Gelsenkirchen. Kartellamt und Bistümer haben der Fusion zweier katholischer Verbünde zum Riesen unter dem Namen „KERN“ zugestimmt. Das sind die Folgen.
Die bisherige St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH mit ihrem Verbund aus Kliniken, Senioren-, Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen sowie medizinischen Versorgungszentren wird noch größer: Das Bundeskartellamt und auch die Bistümer Essen und Münster haben der Fusion mit der Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH (KKRN) zugestimmt. Unter dem Namen KERN Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH werden beide Verbünde künftig gemeinsam operieren.
Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen zu der Fusion der beiden christlichen Verbünde, die künftig Arbeitgeber für 7.500 Beschäftigte sein wird. Die KKRN bringen vier Kliniken in Herten-Westerholt, Dorsten, Haltern am See und Marl in die Verbindung ein. St. Augustinus betreibt bereits sechs Kliniken in Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop, drei Seniorenheime, zwei Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen und vier Kindergärten, zehn Medizinische Versorgungszentren und ist beteiligt am Kirchlichen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe im Revier mit Sitz in Gelsenkirchen.
Mitarbeiter sollen in acht Veranstaltungen informiert werden zu Details der Fusion
Die Vorsitzenden der Aufsichtsgremien, Propst Markus Pottbäcker und Matthias Feller, verkündeten jetzt den Vollzug der Fusion dank Eintragung von „KERN Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH“ ins Handelsregister. Die neue Dachgesellschaft mit Sitz in Gelsenkirchen kann damit ab sofort auch unter dem neuen Namen agieren. Pottbäcker, bislang Vorsitzender des St. Augustinus Verwaltungsrates, wird auch Mitglied des neuen Aufsichtsrats sein. Er betont: „Unseren beiden Gesellschaften war es wichtig, Leistungsverbund im sogenannten Dritten Weg zu bleiben. Wir verstehen uns als katholischer Leistungsverbund und wir sind sicher, jetzt gemeinsam gut aufgestellt zu sein – dies ist wichtig in einer Zeit des Wandels, mancher Unwägbarkeit und vor dem Hintergrund der Frage, welche für unsere Leistungserbringung wichtigen politischen und sonstigen Weichen wie gestellt werden.“
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Noch in diesem Monat sollen die Mitglieder der Geschäftsführung berufen werden. Für die Mitarbeiter sind acht Veranstaltungen bis Mitte September geplant, in denen sie so umfassend wie möglich über die Fusion und deren Folgen informiert werden sollen. Angesichts ausstehender politischer Entscheidungen zu strukturellen Veränderungen der Krankenhauslandschaft durch Bundesreform und Landes-Planung sowie der Finanzierung der Kliniken seien die Möglichkeiten für konkrete Planungen aktuell allerdings noch eingeschränkt, wie St. Augustinus-Geschäftsführerin Susanne Minten auf WAZ-Anfrage einräumt.
90 Prozent der 7.500 Mitarbeiter arbeiten direkt nah am Patienten
„Wir versuchen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich zu machen, welche großen Chancen eine gemeinsame Struktur bietet, auch um unsere eigene Professionalität zu steigern. Zudem wird eine große Einheit stärker wahrgenommen als drei kleine“, erklärt Minten. Dass Mitarbeiter sich angesichts des Fachkräftemangels gerade in Gesundheitsberufen Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen, glaubt Minten nicht, trotz der politisch bedingten Unwägbarkeiten. Rund 90 Prozent der 7.500 KERN-Mitarbeiter sind im patientennahen Bereich tätig.
Der neue Aufsichtsrat hat seine 14 Mitglieder, zu denen auch der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende der KKRN, Matthias Feller gehört, bereits benannt. Der Vorsitzende des Gremiums muss noch gewählt werden. Dies soll Anfang September geschehen.
16 Betriebsgesellschaften unter einem Dach
16 Betriebsgesellschaften firmieren künftig unter dem Dach der KERN – davon vier KKRN-Gesellschaften inklusive einer Gastro-Gesellschaft für die Kantinen sowie eine KKEL-Gesellschaft. Der neue „Claim“, das Motto des neuen Verbundes, lautet „kompetent. professionell. einfach menschlich!“ Propst Markus Pottbäcker betont, das gelte für Menschen jeder Altersgruppe, Nationalität, „Weltanschauung und auch jeder subjektiv empfundenen Geschlechtsidentität“.