Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Autorin Margit Kruse veröffentlicht neues Buch mit zwölf humorvollen Kurzkrimis. Die Premierenlesung steigt am Samstag bei Junius.
Doppelkorn-Jürgen fühlt sich wie im Schlaraffenland. Bei der Besichtigung der münsterländischen Schnapsbrennerei kippt er sich gierig ein Glas nach dem anderen hinter die Binde. Am Ende aber liegt der fröhliche Zecher mausetot in der Kornmühle. Die Suche nach dem Mörder beginnt. Ob im beschaulichen Kloster oder auf dem idyllischen Gutshof, ob in der schicken Brennerei oder auf der charmanten Burgzinne: Meucheln lässt es sich überall bestens. Zumindest für die Gelsenkirchenerin Margit Kruse.
Recherche bei vielen Ausflügen in der Region
Sie machte sich in den vergangenen Monaten mit dem Stift in der Hand und gruseligen Gedanken im Kopf auf die Reise kreuz und quer durchs touristische Westfalen, um sich die schönsten Orte für ihre fiesesten Verbrechen auszusuchen. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Mit dem Buch „Mörderisches aus Westfalen“ legt die 66-jährige Autorin im Gmeiner-Verlag zwölf witzig-kurzweilige, spannende, überraschende und informative Kurzkrimis vor.
„Die Idee zum Buch entstand bei vielen Ausflügen in der Region“, erzählt Kruse. „Ob Siegerland oder Ostwestfalen, ob Münsterland oder Ruhrgebiet: Ich mag diese Ecken einfach.“ Mit bekannt fantasievoller, krimineller Energie machte sie sich ans Werk, um zumeist unsympathischen Zeitgenossen den Garaus zu machen. Ihre mörderischen Handlager sind bodenständige Bauern und arbeitsame Dörfler, zuverlässige Handwerkerinnen und brave Hausfrauen, dennoch greifen sie entschlossen und unerbittlich zu Strick und Gift, Messer und Pistole.
Auch im Männergesangsverein lässt Margit Kruse morden
Das Böse ist immer und überall. Zum Beispiel inmitten der Erler Frauengruppe „Fleißige Lieschen“, wo es hinter der christlichen Fassade vor Neid und Missgunst mächtig brodelt. Ausgerechnet beim Busausflug zur Festungsanlage Sparrenburg bleibt eine der Damen unverhofft auf der Strecke. Und warum muss ausgerechnet Entertainer Tommi, der beim tanzenden Publikum in Bad Sassendorf so beliebt war, spurlos verschwinden?
Auch im Männergesangverein „Geölte Stimme“ ist nicht alles Gold, was in den Kehlen glänzt. In der Lengericher Schinkenräucherei baumelt eine fast nackte Leiche zwischen dem Speck, und im Tecklenburger Land bekommt das Schäferstündchen eine ganze neue Bedeutung. In ihrem nunmehr 20. Buch bleibt Kruse mit spitzer Feder ihrem bissig-humorvollen Schreibstil und ihren prallen Figuren treu. Gekonnt spielt sie dabei auf der Klaviatur der Klischees über Ruhrgebietstypen.
Die Menschen in den Kurzkrimis tragen das Herz auf der Zunge
Ob Mörder oder Ermittler: Diese Menschen tragen das Herz auf der Zunge, sie sind deftig, derb, ehrlich und schnodderig. Und oft ziemlich bösartig und gemein, wenn sie sich verletzt oder ungerecht behandelt fühlen. Da stockt dem Leser angesichts der Kaltschnäuzigkeit manchen Mörders tatsächlich der Atem.
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In jeden Kurzkrimi baut die Autorin eine Menge Informationen über Land und Leute ein, so dass die Mörder aus Westfalen auch wie kleine Fremdenführer wirken. „Ich habe für jede Geschichte direkt vor Ort recherchiert“, erzählt die gebürtige Gelsenkirchenerin, die seit 2004 erfolgreich als freiberufliche Autorin unterwegs ist. „Ich baue auch eigene Erinnerungen ein, zum Beispiel an das Landschulheim Lieberhausen.“ Auch bekannte westfälische Zutaten wie Knochenschinken, Korn, Pumpernickel oder Mettwurst fehlen nicht.
Der nächste Sommerfeld-Krimi von Kruse soll im September 2024 erscheinen
Bekannt wurde sie vor allem durch die Romane rund um die Privatermittlerin Margareta Sommerfeld. Und auch sie, so viel sei verraten, setzt sich im neuen Krimi wieder auf die Spur garstiger Verbrecher. Derweil arbeitet Kruse bereits am nächsten Fall für die Miss Marple des Ruhrgebiets: Der nächste Sommerfeld-Krimi erscheint im September 2024 unter dem Titel „Raunächte“. Vorher aber kommt noch im Herbst der Band „Taubengurren und Kohlehaufen“ im Wartburg Verlag auf den Markt.
Einziges kleines Manko: Dem Buch mangelt es an einer Inhaltsangabe und damit an einer Übersicht für die Leserschaft. Dabei tragen die Kapitel so augenzwinkernd vielversprechende Titel wie „Singe, fliege, stirb“, „Schinkenkloppen“ oder „Nach ner Flasche Doppelkorn fällt der Bauer meist nach vorn“.
Daten und Fakten
Der Krimiband „Mörderisches aus Westfalen“ ist im Verlag Gmeiner erschienen, hat 283 Seiten und kostet 15 Euro.
Die Premierenlesung findet am Samstag, 18. März, um 15.30 Uhr in der Gelsenkirchener Altstadt-Buchhandlung Junius (Sparkassenstraße 4) statt. Für die musikalische Reisebegleitung durchs kriminelle Westfalen sorgt Lokalmatador Norbert Labatzki. Der Eintritt ist frei. Kartenreservierung unter: 0209 23774.