Gelsenkirchen-Buer. Ein riesiger rosaroter Panther an der Wand verriet den Kneipennamen: In den späten 1980er-Jahren war das Pink Panther Kult in Gelsenkirchen-Buer.
„Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät“: Klar, nicht nur Menschen, die in den 80er-Jahren groß geworden sind, wissen natürlich, dass das die Titelmelodie zu „Paulchen Panther“ ist, international besser bekannt als „Pink Panther“. Pink Panther: Das war auch der Name einer Kultkneipe in Gelsenkirchen-Buer.
Es gibt Kneipen in Buer, die vielleicht nicht für viele Jahre existierten, die aber dennoch auch Jahrzehnte später in Erinnerung bleiben. In dieser WAZ-Serie wollen wir in unregelmäßigen Abständen an „Kultkneipen“ erinnern, die es heute nicht mehr gibt, die aber ein Buer verkörpern, an das sich viele Menschen auch heute noch gern erinnern: Mit einer lebendigen, vielfältigen Gastroszene, in der jede oder jeder die Kneipe seiner Wahl finden konnte.
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Gelsenkirchener Kneipe: Grau, pink und weiß statt altbacken
Rainer Watzl ist der Mann, der das Pink Panther ins Leben gerufen hat, und er kann sich noch erinnern, wie ihm der Name der Kneipe eingefallen ist. „Ich saß auf der Couch, und im Fernsehen lief ,Der rosarote Panther’“, erzählt Watzl. „Da war mir sofort klar, dass das ein guter Name für eine Kneipe ist!“ Das war im Jahr 1986, Watzl, Jahrgang 1958, hatte damals in der bekannten Buerschen Restauration Kaiserau gearbeitet, als er erfuhr, dass an der Agathagasse eine Kneipe einen neuen Pächter suchte. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner stieg er ein: Das Pink Panther war geboren.
„Die Vorgängerkneipe trug den etwas fantasielosen Namen Agathagasse – genau wie die Straße“, erzählt Watzl. „Die Einrichtung war etwas altbacken und spießig, und wir waren damals Mitte 20: Uns war sofort klar, dass wir das ändern mussten.“ Größtenteils in Eigenarbeit renovierten die beiden den Gastraum: „Es musste auf jeden Fall eine andere Bepolsterung her“, so Watzl. Bei den Farben passten sich die beiden dem Stil und dem Geschmack der Zeit an: „Grau, pink und weiß“, sagt der Gastronom. Absoluter Blickfang war aber die namensgebende Comic-Figur: „Für die Wand unten neben dem Eingangsbereich habe ich mir einen rosaroten Panther aus Neonröhren anfertigen lassen, zweieinhalb Meter groß.“
Mit dem Pink Panther den Nerv der Zeit getroffen
Von Beginn an wird die neue Kneipe in Buer zum Hit: „Wir haben damals offenbar den Nerv der Zeit getroffen“, erinnert sich der Gastronom heute. Der Nerv der Zeit Mitte der 80er-Jahre: Das war die Zeit der Yuppies, die Zeit der Schulterpolster und Haarspray-Frisuren – „die hatten damals keinen Laden in Buer, wo sie hingehen konnten“, erzählt der 65-Jährige. „Die meisten anderen Kneipen richteten sich eher an ein Hippie- oder an ein Rocker-Publikum.“ Die Folge davon: „Die haben uns förmlich überrannt.“ Ein typischer Freitag- oder Samstagabend habe so ausgesehen: „Man ist im Pink Panther gestartet und anschließend in eine der umliegenden Discos gefahren“, sagt Watzl – „und nicht wenige sind danach noch auf einen Absacker zurückgekommen. Dementsprechend lange haben die Nächte gedauert.“
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Watzl wird nostalgisch, wenn er auf diese Zeit zurückblickt. „Wenn man sich heute mit dem Gedanken trägt, eine neue Kneipe aufzumachen, dann würde man mindestens eine Standortanalyse machen und einen Businessplan schreiben“, sagt er. „Damals haben wir das komplett aus dem Bauch heraus gemacht.“ Und, so fügt er mit eine hörbaren Portion Stolz hinzu: „Wir haben das ganz gut gemacht.“
Sogar eine eigene Fußballmannschaft hat das Pink Panther auf die Beine gestellt: Beim damals ins Leben gerufenen Buerschen Kneipenturnier gehörte die Truppe zur Stammbesetzung. Aber wie das so häufig bei Kultkneipen der Fall ist: Allzu lange hat es das Pink Panther nicht gegeben. 1989 stieg Watzl aus: „Ein, zwei Jahre gab es den Laden dann noch, dann war Schluss“, erinnert er sich. Wobei: Einen Eindruck davon, wie es im Pink Panther war, kann man sich heute noch verschaffen, denn die Räumlichkeiten gibt es nach wie vor – heute betreibt Wirt Peter Wendt dort seit vielen Jahren erfolgreich das Fliegenpils. Nur eins findet man dort nicht: Den überlebensgroßen Neon-Pink-Panther. „Keine Ahnung, wo der abgeblieben ist“, sagt Watzl bedauernd.