Gelsenkirchen. Sie kümmert sich in Gelsenkirchen um kranke Zootiere: Saskia Dreyer, Tierärztin in der Zoom-Erlebniswelt. Uns berichtete sie von ihrer Arbeit.

Diese Sprechstunde bedarf einer aufwendigen Vorbereitung: Erst müssen die Pinguine aus dem Wasser. Ein bisschen aufgeregt laufen sie nun von rechts nach links, bis sie in ihren Höhlen Schutz suchen – zuweilen auch vier oder fünf in einer. Dort harren sie aus, hoffen, dass der Kelch heute an ihnen vorübergeht. Kowalski ist heute der erste Patient von Tierärztin Saskia Dreyer. Dafür muss Tierpflegerin Rebecca van Lokven den Jung-Pinguin einfangen. „Das sind Fluchttiere. Einfangen finden die doof.“ Und das tut das possierliche Tier lautstark kund.

„Trotzdem ist die Behandlung vor Ort viel stressfreier für die Tiere“, sagt Saskia Dreyer und erklärt, in ihrer Praxis behandelt sie sie daher recht selten. Erst seit Anfang Mai ist die 29-Jährige in der Zoom-Erlebniswelt tätig, bekleidet hier die Stellung der leitenden Tierärztin. Damit erfüllt sie sich einen Traum. „Ich wollte von klein auf Tierärztin werden – aber auch immer schon im Zoo. Später habe ich lernen müssen, das ist gar nicht so einfach. Die Stellen sind begehrt und selten.“

Neun Jahre Studium für den Job in Gelsenkirchen

Pinguin Nils bekommt eine neue Erkennungsmarke verpasst.
Pinguin Nils bekommt eine neue Erkennungsmarke verpasst. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Saskia Dreyer aber hat viel investiert für ihren Berufswunsch. „Ich habe fünf Jahre Tiermedizin studiert und dann habe ich vier Jahre lang meinen Facharzt gemacht als Zootierärztin.“ Die einzigen, die diesen Einsatz nicht honorieren, sind ihre heutigen Patienten. Kowalski lässt die Blutentnahme zwar über sich ergehen, ergreift aber, sobald er wieder kann wie er will, empört die Flucht. Die Veterinärmedizinerin lacht. „So ist das: Man hilft den Tieren, ist aber nie beliebt.“

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Das ist auch bei Nils nicht anders. Der hat nur seinen Ring verloren, den er braucht, damit Rebecca van Lokven die Tiere auseinander halten kann. Trotzdem: Festgehalten werden ist richtiger Mist. Das zeigt er auch und pupt eine ganz ordentliche Menge Pinguin-Mist auf die Hose der Tierpflegerin. Dem Beispiel folgen auch alle weiteren Tiere, und die Hose der jungen Frau sieht schon bald abenteuerlich aus.

Im Notfall ist immer ein Tierarzt erreichbar

Die meisten Behandlungen der Zootiere sind geplant. Vieles ist Prophylaxe. „Dafür haben wir ein Monitoring. Dabei geht es zum einen um Parasiten. Darauf werden die meisten Tiere viermal im Jahr getestet. Diejenigen im Streichelzoo auch öfter.“ Gehandelt wird immer, wenn ein Befall diagnostiziert ist. „Zum anderen haben wir natürlich ein Impfprogramm. Es wird aber lange nicht jede Tierart geimpft. Weil es für viele gar keinen Impfstoff gibt.“

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Insgesamt sei die Arbeit eine Mischung aus der Betreuung einzelner Tiere und des ganzen Bestandes. Und wenn es mal einen Notfall gibt? „Wir haben Bereitschaftsdienste“, erklärt Saskia Dreyer, dass wirklich immer jemand erreichbar sei, falls ein Tier dringend Hilfe brauche. „Wenn etwas ist, werden wir sofort angerufen.“

Pinguin Napoleon hat Vogelmalaria

Napoleon, der eigentliche Grund für den heutigen Einsatz bei den Pinguinen, ist kein Notfall, krank ist er aber dennoch. „Er hat Vogelmalaria.“ Eine ernstzunehmende Erkrankung, deren Folgen man auch sieht. Sogar als Laie. Der kleine Pinguin-Mann nämlich zeigt neurologische Auffälligkeiten: Als Rebecca van Lokven ihn packt, geht das ganz einfach, weil er nicht so schnell darauf reagieren kann. Und sein Gangbild zeigt auch Auffälligkeiten. Dass er einmal mehr behandelt wird, findet er trotzdem ganz blöde. Die Tierärztin zeigt Verständnis: „Wer geht schon gern zum Arzt und lässt sich stechen.“

Zunächst versucht Saskia Dreyer, am Schwanz Blut abzunehmen. Ohne Erfolg. Jetzt muss sie es am Beinchen versuchen. Das klappt, dauert aber etwas. Und Geduld gehört ganz offensichtlich nicht zu den Tugenden des jungen Pinguins mit dem großen Namen. Jetzt bekommt er noch eine Tablette gegen seine Krankheit, verpackt in einen kleinen Fisch. Dann darf er gehen – und stolpert fast ins Wasser. Genau diese Unsicherheit ist eine Folge der Erkrankung. Ob er ganz geheilt werden kann, das wisse sie nicht, erklärt die Zoo-Tierärztin. Wichtig sei: Er habe keine Schmerzen. „Er wurde therapiert und wir haben große Hoffnung, dass seine Beschwerden sich bessern, vielleicht sogar ganz verschwinden.“ Und das sei er wert, der tägliche Einsatz für die Gesundheit der Tiere.