Gelsenkirchen-Horst. Die Stadt Gelsenkirchen bringt ein ehrgeiziges Projekt an den Start: Ein Quartier in Horst soll in den kommenden Jahren deutlich grüner werden.
Klotzen statt Kleckern: So könnte man das Maßnahmenpaket beschreiben, dass sich die Stadt Gelsenkirchen für die kommenden Jahre für den Stadtteil Horst vorgenommen hat. Genauer gesagt für Horst-West. Um das Gebiet zwischen Schmalhorststraße, An der Rennbahn und Zum Bauverein „lebenswerter und attraktiver“ zu machen, hat sich die Stadt ein ehrgeiziges Programm auf die Fahnen geschrieben. Der Gelsenkirchener Rat hat dem Projekt auf seiner letzten Sitzung grünes Licht gegeben.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei „Horst-West“ handelt es sich um das Gebiet, das die Horsterin und der Horster wohl eher als „Horst-Süd“ bezeichnen würden: Der Teil von Horst also, in dem sich um die Markenstraße ein kleines Einkaufs- und Geschäftszentrum gebildet hat. Das Quartier ist von einer dichten Bebauung gekennzeichnet, die Stadtverwaltung nennt in ihrer Projektbeschreibung auch Details: Rund 8000 Menschen leben hier, 38 Prozent von ihnen haben einen Migrationshintergrund, rund 40 Prozent sind „außerhalb des Erwerbsalters“, wie es das Referat Stadtplanung formuliert: 1500 Personen sind unter 18 Jahren, ebenfalls 1500 Personen über 65 Jahren. Es sei ein „sozial schwieriger Stadtteil, der vor Herausforderungen steht und sich zu destabilisieren droht“, schreibt die Stadt. „Er braucht Projekte und Maßnahmen, die die Lebensqualität fördern und den sozialen Frieden herstellen.“
So viel Geld nimmt die Stadt Gelsenkirchen für das Projekt in die Hand
Für ein solches Projekt nimmt die Stadt jetzt 4,3 Millionen Euro in die Hand – ein Großteil davon kommt aus Fördermitteln, etwa 1,15 Millionen Euro trägt Gelsenkirchen selbst. Die Eckpunkte des Projekts mit dem Titel „Klimarobustes Horst“: Ab dem Jahr 2024 soll der westliche Teil von Horst innerhalb von fünf Jahren nach und nach grüner werden, der Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid soll reduziert und Flächen entsiegelt werden, um etwa bei Starkregen gewappnet zu sein sowie Belastungen durch Hitze zu reduzieren – und dies sind nur einige der in der Projektskizze aufgeführten Ziele.
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Dabei wird auch und vor allem die Bebauung ins Visier genommen – Stichwort „Schrottimmobilien“. Ein großer Teil der Gebäude im Quartier ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, hier liegen „hohe, oft überdurchschnittliche, energetische Sanierungspotenziale vor“, wie es die Stadt bezeichnet. Rund 25 von der Stadt als „Problemimmobilien“ erkannte Häuser liegen vor allem im zentralen Bereich des Gebietes an den Straßen Industriestraße, Markenstraße, Poststraße, Fischerstraße und Devensstraße. Ihnen soll es an den Kragen gehen: Wenn möglich, sollen sie energetisch saniert – wenn nicht, dann sollen sie abgerissen werden.
Zentraler Platz soll mit Bäumen bepflanzt werden
Im Fall des Abrisses ohne Neubau sollen die Flächen vorrangig begrünt werden: Damit soll das Gelände besser vor Starkregen geschützt werden, Wasser kann so im Boden versickern. Entsiegelt werden soll auch ein zentraler Platz im Quartier: Der Ilse-Kibgis-Platz, also der Marktplatz, soll von Asphalt befreit und stattdessen mit Bäumen bepflanzt werden. Außerdem soll hier eine Kindertagesstätte errichtet werden – der Bau soll natürlich auch klimaverträglich sein.
Bei dem Projekt sollen auch die Horster mitgenommen werden, teilte die Stadt mit. So werden die Akteure des Wohnungsmarktes über den Runden Tisch Wohnungswirtschaft einbezogen und auch die Bürgerinnen und Bürger werden angesprochen. „Schließlich gibt es in Horst viele Privatpersonen, die sich in unterschiedlichen Zusammenhängen engagieren“, so ein Stadtsprecher. So gebe es neben der Stadt ja auch engagierte Privatpersonen, die Problemimmobilien kaufen und entwickeln. Das Projekt „Klimarobustes Horst“ ist Teil des Wettbewerbs „Prima.Klima.Ruhrmetropole.“ des Landes NRW, bei dem Gelsenkirchen als sogenannte Lead-Kommune als Teilnehmer gesetzt ist. Ziel des Wettbewerbs ist es, Vorbilder für die ganze Region zu schaffen.