Gelsenkirchen-Buer. Was ist los mit der Kneipenszene in Gelsenkirchen-Buer? Vincenc Els, der die Szene seit Jahren begleitet, macht sich Sorgen um den Stadtteil.
Zu sagen, dass ihm die Kneipenszene in Buer am Herzen liegt, wäre eine glatte Untertreibung. Wenn die Gastronomie im Norden von Gelsenkirchen ein Gesicht hat, dann ist es seins: Vincenc „Vinc“ Els ist ein Kneipen-Urgestein, hat in den 1970er-Jahren das Lokal ohne Namen, besser bekannt als „Fuck“, gegründet und seitdem zahlreiche andere Betriebe geleitet. Heute blickt er mit Sorge auf die Situation in Buer.
Seit 25 Jahren betreibt Els die Oisin Kelly Gallery, Gelsenkirchens einzigen Irish Pub, gelegen an der Brinkgartenstraße. Hier kann man sich auf ein Bier (oder zwei) treffen, Vereine oder Parteien können hier Sitzungen abhalten, regelmäßig wird den Gästen Livemusik geboten. Für die Zeit nach den Sommerferien plant der Wirt anlässlich des 25. Geburtstages der Oisin Kelly Gallery einige besondere Aktionen.
Die Attraktivität von Buer hat nachgelassen, findet der Wirt
Wenn man, wie Vinc Els, schon so lange dabei ist, bleibt es nicht aus, dass man die heutige Situation mit der von früher vergleicht. Und da fangen die Sorgen an. „Ich habe das Gefühl, dass die Gastronomie heute nicht mehr so wertgeschätzt wird“, sagt der Wirt. Er verweist auf den Streit, den es zuletzt um das „Fuck“ gab: Nachbarn hatten sich beschwert, dass die Kneipe zu laut sei. Darüber schüttelt er den Kopf. „Die Menschen wollen in der Innenstadt wohnen und gleichzeitig ihre Ruhe – das ist schwierig“, sagt er. „Gastronomie ist Leben, und Lebensqualität. Wenn die Gastronomie das Licht ausmacht, dann ist Buer um 19 Uhr dunkel“, findet er, und ist sich sicher: „Früher wurde sich nicht so häufig beschwert. Ein wenig Toleranz auf beiden Seiten wäre schön.“
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Generell findet er, dass die Attraktivität von Buer nachgelassen habe – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wort Attraktivität leitet sich von dem lateinischen Begriff für „anziehen“ ab: Früher habe Buer mehr Menschen aus dem Umland angezogen. „Die Leute sind aus Bottrop oder Recklinghausen nach Buer gekommen“, erinnert er sich. „Heute haben die es gar nicht mehr nötig, weil es in ihren Städten ein gutes gastronomisches Angebot gibt. Diese Gäste fehlen jetzt in Buer – und das liegt auch daran, dass es hier einfach weniger Kneipen gibt als früher.“
Ein Grund: Miete und Pacht sind oft zu hoch
Recklinghausen etwa habe die pittoreske Altstadt, mit einer hohen Dichte an Kneipen und Restaurants. „Und in Bottrop gibt es demnächst wieder eine Musiknacht, bei der 16 Kneipen mitmachen“, sagt Els und erinnert daran, dass es ja auch in Buer regelmäßig eine solche Kneipennacht gegeben habe – allerdings jetzt schon seit längerem nicht mehr. „Das ist doch schade!“
Einen Grund dafür, dass es in Buer nicht mehr so viele Kneipen gibt wie früher, sieht er in der finanziellen Belastung der Wirte. „Mieten und Pacht sind oft zu hoch“, findet er, und zieht einen Vergleich zum Einzelhandel in der Buerschen Innenstadt, wo ja auch zum Teil zu hohe Mieten gefordert würden. „Das eine bedingt doch das andere“, sagt er: „Ein gutes Tagesgeschäft in der City bedeutet auch ein gutes Abendgeschäft für die Wirte.“
Neidischer Blick über die Grenze
Seine Kritik richte sich aber ausdrücklich nicht an die Stadt Gelsenkirchen. „Mit der Verwaltung habe ich fast nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt er – etwa, als es um die Genehmigung für die Erweiterung seiner Außengastronomie ging: Zwei Parkplätze an der Brinkgartenstraße wurden dafür „geopfert“.
Bewundernd – und ein wenig neidisch – schaut Vinc Els über die Grenze in die Niederlande. „Dort hat fast jede Stadt, und sei sie auch noch so klein, einen zentralen Platz, meist um eine Kirche herum, an dem sich mehrere Gastrobetriebe angesiedelt haben“, sagt er. So entstehe automatisch Leben in der Stadt. „Das könnte doch auch eine Vision für die Domplatte sein“, sagt er.