletzt und 200 Menschen entführt hat. Sie blendet aus, dass die Hamas, Zivilisten in Gaza als menschliche Schutzschilde benutzt, ihr eigenes Volk. Wie hätte Israel denn auf diesen Großangriff reagieren sollen, wenn nicht mit einem Gegenschlag?
Dass die hochgerüstete israelische Armee nun in einen asymmetrischen Krieg hineingezogen wird, ist die unmittelbare und gerechtfertigte Folge des barbarischen Terrors der Hamas gegen israelische Zivilisten - unabhängig von Fehlern und Provokationen beider Seiten in der Vergangenheit.
Der unter Muslimen weit verbreitete latente Antisemitismus wird durch diese einseitigeren Bilder und Berichte genährt, Zusammenschnitte in sozialen Medien tun ihr Übriges, und der Hass bahnt sich seinen Weg auf unsere Straßen, wie bei den Demonstrationen in Berlin oder in Gelsenkirchen.
Demo in Gelsenkirchener Innenstadt: Das ist nicht mit unserer Gesellschaft vereinbar
Nicht überraschend, aber äußerst bedrückend ist dabei, wie wenig es die in Deutschland lebenden muslimischen Antisemiten interessiert, dass Israels Sicherheit zurecht immer deutsche Staatsräson sein wird.
Das bedeutet natürlich nicht, dass es in Deutschland nicht möglich sein sollte, auch für den Schutz palästinensischer Zivilisten zu demonstrieren. Wenn aber hier geborene und aufgewachsene Frauen und Männer für „den Tod Israels“, für die Hamas, die Hisbollah demonstrieren, lässt das tief blicken. Es stellt sich die Frage, wie vereinbar diese Sicht auf die Welt eigentlich mit unserer Gesellschaft ist?
Die Antwort lautet: gar nicht!