Gelsenkirchen-Buer. Im Streit um Verkaufszeiten des Wochenmarkts Gelsenkirchen-Buer vollzieht Gelsendienste eine Kehrtwende. Welchen Antrag der Betrieb gestellt hat.

Buerscher Wochenmarkt oder Parkplätze für den stationären Einzelhandel? Das war eine ungeklärte Frage beim Streit über die Samstags-Verkaufszeiten. Werbegemeinschaft und Anlieger-Gastronomie beantworten sie auf Nachfrage der Redaktion eindeutig. Unterdessen zeichnet sich eine Lösung des Konflikts ab, die überraschend schnell umgesetzt werden könnte.

Dass der Wochenmarkt für eine „deutliche Belebung“ der City sorgt: Darin ist sich Dirk Niewöhner als Chef der Werbegemeinschaft mit Josef Bathen sen. einig, dessen Familie das Café Odiba an der Nienhofstraße betreibt. „Den Markt als Frequenzbringer kann man gar nicht hoch genug einschätzen“, hält Niewöhner die Gelsendienste-Argumentation mit der Notwendigkeit von Parkplätzen für stationären Handel und Gastronomie für „lächerlich“.

Werbegemeinschaft Gelsenkirchen-Buer: „Fassungslos“ angesichts Argumentation

Wie berichtet, hatte der städtische Eigenbetrieb auf Einhaltung der Marktordnung gepocht, die auch samstags Verkaufszeiten von 8 bis 13 Uhr vorsieht, und gedroht, den Händlern die Wartezeit der Reinigungstrupps in Rechnung zu stellen. Nicht nur diese Ankündigung brachte die Beschicker auf, sondern auch mögliche Umsatzeinbußen, die Verärgerung von Kunden und nicht zuletzt Hektik am Ende eines langen Arbeitstages.

„Wir Geschäfte profitieren mehr vom Wochenmarkt als von Parkplätzen“, ist Niewöhner überzeugt. Kunden- und Umsatzahlen in seiner Buchhandlung Kottmann in der Nähe des Springemarkts belegten: „Der Strom bricht mit dem Ende des Wochenmarkts regelrecht ab. Was wir alle bräuchten, ist eine Verlängerung der Verkaufszeiten, etwa bis 15 Uhr, und nicht eine Verkürzung“, macht ihn die Initiative von Gelsendienste geradezu „fassungslos“ angesichts der aktuell schwierigen Lage für den Einzelhandel, der unter Konsumzurückhaltung und Inflation massiv leide.

Gelsenkirchener Gastronom: Gefahr, dass Kunden in andere Städte abwandern

Befürwortet eine Verlängerung der Verkaufsöffnungszeiten des Wochenmarkts Gelsenkirchen-Buer: Josef Bathen sen, Inhaber der Kaffeerösterei Odiba, der am Marktplatz das gleichnamige Café betreibt.
Befürwortet eine Verlängerung der Verkaufsöffnungszeiten des Wochenmarkts Gelsenkirchen-Buer: Josef Bathen sen, Inhaber der Kaffeerösterei Odiba, der am Marktplatz das gleichnamige Café betreibt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Auch Bathen schätzt den Markt als „Publikumsbringer für die Gastronomie“. Angesichts des geänderten Einkaufsverhaltens vieler Kunden befürwortet auch er eine Verlängerung der Öffnungszeiten. „Sonst droht eine Schwächung der City. Dann wandern die Leute in andere Städte mit einer guten Gastronomieszene ab, auf deren Wochenmärkten sie länger einkaufen können.“

Dass es so weit nicht kommen muss, darauf deutet eine Initiative von Gelsendienste hin, welche einen Sinneswandel dokumentiert: Wie Sprecher Tobias Heyne auf Nachfrage bestätigt, hat der städtische Eigenbetrieb beim Referat für Sicherheit und Ordnung einen Antrag auf Verlängerung der Verkaufszeiten um eine halbe Stunde eingereicht. Demnach könnten die Kundinnen und Kunden bei einer Genehmigung durch die Stadt in diesem Jahr bis 13.30 Uhr einkaufen.

Was Gelsendienste bei der Stadt Gelsenkirchen beantragt hat

„Je nachdem, wie diese Neuerung angenommen wird, könnten wir uns bis 2026 eine schrittweise Verlängerung um jährlich jeweils 30 Minuten vorstellen“, so Heyne weiter. Sprich: 2024 wäre ein Verkauf bis 14 Uhr möglich, 2025 bis 14.30 Uhr und 2026 bis 15 Uhr. Gelten soll diese Ausweitung der Verkaufszeiten sowohl auf dem zentralen Marktplatz als auch auf dem Blumenmarkt im Robinienhof.

Im Gespräch ist auch eine räumliche und zeitliche Ausweitung der erst vor Kurzem eröffneten Samstags-Gastronomiezone (wir berichteten). Demnach könnten verschiedene Imbissstände bzw. -wagen wie an einer Perlenschnur parallel zur De-la-Chevallerie-Straße platziert werden, um die Kundschaft auch nach dem Ende des Wochenmarkts Richtung Robinienhof zu locken und so auch in diesem Bereich für Belebung zu sorgen. Die Rede ist von einer „Gastro-Meile“.

Weitere Ideen: Teilweise Überdachung des Wochenmarkts in Gelsenkirchen-Buer

Denkbar sei, den Blumenmarkthändlern den Verkauf bis in den späten Nachmittag oder frühen Abend zu ermöglichen. Marktbeschicker und Gastronomen könnten gleichermaßen von solchen längeren Öffnungszeiten profitieren, so die Überlegung.

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In der Diskussion ist überdies eine teilweise Überdachung des zentralen Wochenmarkts, Solarpaneele inklusive. „Den produzierten Strom könnten die Händler vor Ort nutzen, vielleicht könnte er auch in eine Elektro-Ladesäule gespeist werden“, so Heyne weiter.

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Entschieden ist freilich noch nichts. In Sachen Verlängerung auf zunächst 13.30 Uhr – seit vielen Jahren gelebte Realität – ist die Stadt am Zug. Und die Politik kann sich am Dienstag, 19. September, 16 Uhr, über das Problem austauschen: SPD und CDU haben das Thema per Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung des Wirtschaftsförderungsausschusses setzen lassen. Der tagt öffentlich im Hans-Sachs-Haus (Sitzungssaal Zenica).