Gelsenkirchen. Pro Jahr werden 200 Kitaplätze neu geschaffen in Gelsenkirchen. Dennoch bleibt die Versorgungsquote niedrig. Wo die Lage besonders schlecht ist.
- Beim Bau von Kitas hechelt die Stadt dem extrem steigenden Bedarf hinterher
- Bei der Versorgungsquote gibt es ein sehr starkes Nord-Süd-Gefälle
- Zum Teil gibt es nur Platz für jedes zweite Kind im Kita-Alter
Beim Online-Anmeldeportal von Gekita können bei Anmeldungen für Gelsenkirchener Kinder aller Träger in der Stadt mehrere Wunsch-Kitas angegeben werden. Wie viele Wunschkitas möglich sind (es sind unbegrenzt viele), ist auf der Seite nicht zu lesen. Wenn alle erwünschten Kitas voll seien, gebe es eine Rückmeldung bei den Eltern von Gekita verbunden mit der Bitte, noch weitere Optionen zu nennen. Sobald neue Kita-Einrichtungen vor der Fertigstellung stünden, würden unversorgte Eltern auch angeschrieben und aufgefordert, es dort zu versuchen, versichert Gekita-Leiterin Holle Weiß.
Nur 85 Prozent Versorgungsquote bei Ü3-Kindern trotz Rechtsanspruch
Ende 2022 gab es laut neu vorgelegtem Jugendhilfeplan dank Neubauten und Tagespflegeangeboten mehr Betreuungsplätze für Kinder unter sechs Jahren als je zuvor mit 9733 Plätzen in Kitas, Großtagespflegestellen und privaten Tageseltern. Trotzdem reicht es längst nicht. Im Gegenteil, die Versorgungsquote war mit 85 Prozent Ende 2022 im Ü3-Bereich niedriger als noch vor wenigen Jahren, im U3-Bereich sind es mittlerweile immerhin 24 Prozent, das waren 2081 Kinder. Unerwartet starke Zuwanderung auch von Ukraine-Flüchtlingen und der Anstieg der Geburten führen zu einem Hase- und Igelspiel von Mehrbedarf und Kitabau.
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Noch in diesem Jahr sollen weitere Angebote hinzukommen, zuletzt wurden jährlich rund 200 Plätze zusätzlich geschaffen, listet der Plan auf. Trotzdem gibt es Stadtteile, in denen die Not noch immer dramatisch groß ist. In der Altstadt gab es Ende ‘22 nur für 55 Prozent der Ü3-Kinder einen Kitaplatz, während in Buer der Versorgungsgrad bei 106 Prozent lag. In Beckhausen gab es Platz für 72 Prozent der Altersgruppe, in Neustadt 75 und in Rotthausen 79 Prozent, in Scholven 79. Auch für U3-Kinder war die Situation in Buer besonders günstig: 35 Prozent konnten sich hier über einen wohnortnahen Platz freuen. Zum Vergleich: In Bulmke-Hüllen waren es 18 Prozent, in Neustadt gar nur 15 Prozent.
Künftig bei Planungen gezielt spezielle Bedarfe berücksichtigen
Eigentlich gibt es in NRW einen Rechtsanspruch (§ 24 Sozialgesetzbuch, achtes Buch) auf Betreuung und frühkindliche Förderung von Kindern ab vollendetem ersten Lebensjahr in der Tagespflege oder Kita, sowie ab drei Jahren in einer Kita. Betreuungsbedarf, Inanspruchnahme, Bildungs- und Teilhabechancen sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind laut Hilfeplan die Grundlagen für die künftige differenzierte Planung neuer Plätze in Gelsenkirchen.
Nicht immer schicken Eltern, die einen Kitaplatz für ihr Kind bekommen haben, den Nachwuchs auch wirklich regelmäßig in die Einrichtung, sagt Holle Weiß. Dem soll künftig jedoch noch gezielter entgegengewirkt werden. Auch das in Ückendorf gestartete Zusi-Projekt, mit dem gezielt Kinder aus sozial schwachen Familien besonders gefördert werden und das weiter ausgeweitet wird, soll die Teilhabechancen gerechter verteilen helfen.