Gelsenkirchen-Buer. Etwa zehn Jahre lang existierte in Gelsenkirchen-Buer eine Kneipe, die vor allem wegen ihres Biergartens beliebt war. Der Wirt erinnert sich.
Wenn es warm ist im Sommer, dann hocken die meisten Menschen ungern drinnen und trinken ihr Bier; schöner ist es doch, unter freiem Himmel zu sitzen. Wo der schönste Biergarten von Gelsenkirchen ist, darüber lässt sich bei einem Glas – nun ja – Bier trefflich streiten. Vor 30 Jahren wäre eine Kneipe mit Sicherheit in die enge Wahl gekommen: Das Maxi in Buer.
Es gibt Kneipen in Buer, die vielleicht nicht für viele Jahre existierten, die aber dennoch auch Jahrzehnte später in Erinnerung bleiben. In dieser WAZ-Serie wollen wir in unregelmäßigen Abständen an „Kultkneipen“ erinnern, die es heute nicht mehr gibt, die aber ein Buer verkörpern, an das sich viele Menschen auch heute noch gern erinnern: Mit einer lebendigen, vielfältigen Gastroszene, in der jede oder jeder die Kneipe seiner Wahl finden konnte. [Lesen Sie auch:90er-Jahre in Buer: Das war die Stammkneipe der S04-Profis]
Mitte der 80er-Jahre eröffnete das Maxi in Gelsenkirchen-Buer
Wohl kaum eine Kneipe hatte einen lauschigeren Garten als das Maxi, das sich, wie der Name vermuten lässt, an der Maximilianstraße befand. Etwa zehn Jahre lang betrieb Kultwirt Vincenc Els die Gaststätte, von Mitte der 80er- bis Mitte der 90er-Jahre, bis das Maxi einem Neubau weichen musste. Noch heute denkt er gern an diese Zeit zurück, vor allem an den schönen Garten im Hinterhof. Dabei gehörte der eigentlich gar nicht zur ursprünglichen Kneipe.
Els erinnert sich, wie es dazu kam, dass er Wirt des Maxi wurde. „Ich hatte damals mit einem Partner zusammen das Plettenberg betrieben“, erzählt der Wirt. „Der Pachtvertrag dort lief aus – da sprach mich ein Vertreter der Brauerei Kurfürsten Bräu an.“ Die Brauerei besaß damals die Kneipe „Alt-Buer“ an der Maximilianstraße. Nach kurzem Überleben sagte „Vinc“ zu. „Der Name ergab sich quasi von selbst“, erinnert er sich. „Ein befreundeter Grafiker hat mir dann noch ein Logo entworfen“. Es zeigt einen gezeichneten schwarzen Vogel mit langen, dünnen Beinen und einem markanten gelben Schnabel, darunter steht „Maxi – Die Gartenkneipe“.
Liveschalte im Radio: Von der Autobahn direkt zum Oktoberfest
„Der eigentliche Gastraum war damals nur ein relativ enger Schlauch“, berichtet er von seinem ersten Eindruck. Der zum Haus gehörige Garten sei vom Alt-Buer-Betreiber nicht genutzt worden und lag brach, dort stand noch ein alter Backsteinschuppen, an dem wilder Efeu wucherte. „Viel zu schade“, befand Vincenc Els und beschloss, dort einen Biergarten aufzubauen – „das war damals noch lange nicht so üblich wie es heute ist“, sagt er. „Leidtragender“ der Aktion war allerdings „Hugo der Stadtstreicher“, wie sich Els erinnert: Der hatte dort öfter übernachtet, das ging fortan nicht mehr.
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In Eigenarbeit verlegte der Wirt Steine für eine Terrasse, und die Arbeit sollte sich auszahlen: Schnell erlangte das Maxi, vor allem der Garten, große Beliebtheit in Buer. „Als Radio Emscher-Lippe damals an den Start ging, befand sich die Redaktion in unmittelbarer Nähe an der Hochstraße“, erinnert sich Vincenc Els, „die Redakteure, allen voran Ted Stanetzky, wurden schnell zu Stammgästen.“ Das sollte sich auszahlen: „Ich hatte damals die Idee, ein Oktoberfest zu veranstalten“, erinnert sich der Wirt, „mit Jodelwettbewerb, Maßkrugstemmen und Blaskapelle im Garten.“ Radio Emscher-Lippe berichtete live aus dem Maxi – und sorgte für unerwartete Kundschaft. „Leute, die auf der A2 unterwegs waren und REL im Radio gehört haben, sind extra in Buer abgefahren und zum Oktoberfest gekommen“, erzählt Vinc Els.
Nur ein Aufkleber erinnert noch an das Maxi
Nach einigen Jahren wurde der Garten sogar noch erweitert. „Nebenan gab es noch ein Stück unbenutztes Gelände, das durch einen Bauzaun abgetrennt war“, so der Wirt. „Irgendwann habe ich dann kurzerhand den Zaun entfernt und so meinen Biergarten vergrößert.“ Dass es in Buer etwas Sehenswertes gebe, habe sich dann herumgesprochen: Irgendwann war sogar das Fernsehen da. „Der WDR hat eine Reportage über die schönsten Biergärten im Ruhrgebiet gemacht“, erinnert sich Els. „Klar, dass die auch ins Maxi kamen.“
Das Ende des Maxi nahte, als das Haus, in dem sich die Kneipe befand, verkauft wurde. „Im Kaufvertrag war festgelegt, dass der Garten als Baugrundstück genutzt werden kann“, erzählt Els. „Einen Tag nach dem Verkauf stand dort ein riesiger Baukran – das war es vorbei mit dem Biergarten.“ Ein gutes Jahr versuchte der Wirt es noch mit ein paar Stühlen auf der Maximilianstraße – „aber das war nicht mehr das gleiche“, sagt er. Als sich die Gelegenheit bot, eine Kneipe an der Brinkgartenstraße zu übernehmen, griff er zu – und eröffnete die Oisin Kelly Gallery.
Ans Maxi erinnert dort heute noch der Aufkleber mit dem Vogel-Logo, er prangt auf der Wand hinter der Theke. Els denkt gerne an die Zeit zurück, an den Biergarten, in dem die Leute oft bis 3 Uhr nachts gesessen haben. „Irgendwie war es damals entspannter“, meint der Wirt. „Beschwerden über Lärm gab es nämlich nie.“