Gelsenkirchen. Die Innenstadt Gelsenkirchens musste zuletzt eine Serie von Negativnachrichten hinnehmen. Was nach dem Aus von Kaufhof und Primark kommen könnte:
Für die Gelsenkirchener Innenstadt kam es 2023 Schlag auf Schlag. Kaum waren die Folgen der Corona-Pandemie ausgestanden – so zumindest die weitläufige Annahme – erklärte ein Unternehmen nach dem anderen seinen Rückzug von der Bahnhofstraße.
Das Kaufhaus Galeria, das an zentraler Stelle für Generationen Anlauf- und Einkaufspunkt war und über viele Jahre mit seinem Untermieter Saturn in der obersten Etage auch einen ordentlichen Frequenzbringer unter dem eigenen Dach hatte, ist seit diesem Sommer weg. Schon im Sommer zuvor gingen die Lichter bei Saturn aus. Dass der Gelsenkirchener Kaufhof-Standort ohne die Mieteinnahmen des Elektronikfachhändlers noch unattraktiver für die Konzernbosse werden würde, war leider damals schon abzusehen.
Auch Tally Weijl schloss seine Filiale in der Altstadt sowie der Schuhhändler Reno. Zum Jahresende wollte dann auch Primark seine Filiale in dem ehemaligen Sinn-Gebäude schließen, doch kürzlich erst verkündete das Unternehmen, dass es in Gelsenkirchen die Schotten offenbar gar nicht schnell genug dicht machen kann, und so wird der Anbieter für günstige Textilien sein Geschäft sogar schon Anfang Oktober schließen.
So steht es um die Nachnutzung der Primark-Filiale in Gelsenkirchen
Dieser neue Zeitplan bringt die Planungen für eine Nachnutzung des großen Gebäudes durcheinander, wie die WAZ Gelsenkirchen aus gut informierten Kreisen erfuhr. Das Unternehmen aus der Textilbranche, das weiterhin über eine Nachnutzung der Primark-Filiale verhandelt, hätte gerne auch das Personal der irischen Kette übernommen. Da Primark nun aber doch nicht – wie offiziell erklärt – bis zum Jahresende am Standort Gelsenkirchen festhalten will, könnte dies die Verhandlungen für die Übernahme des bisherigen Personals durch den potenziellen Nachmieter erschweren. Eines steht jedenfalls fest: Schon in wenigen Tagen wird anstelle von Primark noch kein neues Geschäft an Ort und Stelle eröffnen.
So sieht es in Sachen Nachnutzung der Kaufhof-Filiale in Gelsenkirchen aus
Auch beim Leerstand der Kaufhof-Filiale ist noch keine Lösung spruchreif. Bisher und auch weiterhin interessieren sich zwei Unternehmen aus der Supermarkt-Branche für das Gebäude. Und nach WAZ-Recherchen ist nun sogar ein drittes Unternehmen hinzugekommen, das gerne im alten Kaufhaus einziehen würde. Eine konkrete Perspektive, wann hier Vollzug gemeldet werden kann, gibt es allerdings nicht.
- Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Klarheit gibt es indes nun für die Fläche des ehemaligen Schuhverkaufshauses Reno. Nachdem es zunächst danach aussah, als würden auch künftig an selber Stelle Schuhe über die Ladentheke gehen, gilt nun als ausgemachte Sache, dass mit der Einzelhandelskette Pepco ein weiterer Non-Food-Disounter in die Gelsenkirchener Innenstadt kommen wird.
Das in Polen beheimatete Unternehmen setzt klar auf Expansion, will sein Geschäft im Westen Deutschlands ausbauen. „Wir setzen definitiv auf Wachstum und werden in diesem Jahr rund 50 Filialen eröffnen. Auch in den Folgejahren werden wir unsere Expansion in diesem Tempo im ganzen Bundesgebiet fortführen“, erklärte jüngst ein Pepco-Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Produktpalette beinhaltet hauptsächlich Kleidung, Dekorationsartikel und Spielzeug im niedrigen Preissegment.
Westfälische Hochschule in die Gelsenkirchener Innenstadt? Historische Chance wird nicht ergriffen
Die bereits verwaiste Kaufhof-Filiale und die in wenigen Tagen schließende Primark-Filiale für eine zumindest teilweise Umsiedlung der Westfälischen Hochschule vom äußersten Stadtrand in die Mitte zu nutzen, um mit studentischem Leben dem Sterben der Innenstadt etwas entgegenzusetzen, kommt indes für WH-Leitung und Stadtspitze nicht in Frage. „Selbst wenn die WH einen solchen Umzug wollte und wir als Stadt die Voraussetzungen dafür schaffen würden, hätte das Projekt keine Realisierungschancen“, erklärte Gelsenkirchens Wirtschaftsdezernent Simon Nowack kürzlich und verwies auf entsprechende Gespräche mit dem NRW-Wissenschaftsministerium und der WH. Denn die Standort-Verlagerung würde 500 bis 700 Millionen Euro kosten, auch weil der Investitionsbedarf für die neuen Räumlichkeiten wegen der notwendigen Ausstattung mit Laboren und Forschungsflächen so hoch sei.
Dass eine solche Belebung für die Innenstadt „wünschenswert“ sei, sah auch Nowack so. Doch er blieb dabei, dass es keine Chance für eine Realisierung der Idee gebe. „Wir sollten uns auch nicht weiter mit solchen Luftschlössern beschäftigen, sondern schauen, was machbar ist“.
Welchen Mehrwert die zurzeit in Aussicht stehenden Nachfolge-Unternehmen für die Innenstadt haben werden, bleibt abzuwarten.