Gelsenkirchen. Immer wieder werden Altreifen an denselben Orten in Gelsenkirchen illegal entsorgt. Staatliche Stellen lassen sich auf der Nase herumtanzen.
Die Sonne strahlt, es ist angenehm warm, ein herrlicher Herbsttag kündigt sich an beim Spaziergang durch den Revierpark Nienhausen, eine von vielen grünen Lungen Gelsenkirchens. Und man ahnt schon, wenn man Glück hat, dann wird man sie wieder sehen, diese gar nicht mehr so neue Gattung, die sich hier auf dem Schotterparkplatz und an einigen anderen immer gleichen Stellen in der Stadt sehr zuverlässig zeigt.
Und tatsächlich, da sind sie, diese schwarzen, runden Dinger, die immer im Rudel auftreten, mal wenige Dutzend, mal mehrere Tonnen schwer. Man kann sich manche Orte in Gelsenkirchen kaum noch ohne sie vorstellen, weil sie gefühlt immer da sind, immer am selben Ort: Illegal entsorgte Altreifen, die zuallererst natürlich der Umwelt schaden, aber auch dem anständigen Gebührenzahler, der mit seinem Geld dafür Sorge trägt, dass die Reifen auch immer schön aufgesammelt und sachgerecht entsorgt werden.
Und so dreht sich der Teufelskreis auf dem Revierpark-Parkplatz vor dem Freibad unaufhörlich weiter
Wütend tippt da einer in seine GE-meldet-App, um den neuerlichen Reifenberg auf dem Revierpark-Parkplatz der Stadt zu melden. Dort wird der Eintrag verarbeitet und alsbald kommt die Müllabfuhr und nimmt die Reifen mit - und das geht so immer und immer wieder. Und das „Beste“ an diesem Endlosspielchen ist ja, dass die Müllsünder einfach immer die selben Orte verdrecken können, weil staatliche Stellen wie Stadtverwaltung oder RVR offenkundig weiterhin keine Lösung haben, wie sie den Reifen-Rüpeln auf die Schliche kommen sollen. Und so dreht sich der Teufelskreis auf dem Revierpark-Parkplatz vor dem Freibad unaufhörlich weiter.
Noch ein Beispiel? Kein Problem! Erinnern Sie sich noch an Peter Lindtner? Der Wanderwart des Gelsenkirchener Kanu-Clubs ist stinksauer. Er wirft der Verwaltung Tatenlosigkeit und Desinteresse vor, Probleme aktiv anzugehen. Grund für den Ärger ist illegaler Müll. Bereits „zum zehnten Mal“ innerhalb eines Jahres hatten unbekannte Täter Berge von Altreifen auf einer Wiese vor dem Verein am Rhein-Herne-Kanal in die geschützte Landschaft gekippt, als Lindtner Anfang September den Kontakt zur WAZ suchte und hier Gehör fand.
Und auch dort ist es natürlich so, dass der Müllberg gemeldet und dann von der Stadt abgeholt wird. Bald darauf liegt dann wieder neuer Müll dort und...
Diese wahrlich bestens bekannten Orte eine Weile lang dauerhaft zu überwachen, um Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen und ihnen die höchstmögliche Strafe aufzubürden, rechtfertige aus Sicht der Stadt „nicht den notwendigen Personalaufwand, der ja dann an anderer Stelle fehlt“, hatte ein Sprecher jüngst gegenüber der Redaktion erklärt. Künstliche Intelligenz? „Eine Wiese zu überwachen, rechtfertigt diesen hohen finanziellen Aufwand nicht.“ Und Kameraüberwachung? „Stellt einen schwerwiegenden Grundrechtseingriff dar, der nur gerechtfertigt ist, wenn eine solche Überwachung Aufklärung oder der Verhinderung schwerster Straftaten dient. Also bei Gefahr für Leib und Leben.“ Umweltdelikte erreichen diese Stufe laut Polizei nicht - bedauerlicherweise.
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Denn der Parkplatz am Revierpark oder die Wiese vor dem Kanu-Club sind wahrlich kein Einzelfall und Gelsenkirchen ist mit dem Problem auch nicht alleine. Zahllose andere deutsche Städte stehen vor dem selben Problem (googlen Sie mal „Illegale Altreifenentsorgung“). Was den Ärger aber mitnichten relativiert, sondern potenziert, wenn Verwaltungen und Behörden sich derart auf der Nase herumtanzen lassen. Und die Zeche zahlt der Steuerzahler.
Doch wie gestand ein Mitarbeiter der Gelsendienste noch vor rund anderthalb Jahren angesichts der Vermüllung in der Stadt vor der Lokalpolitik in Gelsenkirchen noch ein? „Wir werden der Lage nicht mehr Herr. Wir reagieren nur noch.“
Das klingt wie Augen zu und durch! Das ist inakzeptabel, denkt sich der Spaziergänger und meldet den nächsten Reifenberg. . .