Gelsenkirchen. Mit einem Schnitt von 0,8 ist Jessica Hanowski eine von Gelsenkirchens besten Abiturienten 2023. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus.
„Ich war so glücklich“ – es war schon ein ganz besonderer Moment. Jessica Hanowski strahlt, als sie davon berichtet. Dass sie ein gutes Abitur ablegen wird, das war ihr schon klar, sagt sie. Aber so gut? Wegen Mathe, da war sie nervös, aber wer wird das bei Mathe nicht? Nun also, wir treffen eine der Besten Gelsenkirchens: Die 19-Jährige hat ein Super-Abi hingelegt – mit einem beeindruckenden Schnitt von 0,8. Wie schafft man das nur?
Abi-Schnitt mit 0,8: Diese Lerntipps hat Gelsenkirchens Super-Abiturientin
Zunächst einmal, indem man möglichst „Sehr gut“ steht, und zwar in allen Fächern. Mit den Abiturklausuren in den Leistungskursen Biologie und Englisch gelingt Jessica Hanowski das schon einmal, für ihre Ausarbeitungen in Bio wird sie mit 13 Punkten benotet, das entspricht einer „Eins Minus“, in Englisch gab’s 14 Punkte, also eine glatte Eins. In Mathematik, Jessicas drittem schriftlichen Abiturfach: wieder 13 Punkte. Mündlich, in Pädagogik geht’s nicht besser: Sie schließt die mündliche Prüfung mit 15 Punkten ab.
Die Wahl ihrer Fächer zeigt alles – vor allem ihre Zukunft. In Düsseldorf hat sich die Schalkerin beworben, an der Heinrich-Heine-Universität, will dort „Quantitative Biology“ studieren. Hier gibt’s neben dem Studium der Biologie auch die Vermittlung wichtiger experimenteller Techniken und die von den Methoden der mathematischen Modellierung, Datenanalyse und Bioinformatik. Der Studiengang wird komplett in englischer Sprache unterrichtet.
Vom Arbeiterkind zu Gelsenkirchens Super-Abiturientin
Eine Bewerbung läuft auch noch für den Studiengang Psychologie, aber wenn man Jessica Hanowski so fragt, dann hat sie schon genaue Vorstellungen von dem, was sie einmal sein soll. „Mein Ziel ist, in die Forschung zu gehen, nach Heilungsmöglichkeiten für den Menschen zu suchen“, erzählt sie an einem Vormittag im Stadtgarten.
Und dann noch etwas anderes, sehr Spannendes: Vom Arbeiterkind wird sie in diesem Jahr zu einer von Gelsenkirchens Super-Abiturienten. Ihr Vater ist Metallschlosser, die Mutter Reinigungskraft. Mit dieser „Aufstiegsgeschichte“ prahlt Jessica Hanowski nicht, sie ist zurückhaltend, aber gleichzeitig mächtig stolz auf sich, das merkt man ihr an. „Ich freue mich, dass ich das alleine geschafft habe und nicht jemand hinter mir stand, der den Weg geebnet hat“, sagt sie. Gleichwohl fühlte sie sich immer unterstützt, nie unter Druck gesetzt von ihren Eltern, ist ihnen dankbar, dass sie ihr die Freiheit gegeben haben, die sie brauchte.
In der vierten Klasse bekommt sie eine Empfehlung für die Realschule. „In der Grundschule war ich eher schüchtern, ab der fünften Klasse habe ich mich dann immer weiter verbessert“, sagt sie. Unsichtbar habe sie sich damals gefühlt, wollte herausstechen – mit Leistung funktionierte das blendend.
„Wenn ich es bis hierhin geschafft habe, dann schaffe ich es auch weiter“
Immer älter, immer besser, Jessica Hanowski hat ein Ziel, sie will es in die Oberstufe schaffen, das Mädchen ohne Gymnasialempfehlung. Sie meldet sich an der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck und ist von Anfang an da, wo sie hinwollte. „Viele haben mir gesagt: Wenn du in die Oberstufe kommst, wirst du erstmal zwei bis drei Noten schlechter“, erinnert sich die 19-Jährige. Aber sie hat sich gesagt: „Wenn ich es bis hierhin geschafft habe, dann schaffe ich es auch weiter.“ Und es gibt noch einen Gedanken, der sie antreibt: „Mich hat immer geärgert, wenn ich gehört habe: Du bist ein Mädchen, du kannst das sowieso nicht.“
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Am Ende erreicht sie 850 von möglichen 900 Punkten, so steht es geschrieben auf ihrem Abitur-Zeugnis, das sie zum Termin mit der WAZ natürlich mitgebracht hat.
„Ich bin schon sehr ehrgeizig, wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann ziehe ich das durch“, sagt die Super-Schülerin. Sie sei eher der ruhigere Typ, „ich versuche immer positiv zu denken, dass sich alles zum Guten wendet.“ Aber etwas bewirken möchte sie in der Welt, das sagt sie auch. Dass sie eher ruhig ist, dazu passt dann auch ganz gut, dass sie seit mehreren Jahren schon Kraftsport macht und bouldern geht. „Das sind Sportarten, für die ich mir Zeit nehmen muss, die ich für mich selber mache.“ Nicht zuletzt der Sport sei guter Ausgleich gegenüber der Schule gewesen. Aber auch das Geigen an der Musikschule.
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Abitur mit 0,8 – und nun? Erstmal steht ein Urlaub an, mit einer Freundin geht’s bald nach Portugal. Überhaupt möchte sie mehr sehen von Europa und der Welt. Allen Schülerinnen und Schülern gibt sie noch eine Botschaft mit auf den Weg: „Das Wichtigste ist, im Unterricht mitzudenken und immer mitzumachen.“ So habe sich der Unterrichtsstoff verfestigt – „ich musste am Ende gar nicht so viel lernen, nur wieder abrufen.“ Und so klappt’s dann auch mit dem Super-Abi.