Gelsenkirchen. Primark will Gelsenkirchen Ende 2023 verlassen und aus der eigenen Immobilie ziehen. Aber der Leerstand könnte nicht von langer Dauer sein.
Neben den bestürzenden Schilderungen des Primark-Betriebsrates im vergangenen Wirtschaftsausschuss (Lesen Sie dazu:Primark in Gelsenkirchen: „Wir waren nur Firmenroboter“) hatte Stadtrat Simon Nowack, verantwortlich für die Wirtschaftsförderung, auch überraschend eine positive Nachricht mit Blick auf die Zukunft des Primark-Standortes in der Gelsenkirchener Altstadt zu verkünden.
Nach Angaben der Beschäftigten ist die Schließung der Filiale in Gelsenkirchen aktuell für den 31. Dezember 2023 geplant. Auf den Termin blickt die Stadt auch deshalb mit Sorge, „weil Primark nicht nur das Warenhaus betreibt, sondern auch Inhaber der Immobilie ist“, wie Nowack erläuterte.
Erfreut habe er jedoch zur Kenntnis genommen, „dass wir bereits zwei Anfragen aus dem Bereich Textil haben für eine Nachnutzung.“ Es gehe dabei „um namhafte Häuser“, die an dem Standort Interesse zeigten und sich deshalb bei der Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen gemeldet hätten. Nun stelle sich die Frage, ob Primark mit den Interessenten als Vermieter zusammen kommen könne und die Immobilie halten wolle, oder ob Primark bereit sei, das Gebäude zu verkaufen. Informationen dazu erhofft sich Nowack von einem Gespräch mit der Primark-Geschäftsführung Ende Mai.
Mehrere Neuansiedlungen in Gelsenkirchen-Mitte und Buer zeichnen sich ab
Nach Informationen der WAZ bahnt sich auch eine Nachnutzung für die Galeria-Filiale an - zumindest für Teile des großen Gebäudes, das in einigen Wochen leergezogen werden soll. Und auch für die bald schließende Reno-Filiale steht schon ein Interessent bereit. Darüber hinaus stehen auch die Zeichen für eine Neueröffnung eines Textilhändlers an der Hochstraße in Buer gut. Da in allen Fällen entsprechende Verträge aber noch nicht unterschrieben sind, wagen sich die Verantwortlichen noch nicht mit den Namen der Unternehmen an die Öffentlichkeit.
„Unter aller Sau“: Gelsenkirchener Politik geht hart mit Primark ins Gericht
Die Politik nahm die Nachricht über potenzielle Nachmieter von Primark erfreut zur Kenntnis – und hielt sich zugleich mit ihrer Kritik an dem Discounter nicht zurück. Lukas Günther (SPD), sagte, es sei „unter aller Sau“, wie Primark bislang kommuniziert habe. Mit den 101 Beschäftigten, die ihren Job verlieren sollen, gingen „101 Kompetenzen für den Einzelhandelsstandort Gelsenkirchen verloren.“ Friedhelm Rikowski (AfD) sprach von einer „Führungs-Unkultur“ bei Primark.
Werner Wöll (CDU) betonte, das Primark-Aus dürfe „nicht zu einem Trading-Down-Effekt“, also einem Domino-Effekt mit weiteren Leerständen führen. Sorge dazu besteht aufgrund der Meldungen über weitere Schließungen in der City, von denen die WAZ nach dem verkündeten Primark-Aus erfahren hatte. Neben Kaufhof, Tally Weijl und Reno soll sich auch Foot Locker von der Bahnhofstraße zurückziehen.
Aus der „Abwärtsspirale“ auszubrechen, das ergänzte Franziska Schwinge (Grüne), sei jedoch nur möglich, indem man die Entwicklung der Innenstadt „ganzheitlich“ betrachte – also auch Lösungen wie Wohnen in der City oder Klimaanpassung mitdenke. Hier müsse man „schnell intervenieren, um weitere Schließungen zu verhindern.“ Susanne Cichos (FDP) betonte, es brauche eine „Willkommenskultur für kleine und mittelständische Unternehmen“. Man müsse nicht nur neue Arbeitsplätze in der Innenstadt schaffen, sondern auch „Unternehmen, die sich verantwortlich fühlen“ hierhin locken. Auf Primark, so ließ Cichos erkennen, treffe dies ausdrücklich nicht zu.