Gelsenkirchen. Loriot wäre in diesem November 100 Jahre alt geworden. Die ARD verneigt sich mit einem Dokumentarfilm. Dessen Autor ist dieser Gelsenkirchener.

Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow hätte am 12. November seinen 100. Geburtstag gefeiert. Viel besser war er hierzulande aber unter seinem Künstlernamen bekannt: Loriot. Dieser große Humorist hat bis zu seinem Tode im Jahr 2011 manch unvergessliches Kapitel deutscher Kino- und Fernsehgeschichte geschrieben. Aus diesem Anlass ehrt ihn die ARD mit einem Dokumentarfilm, der den Titel „Loriot 100“ trägt. Und dessen Autor ist ein Gelsenkirchener: der in Buer lebende Hartmut Kasper.

Loriot war ein akribischer Arbeiter – vor und hinter der Kamera

Der Gelsenkirchener Hartmut Kasper ist Autor des Dokumentarfilms, den die ARD anlässlich des 100. Geburtstages von Loriot am 6. November 2023 ausstrahlt.
Der Gelsenkirchener Hartmut Kasper ist Autor des Dokumentarfilms, den die ARD anlässlich des 100. Geburtstages von Loriot am 6. November 2023 ausstrahlt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Loriot war stets ein akribischer, perfektionistisch veranlagter Arbeiter – vor der Kamera, aber vor allem auch dahinter“, erzählt Hartmut Kasper im Gespräch mit der WAZ. Persönlich sei er ihm zu Lebzeiten zwar leider nie begegnet. „Und dennoch glaube ich, ihn sehr gut zu kennen.“ Das habe nicht nur mit den umfangreichen Recherchen im Vorfeld der Filmproduktion zu tun. Nein, Kasper war und ist seit Jahrzehnten auch eines: ein bekennender Fan der Karikaturen, Filme und Sketche von Loriot.

Vor gut zwei Jahren entwickelten er und Regisseur André Schäfer die Idee, dieses Phänomen der deutschen TV-Unterhaltung mit einem besonderen Filmprojekt zu würdigen. „Wir hatten schon vorher ganz oft zusammengearbeitet und wollten diese Produktion anlässlich des bevorstehenden Jubiläums unbedingt wieder gemeinsam machen“, berichtet Kasper. Der SWR und Radio Bremen unterstützten für die ARD das Vorhaben. Also konnte ein rund 15-köpfiges Team, zu dem Kasper gehörte, tatsächlich loslegen.

Zu den Interviewpartnern gehörten Olli Dittrich, Torsten Sträter und Hape Kerkeling

Auch Torsten Sträter erzählt in der Doku, was er an Loriots Arbeit schätzt und wie sehr ihn diese beeinflusst hat.
Auch Torsten Sträter erzählt in der Doku, was er an Loriots Arbeit schätzt und wie sehr ihn diese beeinflusst hat. © Florianfilm

„Als Autor schreibe ich das Konzept für den Dokumentarfilm, überlege mir, welche Gesprächspartner die geeigneten sein könnten und interviewe diese dann auch teilweise selbst“, beschreibt der Bueraner seinen umfassenden Aufgabenkatalog. Und die Liste der bekennenden Loriot-Verehrer, die vor der Kamera über ihre Verbindung und Zuneigung zu dem sehr geschätzten Künstler sprechen wollten, sie könnte kaum prominenter besetzt sein. Ob Olli Dittrich oder Oliver Kalkofe, Mirja Boes oder Sarah Bosetti, Torsten Sträter oder Gerhard Polt, Hape Kerkeling oder Gerhard Haderer: Sie alle kommen in diesen 90 Minuten zu Wort.

„Das Erstaunliche beim Dreh war für mich, wie gern alle von Loriot erzählt haben. Fast alle verbinden mit ihm ausschließlich schöne und positive Erinnerungen – auch, wenn das Drehen mit ihm manchmal sehr, sehr anstrengend gewesen sein muss“, weiß Kasper. Denn von Bülow habe beim kreativen Schaffensprozess von anderen immer sehr viel verlangt. Am meisten aber wohl von sich selbst. Es sind spannende Erkenntnisse wie diese, die der Film zum Vorschein bringt.

Loriots legendäre Sketche wirkten auf der Kinoleinwand noch opulenter

Das fertige Werk hat Kasper natürlich schon Dutzende Male in verschiedensten Schnittversionen gesehen. Das aber immer nur daheim auf dem kleinen Monitor seines Computers. Um so beeindruckender war für ihn die exklusive Kino-Aufführung von „Loriot 100“, die ein ausgewähltes Publikum Anfang Oktober anlässlich des Hamburger Filmfestes miterleben durfte. „Unsere Arbeit auf Großleinwand zu sehen, war ein wirklich beeindruckendes Erlebnis“, gerät Kasper beinahe ins Schwärmen.

Vor allem Loriots TV-Arbeiten hätten ihre eh schon vorhandene Opulenz auf der Kinoleinwand nochmals steigern können. „Seine Sketche sind ja kleine Spielfilme. Sie wirken stets wie eine reale Lebenswelt, die Loriot erschaffen hat und von der er fast leidenschaftlich besessen war“, so Kasper. Nicht nur für ihn selbst seien besagte Sketche auch „der allergrößte Spaßfaktor im Film“. Das gelte quasi für alle Beteiligten. „Das merkt man auch daran, dass viele die Sketche nacherzählen oder sogar nachspielen wollten.“

„Früher war mehr Lametta!“ – ein legendärer Satz aus dem Loriot-Fundus

Als Paradebeispiel genügen vier Worte: „Früher war mehr Lametta!“ Dieser Satz aus der Loriot-Folge „Weihnachten bei Hoppenstedts“, ausgesprochen von Loriot als Opa Hoppenstedt, hat in der deutschen TV-Landschaft längst Legendenstatus inne. „Dabei stand der gar nicht so im Original-Drehbuch“, weiß Kasper zu berichten. Und auch dieses Improvisationstalent von Loriot kommt in der Doku ausführlich zur Sprache.

Für den Film „Loriot 100“ wünscht sich Autor Kaper vor allem eines: dass er sein Publikum neugierig auf das Gesamtwerk des Jubilars macht. Er selbst wird die Arbeit an dieser Produktion stets in bester Erinnerung behalten. „Ich war schon an weit über 30 Filmen beteiligt“, sagt Kasper. „Aber ich habe noch nie zuvor während einer Produktion so viel gelacht wie diesmal.“

Daten und Fakten zum Film über Loriot

Der Film „Loriot 100“ wurde von der Produktionsfirma Florianfilm mit Sitz in Köln im Auftrag von SWR und Radio Bremen für die ARD gedreht. Ausgestrahlt wird er im Ersten am Montag, 6. November, um 20.15 Uhr. Ab dem 4. November steht er bereits in der ARD-Mediathek.

Natürlich wird auch Loriots kongeniale Partnerin in zahlreichen Sketchen, Evelyn Hamann, in der Doku ausführlich gewürdigt. „Loriot war immer am besten, wenn er eine starke Gegenspielerin hatte. Und Evelyn Hamann war die grandioseste von allen“, lobt Kasper. Die Schauspielerin verstarb 2007, Loriot dann vier Jahre später.

„Wir werden uns den Film am Abend der Ausstrahlung daheim am Fernseher mit Freunden anschauen“, sagt Autor Hartmut Kasper. Und er hofft, auch diesmal wieder Tränen lachen zu können – so wie immer, wenn er sich Loriot anschaut.