Gelsenkirchen. „Ruhrgebiet – Über uns“ heißt das Buch für Ruhrpott-Liebhaber, das bei der Premierenlesung in Gelsenkirchen von zehn Autoren vorgestellt wurde.
„Ich bin ein Ruhrpottkind, wat willze machen …?“ Zepp Oberpichler singt seinen Zuhörern mitten aus dem Herzen. Der Mülheimer mit der Gitarre zelebriert musikalisch melancholisch die tiefe Liebe der Menschen zu ihrer Heimat. Danach stellen sich die vor, die diese Leidenschaft fürs Revier literarisch zementiert haben. Zehn Autorinnen und Autoren präsentierten am Dienstagabend in der ausverkauften Buchhandlung Junius in einer Premierenlesung den Band „Ruhrgebiet – Über uns“.
Jede Menge Ruhrpott-Klischees werden liebevoll verwurstet
Ein facettenreiches, echtes Revierlesebuch, herausgegeben im Verlag Henselowsky und Boschmann und mit Beiträgen von über 30 Revierfans: von hier Geborenen, von Zugezogenen, von Besuchern. Ob Romancier, Lyriker, Illustrator oder Journalist, sie alle eint eine ganz besondere Beziehung zum Ruhrgebiet. Mal leidenschaftlich und informativ, mal kritisch und provozierend, mal ironisch, oft humorvoll, immer spannend. Jede Menge Klischees werden liebevoll verwurstet, von der Currywurst bis zum Taubenschlag, herrliche Beispiele aus der Ruhrpottsprache, von Trallafitti bis Kokolores.
So unterhaltsam und breitgefächert das neue Buch, so abwechslungsreich gestaltete sich auch die Lesung: Joachim Wittkowski hielt als Moderator die Fäden in der Hand, stellte die vielen kreativen Köpfe mit Kostproben aus ihren Beiträgen, aber auch in Gesprächsrunden vor. Hartmut Kasper zum Beispiel las aus „Kennedy im Ruhrgebiet“, witzige Erinnerungen an seine Jugend. Hubertus A. Janssen, begrüßt als „Erfinder des landwirtschaftlichen Feuilletons“ („Der Lurch hält durch“), sorgte für Schmunzler mit seinen Zeilen über die „Halde Hilde“, die „Ruhrpotthalden“ oder „30 Jahre hier“.
Die Liebe zum einstigen Taubenschlag vom Opa
Ulrike Geffert beschrieb augenzwinkernd deftig das Leben „Anne Bude“: „Ich trage ein Gedicht vor, auch wenn man das beim Vorlesen nicht merkt.“ Lacher! Einen Gruß in die Runde schickte die Gelsenkirchener Autorin Margit Kruse, die sich gerade von einer Erkrankung erholt und die im Band mit der Erzählung „Saurer Fritz meets Äppelwoi“ vertreten ist.
In einer Plauderrunde stellte Wittkowski den Illustrator Torsten Kyon vor, der über seine Liebe zum einstigen Taubenschlag vom Opa erzählte. Neben Kyon finden sich im neuen Buch Zeichnungen und Karikaturen von sieben weiteren Künstlern, darunter von Heiko Sakurei. WAZ-Kulturchef Jens Dirksen (im Buch mit dem Text „Klimawandel auf dem Hinterhof“ vertreten), sprach über die vielen Highlights der Revierkultur und über den Wandel der Literatur von der klassischen Arbeiterliteratur („Ein Alleinstellungsmerkmal der Region“) über Regionalkrimis bis hin zu aktuell erfolgreichen Literatur von Migrantinnen.
Ein Buch mit Ecken und Kanten, die nicht allen gefallen
Am Ende des Abends erklang noch einmal viel Lob: für Buchhändlerin Sabine Piechaczek, aber auch für den anwesenden Verleger Werner Boschmann, der diese Veröffentlichungen überhaupt ermöglicht. Sein Verlag wirbt mit den Worten für „Über uns“: „Wer das Ruhrgebiet liebt, wird auch dieses Buch lieben. Beide haben Ecken und Kanten und wollen nicht allen gefallen.“
Das Buch „Über uns“ hat 208 Seiten und kostet 19,80 Euro.