Gelsenkirchen. Rekordhoch beim Krankenstand: In Gelsenkirchen gab es 2022 so viele Fehlzeiten wie noch nie zuvor. Das könnten die Gründe dafür sein.

Nie zuvor habe es in Gelsenkirchen so viele Krankmeldungen gegeben wie im vergangenen Jahr. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsbericht der AOK NordWest hervor. Danach ist der Krankenstand bei den rund 33.500 bei der AOK NordWest versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im vergangenen Jahr auf 7,3 Prozent gestiegen, in 2021 betrug der Wert noch 5,8 Prozent.

„Ursache waren in erster Linie deutlich mehr Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten und Erkältungskrankheiten“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock. Durch den Wegfall der Abstands- und Hygieneregeln sind insbesondere die Infektionskrankheiten in 2022 rasant angestiegen. „Auch vor Corona gab es immer mal wieder starke Grippe- und Erkältungswellen. Doch diese außergewöhnlich hohen Krankenstände gab es noch nie“, so Kock.

Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen an allen AU-Fällen habe 2022 bei 24 Prozent und so mit weitem Abstand an erster Stelle gelegen. In 2021 hingegen lag deren Anteil bei nur 15 Prozent. „Husten, Schnupfen, Bronchitis und andere Erkältungskrankheiten verursachten damit 60 Prozent mehr Arbeitsausfall als im Vorjahr“, so Kock.

Danach folgten erst die Muskel- und Skeletterkrankungen (14,7 Prozent), Verdauungserkrankungen (7,3 Prozent) und Verletzungen mit einem Anteil von 5,1 Prozent an allen AU-Fällen.

Die Erwerbstätigen in Gelsenkirchen fehlten im letzten Jahr durchschnittlich an 26,6 Tagen im Job. Das ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 24,9 Prozent. Im Jahresschnitt 2021 waren sie noch 21,3 Tage krankgeschrieben. Die durchschnittliche Krankheitsdauer je Arbeitsunfähigkeit ist allerdings rückläufig: von 15,9 Tage in 2021 auf 12,7 Tage im vergangenen Jahr.

In Revierstädten wie Herne und Gelsenkirchen waren 2022 Beschäftigte deutlich länger krankgeschrieben als im Landesschnitt

Die Zahlen der AOK decken sich im Wesentlichen auch mit einer kürzlich veröffentlichten Auswertung der BKK, der Interessensvertretung der Betriebskrankenkassen. Demnach waren stieg die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage in NRW auf durchschnittlich 23,3. Das sind 6,4 Prozent aller Arbeitstage des vergangenen Jahres. Im Ruhrgebiet war der Krankenstand zum Teil noch sehr viel höher: So kamen die bei der BKK versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Herne mit 29,9 Tagen auf den höchsten Wert Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um 4,4 Tage. Auf Platz 2 landet Hagen (28,4 Tage), gefolgt von Gelsenkirchen mit 27,7 Tagen. Sehr viel weniger Krankmeldungen registrierte die BKK dagegen in Düsseldorf (16,7 Tage), in Bonn (17,3) und Münster (18,5).

Die Experten führen den Negativtrend darauf zurück, dass das Durchschnittsalter der Versicherten in den Revierstädten vergleichsweise hoch sei. „Die jüngsten, beschäftigten Mitglieder wohnen unter anderem in Düsseldorf, Köln, Bonn oder Münster“, erklärt der Landesverband. Einfluss auf den Krankenstand hätten auch die Arbeitsbedingen. So werde im Ruhrgebiet häufiger körperlich gearbeitet. „Gegebenenfalls spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle. Das heißt wie gesund generell das soziale Umfeld ist, wo man sich erholen kann und wie man medizinisch versorgt wird“, meinen die BKK-Experten.