Gelsenkirchen. Zwei Abende Live-Musik ließen die Domplatte in Gelsenkirchen Buer erneut beben: auf der großen Bühne wechselten Stars sich mit lokalen Größen ab.
Es ist das größte Festival in Buer und nicht nur deshalb etwas etwas Besonderes: „Rock am Dom“ ist gemacht von Bueranern für Bueraner, seit elf Jahren von Menschen mit viel Elan und Ahnung von Musik. An diesem Wochenende bespielten sie wieder die Domplatte – und kämpften zum Auftakt am Freitagabend, was den Publikumsandrang betrifft, mit gleich zwei Widrigkeiten: dem Wetter und Schalke.
Dabei war man so froh, mit „Neros’s Friends“ eine Band im Line-Up zu haben, die gleichsam Vertreter der Gelsenkirchener musikalischen Nachwuchs-Szene als auch echte Hoffnungsträger genannt werden dürfen. Haben sie doch den größten Live-Musikwettbewerb in Deutschland, Österreich und der Schweiz, den SPH-Music Masters 2023, gewonnen. „Das ist das Beste, was wir in dieser Stadt haben – und ich bin auch selbst ganz gespannt“, so Andreas Szepan, einer der Organisatoren.
Gelsenkirchener Nachwuchs begeistert
Und so gelang es der Band auch mit einer Mischung aus rockigen Coversongs und eigenen Titeln nicht nur jene zu begeistern, die ohnehin schon Fans sind. Mit im Gepäck hatten die Jungs natürlich auch ihren bekanntesten Song, „Waterfalls“, der bereits im Wettbewerb begeistern konnte. „Das hier ist ein Dank für alle, die uns immer unterstützt haben“, dankte Sänger Malte Rupieper seinen jubelnden Fans.
Die Bilderstrecke zum Freitagabend: Rock am Dom mit Nero’s Friends und mehr
Insgesamt sei man glücklich, so Szepan, mit der musikalischen Mischung, mit der man aufwarten könne, recht prominente Namen inklusive. „Das ist ja immer ein Balanceakt für uns. Wie bewegen uns immer zwischen dem, was finanziell möglich ist, und dem, was möglichst viele Menschen anspricht.“ Die ganz aktuellen Chart-Stürmer seien über das zur Verfügung stehende Budget eben nicht abzudecken.
Erst nach dem Abpfiff füllt sich die Domplatte richtig
Top-Act des Freitagabends war die Indie-Band „Fortuna Ehrenfeld“ mit ihrer extravagant (im Schlafanzug) dargebotenen Mischung zwischen Pop und Poesie. Die Truppe aus Köln ist für manch einen noch ein Geheimtipp und für viele, die jetzt auf der Domplatte stehen, ein Grund, hier zu sein. Auch Bärbel Lauf ist wegen des Trios hier: „Ich habe die vor zwei Jahren in einem Hinterhof an der Bochumer Straße erlebt – und war total begeistert. Die sind so anders als alles, was man kennt.“
Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt und auf TikTok. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Der einzige Wermutstropfen am Freitag war somit nur, dass durchaus mehr Menschen hätten dabei sein können – und das stieß manchem Bueraner sauer auf. „Die Leute sollen sich nicht beschweren, dass in Buer nichts los ist, und dann nicht hingehen“, brachte es Holger Naujoks auf den Punkt. „Es gibt Menschen, die engagieren sich immer wieder stark für ihren Stadtteil. Und große Teile der Geschäftswelt schauen einfach tatenlos dabei zu.“ Immerhin: Am späteren Abend (nach dem Abpfiff) füllte sich die Domplatte mit Menschen.
Indie-Band „Fortuna Ehrenfeld“ hätte auch Top-Act sein können
Und so waren die Macher denn auch am frühen Samstagabend sehr glücklich. „Der Freitag ist ja immer ein bisschen schwierig. Und wir sind schon zufrieden, wenn nichts Außerplanmäßiges passiert. Wir haben immer gute Besucherinnen und Besucher hier, da wird es sowieso schön“, so Andreas Szepan. Musikalisch sei man ohnehin zufrieden. „Die Bands suchen wir ja selbst aus, die kenne ich ja.“ Ob die also immer auch die eigenen musikalischen Neigungen widerspiegeln? „Wir versuchen, alle Altersklassen anzusprechen – aber es ist immer ein bisschen mein Geschmack.“
- Die Bilderstrecke zum Samstagabend: Elf Jahre Rock am Dom in Buer
Der spricht am Samstagabend viele an: Angefangen mit der „Sugar Gang“ und chilligem Funk aus der Kategorie easy listening, über „Sophisticated“, den Lokalmatadoren rund um Sängerin Sophie Pieper. Die rockten mit altem Drive und neuem Namen (die Truppe stand zehn Jahre lang als „Schnitzel of Destiny“ auf den buerschen Bühnen) das Festival. Charly Klauser aus Köln, ein musikalisches Multi-Talent und eine Powerfrau auf der Bühne, zog die Besucher altersübergreifend in ihren Bann. „Ich bin positiv überrascht und begeistert“, so Roland Radtke, regelmäßiger Gast bei „Rock am Dom“ und eigentlich wegen Wolf Maahn gekommen. „Das ist grandios, was die Macher hier auf die Beine stellen: Ein Festival das zeigt, dass die Gelsenkirchener Kultur auch abseits der Bochumer Straße noch lebendig ist.“
Bueraner genossen das die Musik und das Miteinander
Charly Klauser entwickelte derweil einen echten Draht zum Publikum, wusste es zu begeistern und durch die direkte Ansprache auch zu erreichen. Da erstaunte es nicht, dass man etliche Besucher sagen hörte: „Die könnte auch der Top-Act sein.“ War sie aber nicht. Pünktlich um halb neun kam Wolf Maahn auf die Bühne und lieferte ab dem ersten Ton hochprofessionell ab. Das begeisterte seine Fans, vermochte die vielen recht jungen Festivalbesucher aber nicht zu erreichen. Der allgemeinen Stimmung tat das keinen Abbruch. „Es ist einfach toll, dass solche Veranstaltungen hier in Buer öffentlich und kostenlos angeboten werden“, so Christiane Odlozinski-Lubjuhn. „In dieser Zeit, wo alle Ich-bezogen sind, ist es toll, wenn solch ein Format für die Gemeinschaft angeboten wird.“ Die übrigens nahm das Angebot am Samstag deutlich besser an. Die Domplatte war übervoll mit Bueranern, man traf Bekannte, genoss sichtlich das Miteinander und die laue Spätsommernacht.