Gelsenkirchen. Die Pflegeschule am Bergmannsheil Gelsenkirchen bietet den Schwerpunkt Pädiatrie in ihrer Ausbildung an. Wie das funktioniert.

Die Kinderkrankenpflege kommt in der generalistischen Pflegeausbildung viel zu kurz, klagen immer mehr Experten und Auszubildende. Die Pflegeschule an der Bergmannsheil Kinderklinik Buer (BKB) hat aus diesen Klagen Konsequenzen gezogen: Bis zu sechs Schülerinnen und Schüler ihrer Ausbildungsklassen können den Schwerpunkt Pädiatrie wählen und werden dann in der Praxis der Kinderkrankenpflege im eigenen Haus besonders intensiv ausgebildet. Eine Idee, die die Gelsenkirchenerin Hannah Gebauer so gut fand, dass sie sich nach ihrem Abitur entschloss, ihren Traumberuf an der Bergmannsheil-Pflegeschule zu erlernen. Nun steht sie vor dem Examen.

Über 80 Prozent der Praxisstunden in der Pädiatrie

2100 der 2500 Praxisstunden im Rahmen der Ausbildung konnte sie dadurch in der Pädiatrie absolvieren. „Das sind mehr Stunden als früher in der reinen Ausbildung zur Kinderkrankenschwester“, erklärt die zentrale Praxisanleiterin Claudia Palicki. Die 21-Jährige hat dabei verschiedenste Stationen der Kinderklinik, inklusive der Psychiatrischen Tagesklinik für Kinder und Jugendliche. „Am meisten fasziniert hat mich aber die Arbeit auf der Intensivstation, da möchte ich auch hin“, erklärt die junge Frau, die ihren Arbeitsplatz an der Kinderklinik ab 1. Oktober schon vor den Prüfungen in den nächsten Tagen sicher hat.

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Dass sie bestehen wird, daran zweifelt die Schulleiterin Kira Hennecke, nicht. Dafür seien ihre Leistungen zu gut und auch ihr Engagement. Kinder-Intensivstation: Wie verarbeitet man das gesehene Leid schwerstverletzter oder schwerstkranker Kinder als junger Mensch? „Viel darüber sprechen. Ich mache das auch mit meinen Eltern, die selbst in sozialen Berufen arbeiten. Und Hobbys helfen. Bei mir sind es Pferde“, verrät Gebauer.

Duales Studium neben der Ausbildung begonnen

Allzu viel Freizeit dürfte sie allerdings nicht haben. „Nebenbei“ ist sie schließlich bereits im dritten Semester eines dualen Studiums für Therapie- und Pflegewissenschaften. Damit kann sie nach dem Bachelor Auszubildende als Pflegeexperte begleiten, Kollegen mit dem neuesten wissenschaftlichen Stand zu verschiedensten Themen unterstützen. Die Ausbildungskosten übernimmt das BKB, allerdings hat sie ihre Stelle ab Oktober gleich zum Anfang auf 80 Prozent reduziert, um genug Zeit fürs Studium zu haben.

Bevor die Auszubildenden sich – auch dann noch unter Anleitung – um kranke Kinder kümmern dürfen, gibt es zum Ausbildungsauftakt einen neunwöchigen Theorieblock. Danach bekam Hannah am BKB ein einwöchige praktische Anleitung, bei der an der Puppe geübt wird, im geschützten Rahmen. Und auch danach auf der pädiatrischen Station steht am Anfang Begleitung.

Kinderkrankenpflege kommt in generalistischer Ausbildung meist zu kurz

Mit dem pädiatrischen Schwerpunkt in der Ausbildung hat das BKB ein Alleinstellungsmerkmal in Gelsenkirchen. Das Interesse daran ist groß, versichert der stellvertretende Pflegedirektor Andreas Hundeshagen, der gerade erst bei einer großen Abi-Messe war. Dort hat er auch festgestellt, dass viele Abiturienten nach akademischen Fortbildungsmöglichkeiten in der Pflege fragen.

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Wenn das Interesse am pädiatrischen Schwerpunkt zu groß ist in einem Kurs, dann muss gelost werden, stellt er klar. „Mehr als sechs der 28 Ausbildungskursmitglieder können wir nicht so stark spezialisieren, dafür fehlenden die Kapazitäten auf der Station. Da muss das Los entscheiden“, kündigt er an. Aber auch Auszubildende, die die normale generalistische Ausbildung absolviert haben, bekommen im Haus Fortbildung, wenn sie ihre Zukunft in der Kinderpflege sehen, verspricht er.

Pflegefachkraft-Auszubildende verdienen im ersten Jahr 1190 Euro, im dritten Jahr 1370 Euro. Im nächsten Jahr steigen die Tarifgehälter. Im ersten Berufsjahr gibt es dann – ohne Zulagen für nach- oder Wechseldienste – 3300 Euro brutto.